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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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daß Sie für dieses Unternehmen verantwortlich zeichnen«, erwiderte er.
    Sir Edwin riß sich zusammen, wurde schnell wieder sein früheres, geschmeidiges Image, das ihm Halt und imponierendes Wesen gab. Er starrte David an, die Lider fragend zusammengekniffen. »Sie haben Vollmacht, Projektleiter?«
    »Sie wissen, daß ich sie habe.« Sie wußten beide, wofür.
    »Belastete Sie das nicht? Schließlich sind Sie kein zweiter Littlejohn. Ich war selbst Zeuge, wie Sie Fragen stellten.«
    »Natürlich belastet mich das.«
    »Das stimmt mich froh.«
    Ein Schweigen dehnte sich jetzt zwischen ihnen aus, nachdem das Ende bestätigt war. Sir Edwin saß ganz still da, lächelnd, weil das Image es so verlangte, ein Lächeln ohne Hoffnung.
    »Verraten Sie mir noch etwas«, sagte er schließlich, das Thema anschlagend, das ihm trotzdem noch etwas bedeutete. »Sie sind kein Calvinist, nicht wahr? Sie glauben nicht an die Prädestination, oder?«
    »Sie haben Ihre eigene Frage bereits beantwortet.« David verstand nichts, wollte ihm aber eine Gnade erweisen. Gleichsam noch ein herzhaftes Frühstück, ehe das Urteil vollstreckt wurde. Doch beide zögerten, das Thema direkt anzuschneiden. Sir Edwins Denkstil steckte an.
    »Dann sind Sie also bereit, die Zeitreise blind anzutreten, als einen Akt des Glaubens?«
    David hätte jetzt das Echo von Professor Krawschenskys Thesen werden, einen semantischen Einwand machen können. Doch er tat es nicht. In diesem Moment seines Lebens sollte es Sir Edwin erlaubt sein, etwas Wichtiges zu sagen. Es würde etwas Bedeutendes sein. Mußte es sein.
    »Denn das wird es sein«, fuhr Sir Edwin fort, »ein reiner Akt des Glaubens. Sie haben ja keine Vorstellung, wohin sie reisen. Überhaupt keine Vorstellung.«
    Ein Apparat, der Desinfektionsmittel versprühte, glitt leise zischend unter dem Bürofenster vorbei. Sicherheitsbeamte gingen auf der Spur der Eindringlinge zurück und neutralisierten jede Ansteckungsgefahr. Notwendige, perfekte, anödende Tüchtigkeit. David wußte jetzt, warum ihn dieser Versuch, das Dorf zu überfallen, so sehr deprimiert hatte. Er zwang sich wieder zur Konzentration auf das, was Sir Edwin ihm zu sagen hatte. Wovon hatte der Mann soeben gesprochen?
    »Sie kennen das Programm, Sir Edwin. Was mich anbelangt, werde ich nichts aus blindem Gehorsam tun. Das bleibt den Chrononauten vorbehalten. Ich bewege mich keinen Zoll – oder keine Minute – aus der irdischen Wirklichkeit, bis einer von ihnen zurückgekehrt ist, um zu berichten, was mich dort erwartet.«
    »Zurückgekehrt ist? Aber mein lieber Projektleiter …«
    »Sie tragen ganz allein das Risiko der Reise ohne Wiederkehr. Professor Krawschensky wird sie ziemlich weit in die Zukunft schicken – dreißig oder vierzig Jahre weit. Doch bis dahin werden die Forschungsarbeiten im Dorf so weit fortgeschritten sein, daß wir auch das Rückholverfahren beherrschen. Für diese Aufgaben sind Leute wie Liza Simmons engagiert. Sie wird das Dorf nicht verlassen. Aber das wissen Sie ja alles selbst.«
    »Ich versuche ja nur zu erklären – wenn auch auf meine etwas umständliche Art, zugegeben –, warum ich tat, was ich tat. Haben Sie Geduld mit mir. Wenn Sie nicht an die Prädestination glauben, glauben Sie wenigstens an den freien Willen. Und wo bleibt der freie Wille des Menschen, wenn er aus der Zukunft in die Vergangenheit gereist ist?«
    David spürte leise Regungen von Panik. »Ich verstehe Sie nicht«, sagte er mit fester Stimme. Oder war es Wunschdenken?
    »Ich tat, was ich tat, mein lieber Projektleiter – mein lieber David –, weil ich eines Tages klar erkannte, was nicht anders sein konnte. Ich erkannte, daß eine Reise zurück in die Vergangenheit eine philosophische Unmöglichkeit ist. Ich hörte auf, an das Projekt zu glauben.«
    »Ich will mir Ihre Gründe nicht anhören«, erwiderte David, »mit denen Sie sich rechtfertigen wollen.«
    Doch Sir Edwin sprach schon weiter. Er hatte ein Recht darauf, weiterzusprechen. Er hatte keine anderen Rechte mehr. Er beugte sich vor, verriet zum erstenmal ein echtes Engagement.
    »Denken Sie sich einen Menschen, der rückwärts durch die Zeit reist. Daraus folgt, daß ihm die Zukunft der ganzen Welt bekannt ist. Wie kann ein solcher Mensch sich wohl verhalten? Er weiß, wann der Regen fallen wird, er weiß, wann der Krieg ausbricht, er weiß, was seine Frau zum Abendessen kochen wird. Wenn Sie an den freien Willen glauben – können Sie sich das Leben dieses Mannes überhaupt

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