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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Form der Welt herausgefunden als irgendein Europäer.
    Kennst du dich mit der Nautik aus, Vetter? Um auf der runden Erde seine Position bestimmen zu können, muss man zwei Zahlen kennen, die geografische Breite und Länge. Die Breite sagt einem, wie weit nördlich vom Äquator man sich befindet. Das ist leicht. Man schaut einfach, wie hoch der Polarstern steht; je höher er am Himmel ist, desto weiter muss man nach Norden gefahren sein. Wäre man bis zum Nordpol gefahren, stünde er genau über einem.
    Mit der Länge – der Strecke, die man im rechten Winkel dazu nach Osten oder Westen gefahren ist – ist es schon kniffliger, weil der Himmel sich um die Erde dreht. Die Chinesen haben eine Methode entwickelt, bei der man auf Mondfinsternisse zurückgreift. Solche Ereignisse sind auf der ganzen Welt sichtbar. Eine Legion über den Globus verstreuter Astronomen, die alle die Höhe der Sterne genau in diesem Moment bestimmen, könnte die Krümmung der Erde verzeichnen …»
    Harry hob die Hände. »Es reicht. Geschäftsbücher verstehe ich besser als die Geometrie der Sterne.«
    »Ich will darauf hinaus, dass die Chinesen wissen , wie groß die Welt ist. Und sie würden dir sagen, dass es eine lange Reise wäre, wenn man etwa versuchen würde, von Lissabon nach China zu fahren. Aber andererseits«, meinte Abdul nachdenklich, »hat dieses große Ozeanmeer wahrlich genug Platz für ein oder
zwei unbekannte Kontinente. Die Chinesen sind nie weit genug gefahren, um es herauszufinden.«
    Geoffrey dachte eingehend darüber nach. »Dann meint Ihr also«, sagte er vorsichtig, »dass die Prophezeiung vom Täuberich, vom Einfall eines Volkes aus dem Westen in Europa, durchaus einen wahren Kern haben könnte.«
    »Ich meine, dass es nicht unmöglich ist.« Abdul sah die beiden an. »Es wird so oder so noch Jahre dauern, bis all dies Wirklichkeit wird. Die Monarchen müssen sich erst mit anderen Dingen befassen, bevor sie Ozeanüberquerungen finanzieren. Und Gottes Maschinen müssen noch entwickelt werden, bevor sie jemanden töten, es sei denn durch Unfälle. Wir haben noch Zeit, den Lauf der Geschichte zu ändern.«
    Bei diesem Gedanken sank Harry der Mut. »Wir werden uns all das also nicht in absehbarer Zukunft vom Hals schaffen können.«
    »Noch nicht«, sagte Geoffrey grimmig. »Habt Geduld.«

XV
    1488 n. Chr.
    Die unter einer tief hängenden Wolkendecke liegende Landschaft von Derbyshire war ein dunkelgrüner, feuchter, alles umschließener Mund, das verlassene Dorf ein Feld voller verwitterter kleiner Hügel. Obwohl die Mittagszeit noch nicht lange zurücklag, schien das Licht bereits zu verblassen. Frater Diego Ferron – hochgewachsen, dünn, beinahe geisterhaft – hob den Saum seines teuren Gewandes, als er James und Grace ins Dorf folgte, als wolle er jede Berührung mit dem englischen Schlamm vermeiden.
    James sah den trüben, unzulänglichen englischen Dezembertag unwillkürlich mit Ferrons Augen. Ein größerer Kontrast zur trockenen Helligkeit Südspaniens war kaum vorstellbar. Schließlich waren sie hier, um einen anderen Mann aus dem Mittelmeerraum für sich einzunehmen: Bartolomeo Colón, den Bruder des Navigators Cristóbal. Bartolomeo war nach England gekommen, um bei König Henry Unterstützung für Cristóbals Abenteuer zu suchen, denn nachdem Cristóbal den spanischen Monarchen drei Jahre lang fruchtlos in den Ohren gelegen hatte, warf er sein Netz nun weiter aus. Grace und Ferron hatten die Gelegenheit
ergriffen, einen der Colóns mit einer Vorführung ihrer Gottesmaschinen zu beeindrucken. Wenn das englische Wetter Ferron gleich dermaßen abstieß, würde es Bartolomeo dann nicht genauso ergehen?
    Aber Diego Ferron war schließlich auch ein außergewöhnlich unangenehmer Mensch, sagte sich James. Obwohl sie nun seit sieben Jahren gemeinsam an der noch immer nicht abgeschlossenen Entwicklung der Gottesmaschinen arbeiteten und Cristóbal Colóns Fortschritte verfolgten, gefiel ihm Ferrons strenge, grausame Frömmigkeit genauso wenig wie eh und je.
    Darum verspürte er nun eine boshafte Freude, als unter Ferrons Füßen eine Luke im Boden aufging und der Frater zurücksprang.
    »Kein Grund zur Besorgnis«, sagte Grace rasch. »Macht Euch auf einen beeindruckenden Anblick gefasst, Bruder. James?«
    James führte Grace und Ferron über schmutzige Stufen zu einem dunklen Gang in der Erde hinunter, der ins Dunkel führte. In Wandnischen brannten Lampen, und durch Belüftungsschächte fiel ein graueres,

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