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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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geballt neben ihr kauerte. Seine groben Kleider taten ihrer Haut weh. Ihn zu begehren, war im Grunde pervers, leicht ekelerregend. Er war unerreichbar, und vielleicht hungerte sie eben deswegen nach ihm. Unerreichbar. Er war ein seelischer Krüppel. Wahrscheinlich war er in seinem Alter bereits unheilbar. Er ging mit seinen Kleidern ins Bett und er roch. Sie war verrückt. Wenn sie sich schon auf eine Distanz von drei Metern an ihn heranwagte!
    Seine Verkrampftheit lockerte sich etwas. Nach einer langen Pause des Schweigens suchte er wieder Trost bei sich selbst. Ihr schmolz das Herz. Sie drückte ihn an sich. Sie nahm nicht sein großes, törichtes Haupt in ihre Hände. Aber sie hatte auch etwas davon, daß sie nur ganz still neben ihm lag und sein Hemd auf ihrer Haut spürte.
    »Ich möchte gern wissen, was der Lärm draußen zu bedeuten hatte«, sagte sie. »Hoffentlich ist niemand verletzt worden.«
    Sie erwartete keine Antwort. Sie hatte einen endlosen Monolog vorbereitet, nur um freundliche, beruhigende Worte von sich zu geben. Doch … »wenn es knallt, gehen meistens Leute drauf.« Er bewegte sich, schob die Beine wieder unter die Decke.
    Sie dachten beide darüber nach. »Vielleicht war es nur eine Übung«, sagte Liza.
    »Wenn es knallt, dann knallt es oder?«
    »Aber es gibt auch oft einen Knall, wo niemand verletzt wird. Zum Beispiel, wenn ein Feuerwerkskörper abbrennt.«
    »Das vorhin war kein Feuerwerk.«
    Sie ließ ihn gewinnen. »Ich glaube du hast recht«, sagte sie. Und sie glaubte tatsächlich nicht an eine Nachtübung.
    »Ich denke, das waren Pete und Harry. Ich denke, ihren Freunden hat das nicht gefallen, was wir mit den zweien gemacht haben.«
    »Was du mit ihnen gemacht hast, Roses.«
    »Hm, arrr. Du hast ganz recht.« Sie merkte, daß er lächelte. »Hätte es aber nicht ohne dich fertiggebracht. Andere Mädchen, die rennen weg.«
    »Ich konnte nirgends hinrennen.«
    »Stimmt.« Er seufzte glücklich bei dieser Erinnerung. Er bewegte seinen Arm, legte ihn über die Brust, fand das unbequem und schob den Arm über den Kopf, so daß er neben ihren Haaren lag.
    »Das war kein schlechter Abend, ganz bestimmt nicht … wenn die Schwäne auch keinen Grund hatten, zu sterben.« Er drehte den Kopf und blickte Liza im Dunkeln an. »Was war das, woran sie gestorben sind?«
    »Verschmutzung. Verdorbene Luft. Alle Vögel gehen ein. Hast du das nicht bemerkt?«
    Es gab ein Gesetzbuch. Es gab Dutzende davon. Was man brauchte, war ein Gesetz, das den Leuten das Scheißen verbot.
    »Roses – bist du nicht schläfrig?«
    »Noch nicht. Bald. Ich weiß immer, wann. Denn dann gehen die Gedanken durcheinander. Deshalb weiß ich es.«
    Sein Arm glitt unter ihren Kopf, und sie rückte etwas näher heran, paßte genau an seine Seite. Sie redeten noch eine Weile miteinander und dann gingen die Gedanken durcheinander. Schließlich schliefen sie ein.
    Als sie erwachten, war heller Morgen. Liza ging wieder in ihr eigenes Bett. Sie wollte nicht, daß Roses sich Sorgen machte, was wohl die Schwester sagen würde, wenn sie den Monitor für ihr Zimmer betrachtete.
     
    Mit der Morgenflut kam die erste Leiche. Von der Mündung bis zum Kai von Penheniot wurde sie vom Fernsehspion verfolgt. Es war die erste Leiche von vielen, da das Meer jetzt nicht nur eine Abwassergrube, sondern auch ein Bestattungsplatz geworden war. David Silberstein – er war in jenen Tagen überall zugleich – hatte bereits die Stelle, wo die Leiche angeschwemmt wurde, abgesperrt, und der Arzt stand in Bereitschaft.
    Die Leiche – eine ältere Frau, nur leicht aufgedunsen – wurde sofort in einen Metallsarg gelegt, versiegelt und in das pathologische Labor geschafft. Dort führte der Arzt unter absolut sterilen Bedingungen eine Autopsie durch und isolierte einen Mutantenstamm von Darmkatarrh-Erregern. Das war eine Krankheit, die in Westeuropa seit Jahrzehnten nicht mehr aufgetreten war. Wenigstens nicht außerhalb der regierungseigenen Forschungsstätten für (anti-) biologische Kampfstoffe. Und von diesen Forschungsstätten gab es mehrere hier im Südwesten von England. Aus dieser Tatsache würden die Mrs. Lamptons, wenn sie darüber aufgeklärt würden, möglichst rasch ihre agitatorischen Schlüsse ziehen.
    Dr. Meyer hielt sich jedoch in seinem Bulletin zurück. Das Fieber, so ließ er erklären, war zwar ansteckend, wurde aber von dem Mehrzweck-Impfstoff, den er vorbereitet hatte, ebenfalls abgeblockt. Die Inkubationszeit dieser Krankheit war

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