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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Mensch.«

XVI
    Abdul beugte sich über seinen Krug mit englischem Bier und unterhielt sich leise mit Harry und Geoffrey.
    »Wie ihr wisst, habe ich diesen Mann, diesen Cristóbal Colón, im Auge behalten, seit die Inquisition auf ihn aufmerksam geworden ist. Und sein seitheriger Werdegang hat mich nur in der Überzeugung bestärkt, dass er wirklich der Mann ist, von dem in eurem Testament die Rede ist.«
    Abdul hatte sich als Mudéjar-Muslim ausgegeben und weiter mit Diego Ferron zusammengearbeitet. Nun war er erneut nach England gekommen, diesmal als Angehöriger von Ferrons Gefolge. Er hatte sich mit Harry Wooler und Geoffrey Cotesford in dem kleinen Wirtshaus in der Stadt Buxton getroffen – von der er im Übrigen schon gehört zu haben behauptete; früher sei das ein Badeort gewesen, den die Römer Aquae Arnemetiae genannt hätten. Sie unterhielten sich leise, als ob einer der Maulaffen feilhaltenden Einheimischen ein Spion der spanischen Inquisition sein könnte.
    Alle drei wurden sie allmählich älter und fülliger, dachte Harry, ihre Hälse wurden dicker, das Haar grauer. Er selbst war jetzt in den Dreißigern. Und dennoch
hockten sie hier wieder einmal heimlich beieinander und verfolgten nach wie vor das obskure Projekt, von dem sie seit Jahren besessen waren.
    »Ihr wisst ja, dass Colón schon mehrmals abgewiesen worden ist«, fuhr Abdul fort. »Ich war dabei, als er sein Vorhaben in der alten maurischen Universität von Salamanca auf eindrucksvolle Weise vorstellte. Aber im Januar letzten Jahres haben sie ihn erneut abgewiesen.«
    »Und er gibt trotzdem nicht auf?«, fragte Geoffrey.
    »Keineswegs. Er hängt am Hof herum, bettelt um Audienzen, sammelt weitere Indizien aus Sagen, Seemannsgeschichten, geografischen Studien der Araber und den Werken der Klassiker. Der Rest des Hofes hält ihn inzwischen für eine Witzfigur, glaube ich. Für einen Langweiler und Scharlatan. Isabel scheint jedoch nach wie vor Gefallen an ihm zu finden. Sie hat ihm sogar den Lebensunterhalt finanziert.
    Aber ihr dürft nicht vergessen, dass die Monarchen die ganze Zeit Krieg gegen die Mauren geführt haben. Es war ein blutiger Sommer», sagte Abdul, während er daran zurückdachte. »Ich habe zu viel davon gesehen. Malaga hat zähen Widerstand geleistet. Als die Festung schließlich fiel, wurden die Einwohner den spanischen Adligen als Sklaven zugeteilt, wie Vieh. Das zerstrittene Emirat in Granada war machtlos … Ich glaube, jedem ist klar, dass Fernando und Isabel Colóns Reise übers Meer wenn überhaupt, dann erst nach dem Ende ihres Krieges gegen die Mauren unterstützen werden.

    Aber es kann sein, dass die Zeit für Colón knapp wird. Erst diesen Monat war er in Portugal, um sich den Bericht von Bartolomeo Dias anzuhören, der auf seiner Fahrt an der afrikanischen Küste entlang den Äquator überquert und nebenbei bewiesen hat, dass es keine ›heiße Zone‹ gibt. Außerdem hat er ein Kap entdeckt, wo er sich nach Osten wenden konnte.«
    Geoffrey runzelte die Stirn. »Ich bin kein Geograf. Mir ist nicht so recht klar, was das bedeutet.«
    »Dias glaubt, dass er einen Seeweg zu den Gewürzinseln entdeckt hat, indem er ostwärts um die Südspitze von Afrika gefahren ist statt westwärts übers Ozeanmeer«, erklärte Harry.
    »Aha«, meinte Geoffrey. »Dann hätte Colóns Reise nach Westen keinen Zweck mehr.«
    »Noch schlimmer«, sagte Abdul mit einem Lächeln. »Dias ist ein Held. Ihm werden der Ruhm und die Aufmerksamkeit zuteil, die Colón sich ersehnt! Ich habe euch ja gesagt, Colón ist ein oberflächlicher Mensch.«
    »Und deshalb hat er seinen Bruder geschickt, damit er beim König von England vorfühlt«, sagte Geoffrey.
    »Ja. Selbst der zähe Colón verzweifelt allmählich am spanischen Königspaar.«
    »Aber er darf nicht aufgeben«, sagte Geoffrey. »Hoffen wir, dass unser ›Mann aus Cathay‹ Wunder wirkt.«
    Harry runzelte die Stirn. »Ein Mann aus Cathay?«
    Abdul grinste. »Eigentlich war das meine Idee.«

    Geoffrey ergriff das Wort. »Wir haben versucht, Colóns Vorhaben zu unterstützen, indem wir seinem Lager ausgewählte Gelehrtenmeinungen über die Größe der Erde, darüber, was jenseits des Meeres liegen mag und so weiter zugespielt haben. Colóns Verbündeter, Frater Antonio de Marchena aus Palos, ist ebenfalls Franziskaner, und über ihn bin ich an Colón herangekommen. Aber wir fanden, um die Monarchen zu beeindrucken, brauchten wir etwas Dramatischeres.«
    »Eine von Colóns

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