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Die Zeit-Moleküle

Die Zeit-Moleküle

Titel: Die Zeit-Moleküle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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sie. Ein Schaden durch eine zeitliche Verzögerung ist ausgeschlossen …« Ein neuer Gedanke kam ihm. »Außerdem können wir uns eine Woche Verzögerung gar nicht mehr leisten. Denken Sie an das Fieber in St. Kinnow und den Überfall in der vergangenen Nacht. Sie kennen doch die Einstellung des Gründers. Er ist gegen jede Pedanterie.«
    Er wälzte also wieder einmal die Verantwortung ab (wenn sie ihm allein aufgebürdet wurde). Der Gründer sollte sie jetzt tragen. »Haben Sie ihn gefragt?« fragte Liza.
    »Ich kann ihn nicht fragen.« Gott sei Dank nicht. »Alle Verbindungen über den Bezirk hinaus sind blockiert. Selbst die Amateurradios werden gestört.«
    »Dann tragen Sie also allein die Verantwortung.«
    »Natürlich, mein Kind. Natürlich.« Doch er trippelte jetzt wieder. »Und ich bin durchaus in der Lage, diese Verantwortung zu meistern.«
    Phrasen. Aber sie hatte sich ihr Alibi erobert, wenn es auch nicht ganz koscher war. Sie blickte zu Roses hinüber, der sich an einem Puzzle versuchte. Er war glücklich, daß die Leute sich in seiner Gegenwart über Dinge unterhielten, die er nie begreifen würde. Es war eine hübsche kleine Welt, dieses Krankenzimmer. Wenn diese Welt zugrunde ging, würden auch andere Dinge für immer vorüber sein. Sie wendete sich wieder dem Schirm und Professor Krawschensky zu.
    »Ich werde morgen wieder im Labor sein«, sagte sie. »Sie werden eine Menge Dinge vorbereiten müssen. Und das schaffen Sie vor morgen sowieso nicht, wenn Sie ganz allein sind.«
    »Aber sind Sie auch ganz gesund, mein Kind? Sie haben bestimmt keine Symptome? Sie und ihr – äh – Leidensgenosse?«
    Sie nickte. Er fragte nicht nach ihrem Wohlbefinden. Er bangte um sein Forschungsprogramm. Sie nahm ihm das nicht übel – vor vierzehn Tagen, ehe sie sich in Roses verliebte, hatte sie genauso gedacht. Falls Roses für nichts anderes gut war, eines hatte sie ihm zu verdanken: den humanitären Einfluß. Da sie dem Professor nichts mehr zu sagen hatte, lächelte sie und schaltete ab.
    Wie sich jedoch im Lauf des Tages herausstellte, wurden Professor Krawschenskys alten, zittrigen Schultern größere Verantwortungslasten erspart. Kurz nach vier Uhr nachmittags landete der Gründer mit einem Helikopter im Dorf. Die Royal Air Force gab ihm Geleitschutz. Die strengen Bestimmungen waren in seinem Fall etwas gemildert worden, weil er viele Freunde (sprich Feinde, die sich vor ihm fürchteten) in einflußreichen Stellungen hatte. Er wurde sofort in das Krankenhaus gebracht und unter Quarantäne gestellt. Man installierte mehrere Telephone in seiner Isolierstation und auch den Stab, soweit er in dem Helikopter Platz gefunden hatte. (Zu dem Stab gehörte auch eine junge Frau, die sich der Gründer offenbar nach Professor Krawschenskys Anregung zugelegt hatte.) Natürlich machte sich die Gegenwart des Gründers sofort bemerkbar, und Dr. Meyer mußte noch nie (und würde nie mehr) so einen schlimmen Patienten betreuen wie seinen obersten Chef.
    »Ich fühle mich hier ganz isoliert, Doktor. Mein Hauspsychologe behauptet, das sei sehr schädlich. Es ist schon schlimm genug, daß ich aus meiner Aufsichtsrats-Etage verbannt bin, weil eine eifersüchtige Regierung sich grundsatzwidriger Mittel bedient. Doch dieser Kerker ist zu viel.«
    Das war keine Alters-Paranoia. Er sperrte sich nur, um sich die Zeit zu vertreiben. Und Dr. Meyers war dagegen machtlos.
    »Entschuldigen Sie, Mr. Littlejohn.« Das war der fünfte Anruf in einer halben Stunde. »Könnten Sie und Ihre Frau nicht die nächsten zwei Tage als eine Art Neuauflage der Flitterwochen betrachten?«
    »Die Aufgabe meiner Frau besteht darin, junger Mann, mich zu verköstigen, zu verwöhnen und über meine Witze zu lachen. Dafür darf sie dann mein Geld ausgeben. Nicht wahr, mein Liebling? So eine Vereinbarung funktioniert nur, wenn die weitläufigen und luftigen Räume eines Millionärs zur Verfügung stehen. Doch zwei Tage des Zusammenlebens in einem Krankenzimmer dieser Art erfüllen den Tatbestand seelischer Grausamkeit.«
    Darauf wußte der arme Dr. Meyer keine Antwort.
    »Vielleicht mißbilligen Sie im stillen, daß ich sie mitgebracht habe, Doktor. Mein Hauspsychologe ist der gleichen Meinung. Es wäre viel weniger umständlich, wenn ich ihre Funktionen selbst übernähme. Doch meine Rechtsanwälte sind dagegen. Sie warnen mich vor den Konsequenzen des Ehegesetzes. Böswilliges Verlassen kann teuer zu stehen kommen. Also blieb mir gar nichts anderes übrig,

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