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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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über ein überdehntes chinesisches Reich herfallen.«
    Abdul las vor:
    »Die gefiederte Schlange, seuchengestählt,
Fliegt übers Ozeanmeer,
Fliegt nach Osten.
Schlange und Drache, ein Zweikampf auf Leben und Tod.«
    »Aber die Eroberer aus dem Westen werden Schrecknisse entfesseln, wie es sie auf unserem Kontinent schon seit der Zeit vor den Römern nicht mehr gegeben hat.«
    »›Und die Schlange ergötzt sich an heiligem Fleisch.‹«
    »Sie essen Menschenfleisch . Sie opfern Menschen in großer Zahl. Ihre Kriege, sagt Geoffrey voraus, sind schreckliche Sklavenjagden. Gefangene aus einem verwüsteten Europa werden zu ihren Tempeln geschleift, um unter den Messern der Priester zu sterben. Ganze Völkerschaften werden vernichtet … Und das war’s«, sagte Harry. »Die Prophezeiung lässt uns nicht weiter in die Zukunft schauen.«
    Abdul saß wie betäubt da. Dann stand er auf und marschierte in dem Raum auf und ab. Er nahm eine Schale mit Jasminblüten und atmete ihren Duft tief ein. »All das«, sagte er schließlich, »wenn der Täuberich sich nach Osten und nicht nach Westen wendet. Aber diese letzten Zeilen: ›All dies habe ich miterlebt / Und meine Mütter auch.‹ Was hat das zu bedeuten?«
    »Geoffrey sagt, Eadgyth sei keine Prophetin gewesen, keine Seherin, die in die Zukunft schauen konnte, sondern – eine Marionette. Die Worte wurden ihr von einer ›Zeugin‹ in den Mund gelegt, die ›all dies miterlebt‹ hat, einer Heiligen der fernen Zukunft –
Eadgyth hat immer geglaubt, es wäre eine Frau –, die zur Zeit der schrecklichen Katastrophe der westlichen Invasion des Ostens leben wird oder zumindest ihre Wahrscheinlichkeit fürchtet. Und diese Person, die den Schrecken abwenden will, wird einen Weg finden, zu einer Frau in ihrer eigenen tiefsten Vergangenheit – nun ja – zu sprechen .«
    »Wie?«, wollte Abdul wissen.
    Harry lächelte. »Wenn ich das wüsste, würde ich es verkaufen und wäre nicht hier, um mit dir zu reden. Tatsächlich glaubt Geoffrey, dass wir es hier mit zwei Prophezeiungen zu tun haben – oder zwei ›Zeugnissen‹. Er sagt, der Täuberich sollte nach Westen gehen. Jemand anders habe einen Weg gefunden, ihn von seinem richtigen Kurs abzubringen – jemand, der bereits in der Geschichte herumgepfuscht habe und den Täuberich nun in die falsche Richtung schicken wolle, nach Osten, ausgerüstet mit Gottes Maschinen. Und nun versuche eine zweite Zeugin, dies mit Hilfe des Testaments rückgängig zu machen.«
    Abdul dachte darüber nach und lachte. »Geoffrey sagt, Geoffrey sagt. Die Gelehrten sind lästig für welterfahrene Männer wie uns. Vermutlich sind diese Zeugen oder Zeuginnen ebenfalls Gelehrte, die darum wetteifern, die Geschichte durcheinanderzubringen. Und wir sollen jetzt wieder alles richten, indem wir den Täuberich nach Westen schicken?«
    »Sieht ganz so aus«, sagte Harry unglücklich. »Die Frage ist wohl, was tun wir jetzt?«
    Abdul setzte sich wieder. »Ich denke, wir tragen
eine Verantwortung, selbst wenn die Aussicht gering ist, dass es wirklich so kommt, wie in dem Zeugnis beschrieben. Wir müssen versuchen, diese gewaltige, zerstörerische Katastrophe der Schlange-und-Drache-Zukunft abzuwenden. Alles andere wäre besser als das.«
    »Einverstanden. Wir müssen also irgendwas unternehmen.«
    »Ja. Aber solche Gespräche sind dir genauso unangenehm wie mir, stimmt’s?«
    Harry zuckte die Achseln. »Ich bin bloß ein Kaufmann. Ich verkaufe Wolle. Das ist das Einzige, was ich kann.«
    »Ja.« Abdul schaute aus dem Fenster, und das staubige Abendlicht fing die Flächen seines Gesichts ein. »Und ich, ich habe immer außerhalb der Strömung der Welt gestanden. Mir gefällt es so. Es gefällt mir zu beobachten, ohne beteiligt zu sein. Ich bin zufrieden mit meiner Rolle hier im Palast. In Granada versuche ich, Probleme zu lösen, Harry. Menschen zu retten. Das Gleichgewicht wiederherzustellen, wenn du willst.«
    »Aber nicht, die Geschichte zu verändern.«
    »Ganz recht. Und trotzdem sitzen wir nun hier.«
    Harry nickte. »Wo fangen wir an?«
    »Wir müssen deinen Täuberich finden«, sagte Abdul entschlossen. »Denn wie es scheint, hängt der ganze Verlauf der Geschichte von seinen Entscheidungen ab. Er muss ein Navigator sein, ein Seemann, ein Kapitän oder ein Schiffseigner; er muss finanzielle Förderung
für seine Reisen nach Westen suchen. Diese Navigatoren kennen sich untereinander – und sind allesamt eifersüchtig aufeinander. Mal sehen,

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