Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

hinunter. Weitere unglückliche Novizen verteidigten eine »Festung«, ein primitives Konstrukt aus aufgehäuften Steinen, die aus dem Dorf stammten. Sie waren mit konventionellen Waffen – Armbrüsten, Langbogen, Arkebusen und Kanonen – ausgerüstet und hatten sogar eine rudimentäre Ausbildung in ihrem Gebrauch erhalten.
    Doch riesige, Feuer spuckende Maschinen krochen erbarmungslos auf das Dorf zu. James erkannte die Geschützlafette mit dem Spitznamen »Orgelpfeifen«. Zwischen zwei massiven Rädern hing eine Achse mit dreieckigem Querschnitt. An jeder der drei Seiten der Achse waren ein Dutzend Kanonen befestigt, aufgereiht wie die Pfeifen einer Kirchenorgel. Diese feuerten gemeinsam, simultan von Feuersteinen auf Sprungfedern gezündet. Dann rollte die von unglücklichen Maultieren gezogene Maschine vorwärts, bis die Achse sich drehte und eine weitere Reihe von Kanonen ins Spiel gebracht wurde.

    Andere Maschinen demonstrierten weitere Lösungen der Aufgabe, das Feuer zu vervielfachen. Hier drehte sich ein riesiges, waagerechtes Rad, dessen Kanonen radial angeordnet waren wie die Blütenblätter eines Gänseblümchens, und spuckte Feuer, sobald sich das jeweilige Geschütz in der richtigen Position befand.
    Und dort erwachte die allerspektakulärste Maschine mit einer Reihe krachender Explosionen vibrierend zum Leben. Es war die testudo , von den Brüdern nach der berühmten Formation der römischen Legionen benannt, ein riesiges Gebilde aus Stahl, ungeheuer schwer und so robust, dass es auch einem direkten Treffer aus den schäbigen Waffen der Verteidiger widerstand. Kanonen feuerten aus Luken in allen nach vorn weisenden Flächen; als sie vorrückte, erbebte und erschauerte sie, und aus ihren Luken quoll Rauch von den inneren Detonationen, die sie vorwärts trieben. Sie war unaufhaltsam, unmenschlich. Die testudo zermalmte eine bröckelnde Steinmauer unter ihren riesigen, verborgenen Rädern, und die Verteidiger, deren Kugeln, Bolzen und Pfeile einfach von dem mächtigen Rumpf abprallten, ergriffen die Flucht, wahrscheinlich allein schon wegen des Lärms vor Entsetzen von Sinnen.
    James roch von seiner erhöhten Position aus nichts von dem Kampf, und er hörte nur wenig, abgesehen vom fernen Krachen der Explosionen und den wie Vogelgeschrei klingenden Rufen der Männer, Geräusche, die vom Zischen des Windes in seinen Schwingen und
seinem eigenen schnellen Atmen übertönt wurden. Es war, als beobachte man eine mit Spielzeug ausgefochtene Schlacht, dachte er – weit weg und so abstrakt, dass sein Gewissen verstummte und er die berauschende Wirkung seines außergewöhnlichen Fluges über diesen Metzelmaschinen genießen konnte.
    Nun war es an der Zeit für ihn, dem »Feind« den Todesstoß zu versetzen. Er zog an Lenkseilen, sodass sein hölzerner Vogel hinabstieß und in gerader Linie auf die Pseudofestung zuhielt. Er warf einen Blick nach links zum Segeltuchpavillon der Beobachter, um festzustellen, ob Bartolomeo Colón und die anderen zu ihm heraufschauten. Er sah Grace in einem leuchtend roten Gewand. Er grinste, der Wind war kalt an seinen Zähnen, und sein Herz schlug noch schneller.
    Über der Festung legte er sich in die Kurve. Als sein riesiger Schatten durch das Dorf glitt, rannten einige der Verteidiger weg; ihre abergläubische Furcht überwältigte sie, obwohl sie wussten, dass es James war. Dann zog er an den Lederlaschen an seinem Gürtel, eins, zwei, drei, vier. Die Metalleier lösten sich und fielen senkrecht in die Tiefe, ihre vogelartigen Formen sausten durch die Luft, die Finnen an ihrer Rückseite stabilisierten den Fall.
    Alle vier landeten im Innern der Festung. Bei ihrem Aufschlag spritzte Feuer empor. Das Krachen der Explosionen traf ihn, und ein plötzlicher Aufwind warmer Luft trieb ihn höher. Er jauchzte vor unvernünftiger Freude. James war ein Mann des Friedens, aber er war auch jung genug, um das schiere Hochgefühl
eines solch komplizierten und gefährlichen Spiels zu genießen.
    Und als die Feuer erblühten, dachte er an Grace, Grace, die vor ihm zu Boden gestoßen wurde, Grace, die ihn um Vergebung bat – ihn anflehte, aufzuhören .
    Er schaute zum Pavillon hinüber. Grace und die anderen standen da und zeigten mit den Fingern – nicht auf James und die Festung, sondern nach Osten. James verrenkte sich den Hals, um in diese Richtung zu blicken.
    Etwas stimmte nicht.

XVIII
    »Die testudo ist verblüffend«, sagte Ferron schwach, »teuflisch!«
    »Mit dem Teufel