Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
die Mönche seiner großartigen Manufaktur zweihundert Jahre lang im Untergrund und völlig unsichtbar an Kriegswaffen gearbeitet. Ja? Wirklich erstaunlich. Man hat mir erzählt, dass Colón Bacons Schriften zu Hilfe genommen hat, um die Präsentation seines Projekts bei Hofe auszuarbeiten. In seinem Opus Majus gibt Bacon einen Überblick über den geografischen Wissensstand und bestreitet beispielsweise die Existenz einer ›heißen Zone‹ unterhalb des Äquators.«
    »Vielleicht können wir Colón und seinen Bruder dazu bewegen, auch diese Früchte von Bacons Genie zu akzeptieren«, sagte Grace.
    »Möglicherweise.«
    Sie gingen durch einen niedrigen Durchgang in eine andere, kleinere Kammer. Hier brannten nur geschlossene Öllampen, und die dunstige Luft stank nach Dung und Urin. Ferron wich zurück, und Grace rief mit einem ungeduldigen Fingerschnippen einen Novizen herbei, der jedem von ihnen ein parfümiertes Taschentuch reichte, das sie sich vor die Nase halten konnten.
    In diesem Raum wurde nach Bacons sorgfältig recherchierten Rezepten Schießpulver hergestellt. Es wurde aus Sicherheitsgründen und wegen der stinkenden Luft separat aufbewahrt; die für diese Arbeit eingeteilten Brüder hatten keine besonders hohe Lebenserwartung.
    »Wir mischen die Ingredienzien mit Mörsern und Stößeln, oder mit diesen hölzernen Stampfern.« James
zeigte Ferron ein klobiges Gerät, das nur aus Eisenhebeln und Holzschlegeln bestand. »Wir müssen das Pulver – je nach Anwendung – zu Körnchen verschiedener Größe verarbeiten. Die Korngröße bestimmt die Abbrandgeschwindigkeit; das Pulver soll ja nicht so schnell verbrennen, dass es das Gehäuse einer Bombarde zerreißt. Darum mischen wir es mit einem Bindemittel. Manchmal besteht es aus Wasser und Wein, aber Urin ist am besten.«
    »Das rieche ich«, sagte Ferron trocken. »Und die Ingredienzien?«
    »Die beste Holzkohle ist knotenfrei und besteht aus Buschholz – Haselnuss oder Esche, im Frühling gesammelt und darum voller Saft. Wir führen unseren Schwefel – den reinsten der Welt – von den Vulkanen Islands ein. Der Salpeter ist schwieriger und muss extra hergestellt werden.« Er zeigte Ferron eine Reihe von Bottichen; trübes Wasser wurde von einem in den nächsten gegossen. »Salpeter wird aus Dung gemacht.«
    Die Mönche füllten eine Grube mit Schichten aus ungelöschtem Kalk, Stalldung, Holzasche und Pflanzenabfällen. Diese Schichten wendeten sie regelmäßig um und befeuchteten die Oberfläche. Es war wichtig, dass die Substanz nicht zu feucht oder zu trocken wurde. Nach einigen Monaten bildete sich eine weißliche Effloreszenz an der Oberfläche des Haufens, welche die Mönche abkratzten und sammelten. Das Pulver lösten sie in Wasser, das dann durch die diversen Bottiche geleitet wurde.

    »Das ist Salpeter«, sagte James. »Bei den Arabern heißt er ›chinesischer Schnee‹. Der Salpeter bleibt gelöst, während andere Salze ausgefällt werden. Es ist eine komplizierte Technik, die über Jahrhunderte hinweg entwickelt wurde, unter anderem von den Chinesen …«
    »Die Araber verfügen jetzt auch über solche Verfahren. Sie schießen seit hundert Jahren – oder sogar noch länger, glaube ich – mit Kanonen auf Christen.«
    »Ja«, sagte James geduldig, »aber dank des Kodex besaß Bacon das Rezept zur Herstellung von Schwarzpulver und den dazu erforderlichen Salpeter Jahrzehnte früher als sonst. Die Gelehrten glauben, dass wir den Arabern infolgedessen bei der Nutzung dieser Geheimnisse hundert Jahre oder mehr voraus sind. Und darum werden wir mit diesen Maschinen den Sieg im Heiligen Krieg erringen.«
    »Es ist also eine waschechte Industrie«, sagte Ferron. »All das Material, das in dieses Verlies strömt, Schwefel aus den Bergen Islands, Dung von den Bauernhöfen in Derbyshire, und dann der Einfallsreichtum der hiesigen Höhlenmönche. Es wäre wohl auch unangemessen, wenn man keine Intelligenz und Mühe brauchte, um diesen teuflischen Staub, dieses Schießpulver, herzustellen, das so viele Menschen töten kann. Aber ich frage mich, wie seine Opfer es fänden, wenn sie wüssten, dass die Kugel, die sie getötet hat, von einem alchimistischen Erzeugnis aus Dung angetrieben wurde …«
    Sie kehrten zur Hauptmanufaktur zurück. Eine
geflügelte Gestalt flatterte geräuschvoll unter der gewölbten Decke umher.
    Ferron schaute nervös nach oben. »Wenn das eine Fledermaus war, dann eine große.«
    James grinste. »Keine Fledermaus. Ein

Weitere Kostenlose Bücher