Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
klügsten.« Er las sich das Testament noch einmal genau durch. »Manches davon scheint ganz klar und deutlich zu sein, nicht wahr? Ein Feuer, das ›unseren Ozean‹ verzehrt – das muss das Mare Nostrum sein, wie die Römer es genannt haben, unser Ozean, das Mittelmeer. ›Gottes Maschinen werden … die Gewürzländer in Flammen setzen.‹ Ein groß angelegter Krieg im Osten also, wenn der Täuberich sich in diese Richtung wendet – vielleicht ein Krieg gegen die islamischen Staaten, die den Handelsverkehr mit den Gewürzinseln beherrschen? So viel ist logisch. Aber warum sollte dieser Täuberich, so er existiert, den Wunsch haben, nach Westen zu reisen? Im Westen liegt doch nur das Ozeanmeer.«
    »Des Handels wegen«, sagte Harry sofort. »Na ja, mag sein, dass ich da voreingenommen bin. Aber da
draußen kann man Geld machen. Deshalb würde ich dorthin gehen …«
    Jahrzehntelang hatten europäische »Navigatoren«, wie sich die Entdeckungsreisenden zur See auch nannten, das Ozeanmeer erkundet, um neue Handelsrouten zu finden. Dieses Bestreben war ein Vermächtnis der Mongolen, deren hundertjähriger Frieden Asien für kurze Zeit mit Europa vereinigt hatte. Reisende wie Marco Polo, die den neuen kontinentübergreifenden Handelsrouten folgten, brachten Berichte von Großreichen im Osten mit. Italienische Kolonien am Schwarzen Meer und die Kreuzfahrerstädte in der Levante machten einen hübschen Gewinn als Kanäle für Importe aus dem Osten, darunter Zucker, Gewürze und Textilien, Felle, Pelze und Häute, Wachs, Honig, Bernstein und Metalle.
    »Auf den mongolischen Handelswegen ist allerdings nicht nur Reichtum nach Europa geströmt«, warf Abdul dunkel ein. »Der Keim der Auslöschung lag im Herzen Asiens; sie ist mit den Händlern und ihren Schiffen aus dem Osten gekommen. Das kann man den Aufzeichnungen entnehmen …«
    Als der Mongolische Friede endete, schnitten aufstrebende islamische Reiche wie jenes der Ottomanen den christlichen Westen von den reichen Märkten des Orients ab. Jetzt wusste man nicht einmal mehr, ob die Khane noch auf ihrem Thron saßen. Auch im Süden sahen sich christliche Händler von Muslimen in die Zange genommen, die den Gewürzhandel mit Indien und dem Fernen Osten kontrollierten und deren
Karawanen, die sich durch die Sahara schlängelten, den einzigen Zugang zu den großen Goldfeldern Westafrikas boten.
    Auf der Suche nach neuen Handelswegen richteten die Europäer ihre Aufmerksamkeit also auf die Meere.
    »Es ist eine aufregende Zeit«, sagte Harry. »Du hast doch bestimmt die neuen Karten gesehen. Die Schiffe werden auch immer besser. Die Portugiesen arbeiten sich beispielsweise an der Westküste Afrikas entlang immer weiter nach Süden vor; sie suchen einen Seeweg zu den afrikanischen Goldminen. Manche halten es für möglich, an der afrikanischen Küste entlang bis zur Südspitze zu fahren und einen Kanal nach Osten zu finden, in den Indischen Ozean und zu den Gewürzinseln. Und andere stoßen bereits nach Westen ins Ozeanmeer vor. Sie verstehen allmählich, wie der Wind weht und wo die großen Meeresströmungen fließen.
    Und wir wissen, dass dort draußen neue Länder zu finden sind. Wie Madeira, das in der Hand der Portugiesen ist. Und die Kanarischen Inseln, die die Spanier erobert haben – sie nennen sie die ›glücklichen Inseln‹.«
    »Es gäbe also gute Gründe für diesen Täuberich, seine Energien nach Westen zu wenden.« Abdul fixierte Harry mit finsterem Blick. »Aber du hast mir nicht alles erzählt, nicht wahr, Vetter? Wenn der Täuberich den Weg nach Osten einschlägt, gibt es Krieg zwischen Christen und Muslimen – aber es gibt immer
Krieg zwischen Christen und Muslimen. Was wäre so schrecklich an diesem?«
    Harry trank einen Schluck von seinem Granatapfelsaft. Und er zeigte Abdul den Rest der Prophezeiung, jene Zeilen, die seine Schwester an der Wand ihrer Zelle in York entdeckt hatte.

X
    Harry las vor:
    »Der Drache erhebt sich von seinem östlichen Thron,
Wandert nach Westen.
Die gefiederte Schlange, seuchengestählt,
Fliegt übers Ozeanmeer,
Fliegt nach Osten.
Schlange und Drache, ein Zweikampf auf Leben und Tod
Und die Schlange ergötzt sich an heiligem Fleisch …
    Geoffrey Cotesford glaubt, dass er diese vierhundert Jahre alten Worte jetzt versteht. Er deutet sie folgendermaßen:
    Der Täuberich ist ein starker Mann. Stark, klug, entschlossen. Er ist eine elementare Kraft, die in unserer Welt freigesetzt ist. So muss es sein, warum

Weitere Kostenlose Bücher