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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nach Madinat az-Zahra geschmuggelt wurde.
    »Ich war ein Muslim, der sich den Abendmahlswein schmecken ließ – das Blut eures Christus! Paradox, nicht wahr? Und Sihtric hat mich, wie man so schön sagt, auf den Geschmack gebracht. Du besitzt gute Menschenkenntnis, Priester. Ich habe eine Schwäche bei dir gesehen und du eine bei mir – eine Schwäche, von der ich nichts wusste.«
    »Du wurdest zum Säufer«, sagte Orm.
    »Den Wein, den ich brauchte, konnte ich nur von dem Priester bekommen. Dadurch habe ich ihm Macht über mich gegeben.«
    »Aber was wolltest du , Sihtric?«, fragte Robert.
    »Moraima«, sagte Sihtric.
    Die beiden Männer trafen ein Abkommen. Moraima würde nach Córdoba zurückkehren und als Sihtrics Tochter aufgezogen werden. Sie sollte jedoch eine gute Muslimin sein: Der Wesir würde nicht dulden, dass seine Enkelin als Christin aufwuchs.
    »Das Mädchen sollte offiziell als meine Tochter gelten«, sagte Sihtric. »Aber ihre Abstammung vom Wesir sollte geheim bleiben. Ibn Tufayl ließ lieber meinen Ruf Schaden nehmen als seinen. Die christliche Gemeinde war empört.«
    »Also«, sagte Orm. »Du, Sihtric, bewaffnet mit deiner Macht über den Wesir dank dessen Trunksucht. Und der Wesir mit dem Wissen, dass du mit einem muslimischen Mädchen ein Kind gezeugt hattest. Beide durch eure Schwächen miteinander verbunden,
voneinander abhängig, voller Hass aufeinander. Ich hätte wissen müssen, dass ich dich in einer solchen Lage antreffen würde, Priester. Du gerätst immer wieder in solch verfahrene Situationen.«
    »Beinahe ein Kunstwerk, nicht wahr?«, sagte Sihtric bitter.
    »Ich will nichts mehr davon hören.« Moraima trat vor, die Wangen von Zorn gerötet. »Ich will nicht, dass man über mich redet, als wäre ich nur ein Fass Wein, eine geschäftliche Vereinbarung zwischen zwei schwachen alten Männern.«
    »Nun hör mal, Moraima …«, begann der Wesir.
    »Ach, lass sie gehen«, sagte Sihtric. »Warum sollte sie mit anhören, wie dieser quälende alte Müll wieder aufgewärmt wird? Geh, Kind; such dir eine angenehmere Beschäftigung.«
    »Und ich?«, sagte Robert impulsiv. »Lasst mich mit ihr gehen.«
    Ibn Tufayl musterte ihn. »Du musst noch dümmer sein, als du aussiehst.«
    »Ich kann Moraima nicht haben, und sie mich auch nicht«, stieß Robert hervor; er überlegte beim Sprechen. »Unsere Gefühle spielen keine Rolle. Es ist vorbei  – oder vielmehr, es hat gar nicht erst angefangen. Lasst uns einfach eine Stunde lang miteinander spazieren gehen. Damit wir voneinander Abschied nehmen können.«
    Orm wandte sich an den Wesir. »Ich gehe davon aus, dass du nicht die Absicht hast, den Jungen wegen Ghalib zu bestrafen.«

    »Wofür? Er hat sich doch untadelig verhalten.« Ibn Tufayls Wut war zusammen mit seinem Rausch verflogen. »Außerdem tragen wir die Schuld, ich und Sihtric, weil wir zugelassen haben, dass solche Situationen entstehen. Darüber müssen wir uns unterhalten. Denn wenn Moraima älter wird …«
    »Ja«, sagte Sihtric. »Wir müssen einen Weg finden, ihre Gefühle in die richtigen Bahnen zu lenken.«
    »Aber jetzt solltet ihr die beiden erst einmal gehen lassen«, meinte Orm.
    Ibn Tufayl klatschte in die Hände, um seine Wachen zu rufen. »Also schön. Geht, ihr zwei. Aber seid euch darüber im Klaren, dass man euch auf Schritt und Tritt beobachten wird.«
    Robert, der ungeheuer erleichtert war, von Sihtric und dem Wesir und all ihren schmutzigen Kompromissen wegzukommen, folgte Moraima zur Tür.
    Doch als er an seinem Vater vorbeikam, flüsterte Orm: »Sei bloß vorsichtig.«

XVIII
    Draußen kam ihm das Licht des späten Nachmittags blendend hell vor. Der Wächter stand nur einen Schritt von ihnen entfernt, mit verschränkten Armen und bösem Blick.
    Robert sah das Mädchen an. »Moraima, ich …«
    »Pst. Sag nichts. Nicht hier.«
    Sie gingen über das Palastgelände. Binnen kurzem stießen sie auf Ruinen, denn bislang war nur ein Bruchteil der Madinat az-Zahra von den Arbeitern des Wesirs wieder bewohnbar gemacht worden. Doch Moraima kannte den Weg und führte Robert weiter. Auf schuttübersäten Wegen gelangten sie zu einem Komplex hoher Mauern und eingestürzter Dächer, wo Fliesen und Reste von Stuck auf dem vom Unkraut aufgebrochenen Boden herumlagen. »War früher mal ein Harem«, flüsterte Moraima. »Komplizierte Anlage. Hier kann man sich leicht verirren. Komm.« Sie nahm seine Hand, und sie rannten los, wandten sich erst nach links, dann nach rechts

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