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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zu haltende gedankliche Unabhängigkeit zu eigen.«
    »Wart Ihr schon immer schwer im Zaum zu halten, junger Mann?«
    »Mein Vater ist Bauer«, gab James zu. »Wir waren nicht reich. Als ich älter wurde, hat er mich in die Obhut der Franziskaner gegeben. Er meinte, ich sei zu intelligent, um hinter dem Pflug von Nutzen zu sein.«
    Ferron lachte bellend. »Ein vernünftiger Mann. Aber ich hätte Euch an den verdammten Pflug geschnallt und Euch das Gehirn aus dem Leib geprügelt. Dennoch habt Ihr nicht ganz unrecht. Man kann seine Zeitgenossen unter einem heiligen Banner vereinen. Und wir brauchen Einheit, wir zänkischen Christen, denn wir stehen in Granada unserem Todfeind, dem
Islam, gegenüber, und unsere eigenen Städte sind voller Mauren und Juden. Wir haben uns in der Vergangenheit nicht gesäubert, wie ihr Engländer es vor langer Zeit getan habt. Aber gleich nach der Säuberung durch die Inquisition werden wir die Reconquista abschließen können, die sich schon viel zu lange verzögert hat.«
    Als Ojeda die versammelte Menge genug aufgepeitscht hatte, trat ein Notar vor und verlas die Verbrechen der sieben Büßer. Einer hatte sich an jüdischen Ritualen beteiligt; einer hatte sich über die Hostie lustig gemacht, die der Leib Christi war; einer hatte sein Lammfleisch nach jüdischer Rezeptur zubereitet; und so weiter. Sie alle hatten ihre Taten gestanden, als sie der »peinlichen Befragung« unterzogen worden waren.
    Nun wurden die Büßer vor eine letzte Wahl gestellt. Wenn sie ihre Schuld in vollem Umfang bekannten, ihre Sünden bereuten und sich zum christlichen Glauben bekehrten, blieb ihnen die Verbrennung bei lebendigem Leibe erspart; sie würden vorher erdrosselt werden. Alle bis auf einen Mann fügten sich und knieten vor den Inquisitoren nieder, die ihre Stricke herausholten.
    Es erstaunte James, wie schwer es selbst diesen geübten Mördern fiel, das Leben aus einem Menschen herauszupressen; es dauerte lange Minuten, bis der Letzte von ihnen tot zusammensackte.
    Als die anderen leblos an ihren Pfählen hingen, sollte der letzte Mann verbrannt werden. Ein Bürger trat
mit einem brennenden Holzscheit vor, um den Scheiterhaufen anzuzünden. Für diese heilige Tat waren ihm Privilegien versprochen worden. Er schien Angst zu haben; der Holzscheit zitterte in seiner Hand.
    »Seht Euch die Gesichter der Menschen an«, sagte Ferron leise zu Grace, auf kalte Weise erregt. »Seht ihr frommes Entsetzen! Das alles erzeugt eine bestimmte Atmosphäre. Wisst Ihr, der ganze Hof brodelt von Gerüchten über den Antichristen, der in Sevilla geboren werden wird.«
    »Ganz Europa spricht davon«, gab Grace zurück. »Wie gesagt, die Neuigkeiten über die Siege in Spanien hallen durch die gesamte Christenheit. Vielleicht, so sagt man, ist der König der ›Verborgene‹, der den Antichristen besiegen, den Islam zerschmettern und Jerusalem zurückerobern wird.«
    »Ja. Und Isabel ist vielleicht die Apokalyptische Frau. Vielleicht sind Isabel und Fernando geschickt worden, um die Welt in Vorbereitung des Jüngsten Gerichts zu reinigen … Solche Dinge flüstern die Hofprälaten den Monarchen ins Ohr. Und doch, wie plausibel sie in Augenblicken wie diesem erscheinen.«
    James war entsetzt über eine solche nahezu blasphemische Schmeichelei. Aber er wagte es nicht, etwas zu sagen.
    Jetzt leckten die Flammen um die Füße des letzten noch lebenden Büßers. Er ertrug es, so lange er konnte, ohne mit der Wimper zu zucken, aber schließlich wurden die Schreie aus ihm herausgepresst, und der Mob reagierte mit lautem Gebrüll.

VIII
    1484 n. Chr.
    Der große Hafen Malaga war die zweite Stadt der Mauren. Gegründet auf einer riesigen Doppelfestung, die zwei Hügel überspannte, war sie für den Krieg gebaut. Und doch drängten sich Schiffe vieler Nationen in ihrem Hafen, darunter auch Handelsschiffe aus den christlichen Königreichen Spaniens.
    Harrys Puls schlug schneller, als er vom Deck seines Schiffes aus die hin und her fahrenden Boote mit ihren geblähten Segeln beobachtete. Dieser Ort quoll geradezu über von geschäftlichen Möglichkeiten. Vielleicht würde er diese Reise wenigstens mit Gewinn abschließen können, sobald er mit der undurchsichtigen Angelegenheit fertig war, die ihn hierher geführt hatte.
    Es war nun schon drei Jahre her, dass Geoffrey Cotesford ihn wieder mit seiner Schwester Agnes zusammengebracht hatte, drei Jahre, in denen Geoffrey hauptsächlich mit der geduldigen Erforschung der komplizierten

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