Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman
Tuchmacher?«, fragte James.
»Ein Weber . Der Mann ist der Sohn eines Webers. Genau wie es in Eurer Prophezeiung heißt.«
Und James erinnerte sich an die Zeile: die Spinnenbrut . Der Weber eines Netzes.
Abdul meldete sich zu Wort: »Und wenn ich fragen darf – wie ist sein Name?«
»Seine italienische Mutter hat ihn Cristoforo genannt, seine portugiesische Gattin Cristóvão. Im Alltagslatein seines Händlerlebens heißt er Christophorus. Wir in Spanien müssen ihn Cristóbal nennen, nehme ich an.«
»Christophorus. Christo ferens «, sagte Grace langsam. »Der Christusträger. Und der Nachname?«
Ferron lächelte, weil er ihre Reaktion vorhersah. »Hier wird er Colón genannt – Colombo in Genua und Portugal – Columbus auf Lateinisch.«
Grace klatschte in die Hände, entzückt wie ein kleines Kind. »Columbus – der Täuberich! Kann es wirklich so einfach sein? Die Spinnenbrut, der Christusträger, der Täuberich – Christoph Columbus!«
Aber der erschrockene James dachte, dass an einer vierhundert Jahre alten Prophezeiung, die sich bewahrheitete, nichts einfach war.
»Nun, es scheint, als hinge alles von diesem Mann ab«, fuhr Ferron fort. »Spanien ist ausgeblutet vom Krieg; die Monarchen werden nicht alles kaufen, was man ihnen vorlegt. Wenn dieser Mann die Mittel für seine Fahrt nach Westen bekommt, geben sie gewiss nichts mehr für Eure Maschinen aus – und ich gelange immer mehr zu der Überzeugung, dass sie das tun müssen, wenn wir im letzten Krieg der Welt den Sieg erringen wollen. Unsere Aufgabe besteht also darin, diesen Täuberich, diesen Colón, für unsere Sache zu gewinnen. Wir müssen erreichen, dass er den Ozean im Westen vergisst. Wir müssen ihn dazu bringen, sich nach den Maschinen und dem ruhmreichen kommenden Krieg zu sehnen.«
»›Und der Täuberich wird ostwärts fliegen‹«, hauchte James.
Abdul, der Mudéjar, sah Ferron aufmerksam an und nahm jedes Wort in sich auf.
XIV
Abdul Ibn Ibrahim, ein großer, korpulenter Mann mit ledrigem, faltigem Seemannsgesicht, hätte in London auch ohne den Turban auf seinem Kopf fehl am Platze gewirkt, dachte Harry. Abdul war nach England gekommen, um Harry und Geoffrey zu erzählen, was er über diesen Mann namens Cristóbal Colón, den mutmaßlichen Täuberich, erfahren hatte.
Colón hatte sich an den Hof der spanischen Monarchen in Córdoba begeben. »Die Monarchen haben die Hauptstadt des Kalifats, eine Stadt der Gelehrsamkeit, in ein bewaffnetes Lager verwandelt, das Hauptquartier ihres Krieges gegen die Mauren«, erklärte Abdul düster. »Sie ist voller Waffenschmieden, überall trinken und huren Soldaten, und im Schatten der Moschee schlagen Trommeln, paradieren Pferde und inszenieren die Truppen der Adligen Scheinkämpfe …«
Zu Beginn seines Aufenthalts in Spanien war Colón in dem kleinen Hafen Palos an Land gegangen, um einen sicheren Aufenthaltsort für sein Kind zu suchen. Er hatte sich für eine franziskanische Priorei namens La Rábida entschieden, außerhalb der Stadt gelegen. Es war eine glückliche Wahl, denn er hatte rasch Verbündete
in Juan Pérez, dem Prior, und dem zu Besuch weilenden Bruder Antonio de Marchena gefunden. Diese beiden waren wackere Unterstützer geworden. Und ein Brief de Marchenas aus Palos hatte als Empfehlungsschreiben an den Beichtvater der Königin gedient.
Colón bekam also die Gelegenheit, seine Petition einer Kommission der Monarchen vorzulegen. Aber sie wurde rasch abgelehnt.
»Man hat ihn schon allein wegen der mangelnden Plausibilität seines Plans abgewiesen«, sagte Abdul. »Dieser Colón ist kein Gelehrter, und wenn er sich auf Debatten mit Schiffskapitänen und Geografen über die Form der Welt einlässt, merkt man das.«
Doch nun legte Colón jene eiserne Entschlossenheit an den Tag, auf die das Testament hindeutete – »mit festem Herzen und klarem Verstand«. Er fand einen Weg, sich direkt an das Königspaar zu wenden.
»Und er hat sofort Isabels Aufmerksamkeit erregt«, sagte Abdul. »Schließlich hat sie portugiesische Vorfahren. Colóns Schwiegervater hat das Ozeanmeer zusammen mit Prinz Heinrich erkundet, dem Großonkel der Königin. Ich glaube, ihr Blut ist bei dem Gedanken in Wallung geraten, selbst ein paar Forschungen anzustellen.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Er ist aber auch wirklich ein auffallend gut aussehender Mann. Und ein kräftiger Bursche. Mehr sage ich nicht!
Die Monarchen waren trotz der mangelnden Plausibilität seines Vorhabens
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