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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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diffuses Licht in den Gang.
    Am Fuß der Treppe wartete ein Wagen. Auf der niedrigen Plattform war ein großer, armbrustähnlicher Mechanismus montiert, und er besaß ein fünftes, mit einem Ruder verbundenes Rad an einem Drehzapfen am Heck. Da kein Pferd und kein Ochse zu sehen war, schien er unmöglich bewegt werden zu können. James führte Grace und den verwirrten Ferron zu zwei Ledersitzen am vorderen Ende des Fahrzeugs und bat
sie, Platz zu nehmen. Er selbst wählte den hinteren Sitz, ergriff das Ruder und entriegelte die Armbrust.
    Der Wagen setzte sich in Bewegung und fuhr zügig und lautlos durch den Gang. Ferron saß kerzengerade da; seine großen, zarten Hände, mit denen er sich am Rand des Sitzes festklammerte, waren weiß.
    James genoss diesen Augenblick. Er sagte nichts über den Wagen, sondern schilderte den Hintergrund einer Arbeit, die seit über zweihundert Jahren – seit Roger Bacons Zeiten – in absoluter Geheimhaltung vonstatten ging. »Wir setzen hier eine alte Tradition fort. In der Antike haben Denker wie Archimedes ihren Verstand zur Konstruktion von Waffen und Verteidigungsvorrichtungen eingesetzt. In jüngerer Zeit haben Ingenieure wie Taccola, Buonaccorso Ghiberti und Francesco di Giorgio Martini militärische Abhandlungen ausgearbeitet. Und wir haben eine fruchtbare Korrespondenz mit einem Künstler und Philosophen namens Leonardo da Vinci geführt, der Kriegsmaschinen für den Herzog von Mailand entwickelt. Aber unsere Maschinen sind fortgeschrittener als seine – natürlich haben wir auch ein paar Jahrhunderte Vorsprung …«
    Ferron hatte kein Wort gesagt, seit der Wagen sich in Bewegung gesetzt hatte. Jetzt sprach er endlich. Seine Stimme klang angespannt. »Dieser Wagen hier.«
    »Ja?«
    »Es gibt keine Pferde. Keinen Ochsen. Keine Sklaven, die ihn ziehen.«
    »Natürlich nicht.«

    »Aber dennoch bewegt er sich . Was ist das für eine Hexerei?«
    James grinste hinter Ferrons Rücken. »Keine Hexerei. Der Wagen treibt sich selbst an. Dieser Mechanismus  – seht Ihr, er ähnelt einer Armbrust – speichert Energie, wenn man ihn aufzieht – Energie, die bei ihrer Freisetzung auf ein Getriebe übertragen wird, das wiederum die Räder antreibt.
    Die meisten unserer Konstruktionen basieren auf fünf simplen Vorrichtungen, mit denen man sich schon seit der Antike beschäftigt hat: Ich meine die Winde, den Hebel, den Flaschenzug, den Keil und die Schraube. Als Kraftquellen benutzen wir Gewichte, Wärme – in Form von gefangenem Dampf –, menschliche und tierische Muskeln sowie Wind-, Wasser- und Federkraft, wie bei diesem Wagen. Und außerdem Bacons Schwarzpulver. Das Prinzip des Wagens ist simpel. Die technische Herausforderung bestand darin, ein Differentialgetriebe zu entwickeln, damit die Räder sich unabhängig voneinander bewegen können …»
    Grace lehnte sich zurück. »Genug«, flüsterte sie James zu. »Wir sind hier, um den Mann zu beeindrucken, nicht, um ihn in Angst und Schrecken zu versetzen.«
    James nickte. Aber er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Mit seinen dreiunddreißig Jahren war er selbstsicher und fühlte sich als Herr der Lage – und ihm stand der Sinn nach einer kleinen Rache an diesen reichlich monströsen Figuren, die sein Leben beherrscht hatten.

    Der Wagen wurde langsamer. James verriegelte den Federantrieb, bremste das Hinterrad, und der Wagen kam leicht ruckelnd zum Stehen. Ferron kletterte nicht sehr würdevoll von seinem Sitz auf den unbefestigten Boden.
    Sie durchquerten einen Torbogen und gingen noch ein paar Schritte abwärts, bis sie in einer großen, mit groben Steinblöcken ummauerten Kammer landeten, die von weiteren Fackeln und Öllampen erhellt wurde. Es war eine riesige Höhle; von ihrem kathedralenartigen Dach hingen Stalaktiten wie Eiszapfen herunter.
    Und im Schatten ragten obskure Maschinen auf, deren metallene Flanken von Öl glänzten. Mönche huschten um die Maschinen herum. Man hörte das leise Gemurmel von Gesprächen, das Klirren von Hämmern auf Metall – und ein Kreischen von freigesetztem Dampf, das sie alle zusammenfahren ließ.
    Ein fledermausähnlicher Schatten huschte klappernd unter dem Dach vorbei und ließ sich in einer Ecke nieder.
    »Willkommen in unserer Manufaktur«, sagte James.
    »Das ist eine Höhle«, erwiderte Ferron erstaunt.
    »O ja«, sagte Grace. »In dieser Grafschaft wimmelt es von Höhlen. Kalksteinland, versteht Ihr. Und oben ist auf Meilen hinaus niemand in der Nähe; das Land hat

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