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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Christenheit auf dem Rückzug.
    Das Problem war der Aufstieg der Türken. Ein Jahrzehnt nach der Einnahme Sevillas durch die Christen hatten die türkischen Mamelucken die Mongolen besiegt – die erste größere Niederlage der Nomaden auf drei Kontinenten. Es war ein Wendepunkt für die islamischen Reiche gewesen. Die Mamelucken waren ungezügelt weitermarschiert; binnen Jahrzehnten hatten sie die letzten Spuren der alten Kreuzfahrerstaaten ausgelöscht. Schließlich unterlagen die Mamelucken neuen Wellen mongolischer Eindringlinge. Doch aus ihren zerschlagenen Staaten erstand ein neues Turkvolk,
die Ottomanen, das die Überreste der alten oströmischen Herrschaftsgebiete zerstückelte. Der letzte römische Kaiser starb im Kampf um Konstantinopel, als die alte Stadt im Jahr 1453 erobert wurde. Ein jubilierender Sultan namens Mehmet krähte, als Nächstes komme Rom selbst an die Reihe, und er werde seine Pferde bald mit Hafer vom Hochaltar des Petersdoms füttern. Und im Jahr 1480, erst vor einem Jahr, griff Mehmet Italien an, als wolle er dieses Versprechen einlösen.
    »Von Jerusalem bis Rom ist die Christenheit also im Rückzug begriffen«, sagte Grace schonungslos. »Nur hier in Spanien tragen christliche Heere den Kampf zu den Muslimen. Nur hier, unter Isabel und Fernando, siegen die Christen. Und das«, sagte sie, »ist der Schlüssel zur Zukunft.«
    Ferron überlegte. »Die Monarchen sitzen allerdings nicht gerade bequem auf ihrem Thron. Ihre Vermählung hat die christlichen Königreiche Spaniens vereint, aber sie müssen mit allzu mächtigen Adligen, leerem Staatssäckel und einem Bevölkerungsgemisch aus Christen, Juden und Muslimen fertigwerden – und natürlich mit dem großen Krebsgeschwür von Granada, dessen Emir sich seit fünfzehn Jahren weigert, seinen angemessenen Tribut zu entrichten. Der letzte Krieg gegen den Islam?« Er lächelte träge. »Zunächst einmal müssen wir die Mauren in Granada loswerden, dann sehen wir weiter.«
    »Frater Ferron«, erwiderte Grace eindringlich, »ich akzeptiere, was Ihr sagt. Aber die Zeit ist knapp.«

    »Erklärt mir, was Ihr damit meint.«
    Und sie erzählte ihm kurz von einer anderen Prophezeiung: ihrer Familiensage, dem Testament der Eadgyth. Von dessen mysteriöser Hauptfigur mit ihren drei Bezeichnungen, dem Täuberich, der Spinnenbrut und dem Christusträger. Von widerstreitenden Bestimmungen, die »am Ende der Zeit« gelöst werden mussten – das schon im Jahr 1500 kommen konnte.
    »Wir haben also zwei Dekaden Zeit«, sagte Ferron trocken. »Nicht viel, um einen Krieg zu beenden, der schon achthundert Jahre dauert! Aber warum wollt Ihr das, Lady?«
    »Es ist meine Bestimmung. Die Bestimmung meiner Familie, wie wir sie seit den Zeiten Joans von Outremer gesehen haben.«
    Ferron schürzte die Lippen. »Und Ihr seid unverheiratet. Kein Gatte – keine Kinder.«
    »Mein Leben hat nur einen einzigen Zweck, Frater. Wie gesagt, das ist so, seit ich zwanzig bin. Wozu brauche ich Kinder, wenn ich Gottes Maschinen habe?«
    James wechselte einen Blick mit Ferron, eines der wenigen Male, wo sie miteinander kommunizierten. Graces Intensität schien selbst Ferron zu beunruhigen.
    Aber er legte die Fingerspitzen aneinander und drückte sie an die Lippen. »Wie gehen wir nun vor? Wir müssen die Provenienz Eurer diversen Prophezeiungen erörtern. Aber mir scheint, die Zeit ist so knapp, dass dieser Euer Täuberich, sofern es ihn gibt, schon geboren sein muss . Die Heilige Bruderschaft ist ziemlich gut darin, Leute ausfindig zu machen. Ich
werde das weitergeben; wir finden Euren Täuberich, wenn er lebt.«
    Ein junger Mönch kam herein und flüsterte Ferron entschuldigend etwas ins Ohr.
    Ferron stand auf. »Wir werden uns später wieder mit dieser Angelegenheit befassen. Jetzt begleitet mich bitte. Ich habe Euch gebeten, unser Treffen auf den heutigen Tag zu verschieben, weil ich dachte, dass Ihr als Gäste in unserer Stadt vielleicht den ersten Triumph der Inquisition miterleben möchtet.«
    Grace erhob sich mit höflichem Eifer. »Und was für ein Triumph ist das?«
    Ferron lächelte. »Wir nennen ihn ›Akt des Glaubens‹.«
    Auto-da-fé .

VII
    An diesem Februartag formierte sich die Prozession vor Sevillas unvollendeter Kathedrale. Die Spitze bildete eine Gruppe barfüßiger Dominikaner mit schwarzweißen Kapuzen wie der von Ferron auf dem Kopf. Sie trugen das Banner der Inquisition, ein knotiges Kreuz, flankiert vom Olivenzweig des Friedens und dem Schwert der

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