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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Seemannsgeschichten lautet, er habe auf seiner Reise nach Island von Leichen erfahren, die irgendwo an der Westküste Irlands angeschwemmt worden seien, fremdartige Menschen mit gelber Haut und dunklem Haar in einem Boot, das aus einem ausgehöhlten Baumstamm bestand. Colón hat diese Leichen nicht mit eigenen Augen gesehen. Aber er glaubte, dass sie aus China stammen und von einer Strömung über den Ozean getragen worden sein mussten.«
    »Und da hat Abdul vorgeschlagen, den Trick zu wiederholen«, erriet Geoffrey.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass in der Nähe von Palos eine Leiche ans Ufer gelegt wurde. Zufälligerweise«, sagte Abdul grimmig, »herrscht im Süden Spaniens in diesen letzten paar Jahren kein Mangel an Leichen. Ich habe mich vergewissert, dass der Mann, ein Christ, ertrunken war. Dann habe ich seine Haut mit Tee gelbbraun gefärbt und ihm auch noch ein paar Tätowierungen verpasst. Und ich habe ihm um die Augen herum einige Schnitte beigebracht, denn jedermann
weiß, dass die Chinesen seltsame, schmale Augen mit Hautfalten in den Winkeln haben. Es konnte nicht ausbleiben, dass Colón von einer solchen Leiche bei Palos erfuhr. Jetzt stolziert er mit Schaubildern des armen Kerls und sogar getrockneten Stücken abgezogener Haut am Hof herum und zeigt meine gefälschten Tätowierungen vor.«
    Geoffrey lachte. »Grausig, aber raffiniert.«
    »Wird das denn reichen?«, fragte Harry düster. »Alles, was wir haben, um Colón auf unsere Seite zu ziehen, sind ein paar Brocken Wissenschaft und ein zweifelhafter Leichnam, und das gegen Grace Bigods Maschinen …«
    »Es wird reichen müssen«, meinte Geoffrey.
    Abdul sagte mit einem Anflug von Bitterkeit: »Natürlich geben Grace und Ferron ihren Kunden gegenüber nicht zu, wie sehr die Forschungen maurischer Gelehrter und Handwerker im Auftrag meiner Ahnfrau Subh Bacons Arbeit unterstützt haben. Schließlich ist Sihtric mit seinen Entwürfen nach al-Andalus gegangen, weil er wusste, dass dort die besten Gelehrten ganz Europas versammelt waren. Joan von Outremer hat damals zusammen mit dem Kodex auch sämtliche dortigen Errungenschaften an sich gerissen, obwohl Subhs maurische Arbeiter vor dem Anmarsch der Christen geflohen waren. Das gehört alles zu der umfassenderen Geschichte, wie die Christenheit al-Andalus nicht nur seines Goldes, sondern auch seines Wissens beraubt …«
    »Und dadurch die eigene verlorene Vergangenheit
wiederentdeckt«, sagte Geoffrey sanft. »Ist das wirklich so schlimm, Abdul?«
    »Ja, wenn die maurische Gelehrsamkeit jetzt gegen die Mauren eingesetzt werden soll!«
    Geoffrey zupfte an seiner Lippe. »Nun, wir müssen Geduld haben. Wir werden Grace Bigods Vorführung beobachten – mal sehen, was wir herausfinden können. Also. Wer hat noch einen Penny für einen neuen Krug von diesem widerlichen Bier übrig?«

XVII
    Der anbrechende Dezembertag war hell und klar. Selbst am Vormittag stand die Sonne noch tief über dem verlassenen Dorf, sodass die kleinen Hügel und grün umkleideten Gemäuer der zerstörten Häuser lange Schatten auf den taufeuchten Boden warfen.
    Und James, der von seiner Anhöhe aus auf diese Szenerie hinunterschaute, hörte bereits das dumpfe Krachen der Explosionen, die Schreie von Menschen und das Klappern und Zischen monströser Maschinen. Er grinste erwartungsvoll. Wenn Bartolomeo Colón davon unberührt bleiben konnte …
    Was ihn selbst betraf, so war er schon vor Tagesanbruch auf diesen zerklüfteten Kalksteinkamm gekommen und hatte sich vorbereitet. Er trug eine Lederhose und einen engen Steppmantel, den er fest um den Leib gegürtet hatte. Von früheren Versuchen wusste er, dass ihm der Wind und der Sand in die Augen fliegen würden, und darum trug er eine spezielle Mütze mit langem Schirm und Klappen, die ihm über die Wangen hingen. Er band sie mit einer Schnur unter dem Kinn fest, bevor er seine Handschuhe anzog.
    Jetzt näherten sich vier Novizen, die jeweils ein eisernes Ei trugen. Es waren schmale Ovale von der Größe
einer schlafenden Taube mit ausgebreitetem Schwanzgefieder. Die Novizen trabten wachsam und nervös dahin und bemühten sich, nicht zu zittern. Sie hängten die Eier an James’ Gürtel, und er prüfte die Lederlaschen, an denen er ziehen musste, um sie zu lösen.
    Als Nächstes musste die Maschine um seinen Körper zusammengebaut werden.
    Zuerst kamen die »Muskeln«, wie er sie innerlich nannte. Das war ein mehrere Fuß hoher Rohrgeflechtkasten. Er besaß komplizierte

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