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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Werkstätten damit beschäftigt, neue Blumen zu pflanzen. Silberstein war in Gedanken schon bei Sergeant Cole, den er aufsuchen wollte. Er wollte dafür sorgen, daß wenigstens hier in Penheniot Mrs. Lamptons Aufruf zum Bürgerkrieg angemessen beantwortet wurde.
    Im Gemüsegarten hinter dem Hospital begruben die Chrononauten ihren Ausbildungsleiter, Sir Edwin. Solche Ereignisse, solche Bestattungen von Vertragsbrüchigen, waren immer etwas peinlich. Sie verscharrten ihn zwischen den Kohlköpfen und den anderen Quertreibern und sprachen ein kurzes Gebet. Dann marschierten sie zurück zu ihrem Quartier, schwitzend in ihren schwarzen Kleidern und Anzügen, die immer noch bei Beerdigungen üblich waren. Es schickte sich natürlich nicht, so einen Gedanken laut auszusprechen, aber die Chrononauten waren ihrem Ausbildungsleiter besonders dafür dankbar, daß er sein Hinscheiden so lange hinausgezögert hatte, bis ihr Ausbildungsprogramm fast abgeschlossen war. Die letzten noch vorgeschriebenen Übungen konnte Sir Edwins Stellvertreter, der Dorfpsychiater, mühelos wahrnehmen.
    Professor Krawschensky beobachtete mit leisem Besitzerstolz die vorbeimarschierende Gruppe der Chrononauten. In ein paar Tagen schon würden sie ihm gehören. Ihm … An diesem Morgen hatte er es gewagt, da sein wissenschaftlicher Zerberus Liza in die Quarantäne verbannt war, einen Käfer und zwei von Roses’ sich hartnäckig sträubenden Katzen in die chronomische Einheit zu schicken. Erfolgreich, wenn auch verfrüht. Zuerst also lebende Organe und dann sogar mit Wahrnehmungsorganen und Instinkt begabte höhere Lebewesen. Leider brauchte er jetzt Liza für die komplizierten Rechnungen, ehe er in seinen Experimenten fortfahren konnte. Er drückte seine fleischlose, uralte Nase gegen das Fenster, während die höheren Säugetiere, um die es bei den Berechnungen ging, stramm vorbeimarschierten und sich dann auf der Dorfwiese tummelten, strotzend vor Gesundheit und geschulter Intelligenz.
    Seufzend drehte sich Professor Krawschensky um, setzte seinen breitkrempigen Hut auf, um sich vor der Augustsonne zu schützen, und schritt dann stolz (nicht mehr trippelnd und aufgescheucht wie eine Ratte, denn er war jetzt Krawschensky, der Berühmte, Krawschensky, der Mann mit der blendenden chronomischen Zeitflußtheorie) auf das Hospital zu. Er brauchte Liza, und er war entschlossen, sie sich zu holen.
    Dr. Meyer war unbeeindruckt. Er ließ den Professor über die Fernsehleitung mit seiner Assistentin verbinden. Professor Krawschensky starrte auf ihr Bild, so nah und doch so weit entfernt.
    »Ich brauche Sie, Liza.« Seine Stimme glitt durch die Drähte. Plötzlich hatte er Angst, sie könnte seine Gründe nicht gutheißen. »Die Experimente mit lebender Materie fallen perfekt aus. Ich – äh – werde bald so weit sein, daß ich menschliche Wesen in den Zeitfluß schicke. Ich halte deswegen Ihre Anwesenheit im Labor für dringend erforderlich.«
    Menschliche Wesen auf der chronomischen Startbühne … Liza schrak zusammen. Hier waren Gegenproben, gründliche Beobachtungen, Wochen der Vorbereitungen nötig, ehe man sich an Experimente mit Menschen heranwagen durfte. Wenn der Professor das alles überging und sich gleich an das Höchste wagte, war das kriminell. Natürlich auch verführerisch (weil er im Augenblick allein die Verantwortung trug).
    »Ich werde morgen entlassen«, sagte sie. »Wenn sich bis dahin bei mir keine Anzeichen einer Infektion zeigen.«
    »Morgen? Erst so spät, mein Kind? Ich hoffte, Sie könnten Dr. Meyer überreden, daß er sie früher freigibt.«
    Vierundzwanzig Stunden waren so gut wie gar nichts. Seine unvernünftige Hast setzte ihr Gewissen in Bewegung.
    »Ich vermute, Sie haben bereits Säugetiere in den chronomischen Fluß geschickt.«
    »Natürlich, Kind. Der Veterinär teilte mir mit, daß sich bei diesen Säugetieren nicht die geringsten Nachwirkungen zeigten. Sie befinden sich in ausgezeichneter physischer Verfassung.«
    Sie fragte sich besorgt, wie viele Säugetiere, von welcher Größe und unter welchen Bedingungen. Aber sie fragte nicht, weil sie das gar nicht wissen wollte. Sie bot Mäßigung an, obwohl sie wußte, daß sie nur ihren Atem verschwendete.
    »Sie sollten wenigstens eine Woche damit warten, Professor. Vielleicht stellen sich Komplikationen ein, die momentan noch nicht erkennbar sind.«
    »Das ist lächerlich, Liza.« Betont schroff, eine logische Forderung leugnend. »Wenn die Struktur überlebt, überlebt

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