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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ob ich ihn aufspüren kann.«
    »Und was dann?«
    »Dann werden wir entscheiden, was wir tun müssen, um ihn auf den richtigen Weg zu schicken, hinaus aufs Ozeanmeer.« Er runzelte die Stirn. »Da kommt mir ein Gedanke – dieses seltsame Zeugnis ist in die Hände unserer Familie gelangt. Aber Familien haben es nun einmal so an sich, dass sie sich rasch vergrößern. Was, wenn es irgendwo noch andere wie dich und mich gibt, Harry, die ebenso mit dem Testament der Eadgyth bewaffnet sind – oder noch schlimmer, mit Gottes Maschinen? Und was, wenn einer von diesen anderen unbekannten Verwandten beschlossen hat, das Gegenteil zu erreichen – den Täuberich nicht nach Westen, sondern nach Osten zu schicken?«
    Harry war entsetzt; auf diese Idee war er noch nicht gekommen. »Wenn ja, werden sie den Täuberich ebenfalls suchen«, sagte er.
    »So ist es. Wir müssen die Augen offen halten. Und wenn wir ihnen begegnen«, sagte Abdul ruhig, »müssen wir mit ihnen fertigwerden.« Und er drückte die Nase wie zum Trost an ein Jasminblütenblatt.

XI
    1485 n. Chr.
    Im Sommer des Jahres 1485 reiste Grace Bigod mit Frater James im Schlepptau wieder nach Spanien. Grace wollte sich noch einmal mit Nachdruck dafür einsetzen, dass der spanische Hof Gottes Maschinen übernahm.
    Aber die Spanier befanden sich im Krieg. Dieses Jahr waren Fernando und Isabel von der Belagerung einer maurischen Stadt in Anspruch genommen, die bei den Christen Ronda hieß.
    Darum reisten James und Grace mit einem Stoßtrupp kastilischer Soldaten durchs ganze Land nach Ronda. Auf dem Weg von der Küste ins Landesinnere durchquerten sie eine Landschaft aus Hügeln und Schwemmebenen, durch die sich glitzernde Flüsse schlängelten; auf den Hügelkuppen hockten befestigte Städte. Die Narben des Krieges zeigten sich überall, in den verbrannten Feldern, den Gemäuern verlassener Bauernhöfe, den stinkenden Kadavern, die am Straßenrand lagen.
    Die Ritter nannten sich caballeros , und sie wurden von hidalgos bedient, Edelleuten niedrigeren Ranges. Unterwegs scherzten, sangen und tranken sie. James
fand, dass sie eine gewisse träge Arroganz an den Tag legten. Wenn sie eine noch stehende Steinmauer sahen, trieben sie ihre Pferde dagegen, um sie niederzureißen, wenn sie einen Heuhaufen sahen, steckten sie ihn in Brand, wenn sie einen Brunnen sahen, warfen sie Steine hinein, um ihn zu verstopfen, und wenn sie einen Bewässerungskanal sahen, blockierten sie ihn mit totem Vieh. Mit ihren auf die Ärmel genähten Kreuzfahrerzeichen widmeten sie jedes neue Zerstörungswerk Sankt Johannes, dem Maurentöter, und sie träumten davon, was sie tun würden, wenn sie ein paar mollige Maurinnen fänden, die sich in den Ruinen versteckten. So zerstörten sie ein Land, das siebenhundert Jahre lang intensiv bewirtschaftet worden war.
    Grace hatte kein Verständnis für das Unbehagen, das all dies bei James auslöste. »Ihr seid ein Heuchler«, sagte sie unverblümt. »Ihr widmet Euer frommes, sinnloses kleines Leben mit Freuden der Entwicklung verheerender Waffen. Aber wenn Ihr die Resultate seht, schreckt Ihr vor ihnen zurück.«
    James stellte sich seinem Gewissen und merkte, dass sie recht hatte. Als sein Abt ihn dem Maschinenprojekt zugeteilt hatte, war ihm keine Wahl geblieben. Aber jetzt war er dreißig Jahre alt, und im Lauf der Zeit hatte er die Herausforderung seiner geistigen Fähigkeiten durch die Maschinen nicht nur angenommen, sondern sich geradezu in sie verbissen. Es war faszinierend zu sehen, wie diese höchst erstaunlichen Spielzeuge aus Haufen von Holz und Eisen, Salpeter, Schwefel und Holzkohle erstanden – eine Faszination,
warnte ihn sein Beichtvater, die ein Ersatz für andere, von ihm tugendhaft beiseitegeschobene Aspekte seines Leben sein mochte.
    Aber ihm wurde klar, dass er innerlich eine Mauer zwischen der Entwicklung der Maschinen und ihrem letztendlichen Zweck errichtet hatte.
    Unglücklich sagte er: »Ich hatte bloß nicht erwartet, dass es so sein würde.« Er machte eine Handbewegung. »Ist das Krieg? Diese mutwillige Zerstörung – im Winter wird es hier eine Hungersnot geben –, diese Brutalität gegenüber den Alten und Kranken, den Frauen und Kindern.«
    Sie lachte ihn aus. »Was habt Ihr denn erwartet, Ritterlichkeit? Ihr solltet Eure Lektüre ein wenig erweitern, Bruder. So werden Kriege heutzutage ausgetragen: Franzosen gegen Flamen, Italiener gegen Italiener, Mauren gegen Christen … Nun, wir Engländer haben dieser Technik

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