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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Vorgeschichte von Harrys Familie und ihrer bruchstückhaften Prophezeiungen, vor allem des Testaments der Eadgyth, beschäftigt gewesen war. Harry hatte sein eigenes Leben weiterführen können,
indem er diese seltsame Angelegenheit in einen Winkel seines Bewusstseins verdrängte. Doch nun hatte sich das geändert. Geoffrey hatte eine Familie von Verwandten in al-Andalus ausgegraben, dem Auge des Sturms, den der Täuberich der Prophezeiung zufolge entfesseln würde – das behauptete Geoffrey zumindest gemäß seiner Deutung des Testaments. Harry hatte sich widerstrebend bereit erklärt, seine eigenen Geschäfte auf Eis zu legen und hierherzukommen, um diese seltsame Angelegenheit auf die eine oder andere Weise zu klären.
    Malagas Hafen war groß, aber nicht vollständig umschlossen, und bot keinen Schutz vor dem Meer und dem Wind; obwohl das Mittelmeer keine Gezeiten kannte, ging die Landung bei rauer See vonstatten. Mittlerweile war Harry jedoch ein abgehärteter Seefahrer, und das unruhige Meer störte ihn nicht.
    Gleich nach der Ausschiffung heuerte Harry einen Maultiertreiber an und machte sich auf den Weg nach Granada.
    Das Land, durch das er geführt wurde, wies keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeinem ihm bekannten Teil von England auf. Massige vulkanische Hügel erstreckten sich in kleinen Wellen bis zur Küste, und Möwen mit schwarzen Schwingen vollführten tollkühne Flugmanöver über zerklüfteten dunklen Felsplatten, die aus dem Boden ragten. Es kam Harry wie ein Ort großer steinerner Gewalttätigkeit vor. Er machte sich Notizen über seine Eindrücke, um sie an Geoffrey Cotesford weiterzugeben.

    Die Reise dauerte nicht lange; sie erforderte nur eine einzige Übernachtung. Harry fand ein Gasthaus, dessen Inhaber seine englischen Münzen nahmen. Der Maultiertreiber, ein kleiner, dunkelhäutiger Maure, schlief bei seinen Tieren auf einer Decke unter den Sternen.
    Am nächsten Tag mussten sie die Gebirgskette überqueren, die die Christen Sierra Nevada nannten. Der Maultiertreiber führte ihn ohne große Kraxeleien über einen mühelos begehbaren Pass, und sie trabten in einem Schweigen dahin, das nur von dem klagenden Schnauben der Maultiere und dem leisen Klingeln ihrer Glöckchen durchbrochen wurde. Harry schaute auf grüne Täler hinab, in die sich Gutshöfe voller Feigen, Orangen und Äpfel schmiegten, und auf den Kämmen dräuten Festungen und Wachtürme wie die Horste riesiger Vögel. Auf den Gipfeln glänzte selbst an diesem strahlenden Frühlingsmorgen leuchtend weißes Eis. Jedes Element dieser Landschaft erinnerte Harry daran, dass er sehr weit weg von daheim war. Er erspähte Adler, die lautlos dahinsegelten.
    Gegen Abend näherten sie sich Granada. Die Türme, Ziegeldächer und vergoldeten Kuppeln der Stadt erhoben sich aus einem Meer grüner Felder, das bis unmittelbar an die Stadtmauern zu spülen schien. Er erfuhr, dass die Mauren stolz waren auf die intensive Bewirtschaftung ihres Landes – ein bewusster Kontrast zu dem von Schafen übersäten Ödland, das die Christen aus den von ihnen eroberten Gebieten machten; zu mehr waren sie offenbar nicht fähig. In der
Stadt selbst sah er die Kuppel der großen Moschee und die Suks, die sich um sie drängten. Und im tiefsten Innern der Stadt lag der al-qala’at al-hamra , der »rote Palast«, der Komplex, den die Christen Alhambra nannten. Lang und schmal erstreckte er sich über einen Hügel, der die Stadt darunter dominierte, fast wie ein großes Schiff, dachte Harry, das – die Mauern ein Rumpf aus Sandstein – unaufhörlich durch die von ihm beherrschte und beschützte Stadt fuhr.
    Harry hatte einen Geleitbrief in arabischer und lateinischer Sprache dabei. Er war hier, um einen entfernten Verwandten namens Abdul Ibn Ibrahim zu suchen, der zu den Mitarbeitern eines Wesirs gehörte, eines Beraters des Emirs. Deshalb ließen ihn mürrische Wachposten durch einen kunstvollen Torbogen in die Alhambra ein, wo ein schlanker, junger, nervös aussehender Beamter mit einem Turban sich seiner annahm. Er sprach gebrochenes Latein.
    Die Menschen trugen weite Gewänder in Weiß oder anderen hellen Farben und kunstvolle, von Juwelen glitzernde Turbane. Die Kinder hatten flinke Füße und blitzende Augen. Er sah Gruppen von Männern, die im Schatten von Orangenbäumen in Verhandlungen vertieft waren oder rasch von einem Gebäude zum anderen liefen. Hier herrschte eine gewisse Dringlichkeit, dachte er. Die Christen waren auf dem Marsch; der Krieg war

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