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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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senkte den Kopf. »Einen solchen Gedanken könnte ich nie und nimmer zulassen.«
    Orm sagte grimmig: »Und der dritte Schicksalsschlag?«
    »Sie ist bei der Geburt gestorben. Das Kind ist am Leben geblieben. Meine Muzna aber nicht. Wieder einmal sind wir von der ruhmreichen maurischen Medizin im Stich gelassen worden. Die Ärzte können einen närrischen Jungen retten, der auf ein Wasserrad springt, aber nicht meine Muzna!«
    »Und das Kind?«, sagte Robert.
    »War Moraima. Meine Tochter. Und die Enkelin des Wesirs.«
    Robert lehnte sich schockiert zurück.
    »Deshalb liegt dem Wesir so viel an ihr«, sagte Orm. »Und deshalb hat er so heftig reagiert, als ein junger christlicher Bock wie Robert daherkam und sie beschnupperte.«
    »Und mir, der ich Liebe und Trost gefunden hatte, wurde beides genommen«, meinte Sihtric. »Oh, Gott ist grausam, wenn man ihm trotzt!«

    Aus einem spontanen Impuls heraus berührte Robert seine Schulter. »An Gott zu verzweifeln, ist eine Sünde.«
    Sihtric blickte auf, das Gesicht voller Qual. »Ja. Aber das Problem ist, dass er wohl eher an mir verzweifelt ist. Nun ja. Jetzt wisst ihr alles.«
    »Nicht ganz.« Der Wesir kam in den Raum, und die Wachen traten beiseite.
    Robert sah, dass Moraima draußen wartete, eine Blume im Sonnenlicht. Ihr Gesicht war fleckig, als hätte sie geweint. Aber sie sah ihn und lächelte matt.
    Der Wesir ging mit festem Schritt; offenbar war er wieder nüchtern, aber er wirkte blass und ausgelaugt. »Du hast nicht die ganze Wahrheit erzählt, Sihtric«, sagte er auf Lateinisch. »Ich verstehe mittlerweile genug Englisch, um das zu wissen. Ist eine Lüge durch Auslassung nicht trotzdem eine Lüge?«
    »Welche ganze Wahrheit?«, fragte Orm.
    Der Wesir wandte sich an Sihtric. »Die Wahrheit über seine Rache an mir.«

XVII
    Sie durften ihre ramponierte Zelle verlassen und kehrten mit dem Wesir in einen Audienzraum zurück. Ibn Tufayl setzte sich auf ein Sofa und nippte an einem dampfenden Trank. Orm und seine Leute bekamen keine Erfrischung angeboten.
    Moraima stand neben ihrem Vater. Die kühlen, abstrakten Muster auf der gefliesten Wand hinter ihr betonten irgendwie ihre schlanke Schönheit. Robert konnte den Blick nicht von ihr wenden.
    »Also«, sagte Orm, »sprechen wir von Rache.«
    Der Wesir ließ den Blick durch den Raum schweifen, über seine Begleiter, die Soldaten und einen um ihn herumwuselnden Arzt, und schickte sie dann alle hinaus. Die Soldaten verließen widerstrebend den Raum, und Robert sah, dass sie unmittelbar vor dem Eingang Posten bezogen. »Nur heraus damit, Sihtric«, sagte Ibn Tufayl. »Schließlich ist es die Geschichte deiner Schläue. Und es hat so gut funktioniert!«
    Also begann Sihtric widerstrebend zu erzählen. Nach Muznas Tod, sagte er, seien die beiden Männer durch ihren Kummer ebenso miteinander verbunden gewesen wie durch Blutsbande, denn Moraima sei die Tochter des einen und die Enkelin des anderen.

    »Ibn Tufayl hat Moraima zu einer Tante in Sevilla geschickt«, sagte Sihtric. »Er hat mir versichert, er wolle nur das Beste für sie, aber das reichte mir nicht. Ich wollte Moraima in meinem Leben haben – sie war meine Tochter , ein Kind für einen Mann, der ein solches Geschenk nie erwartet hatte. Sie war alles, was mir von Muzna geblieben war. Und außerdem habe ich ihm nicht vertraut. Moraima hat die Schönheit ihrer Mutter geerbt – das kannst du bezeugen, Robert! Mir gefiel der Gedanke nicht, dass Ibn Tufayl sie in zwölf, fünfzehn oder zwanzig Jahren ebenso benutzen könnte wie einst ihre Mutter.«
    »Tu nicht so, als hättest du’s für Moraima oder Muzna getan«, warf der Wesir träge ein. »Du hast es ausschließlich für dich selbst getan. Ist Rache in eurer Kirche nicht eine Sünde? Es sollte jedenfalls eine sein.«
    »Erzähl uns, was du getan hast«, sagte Orm.
    Nach Muznas Tod und Moraimas Verschwinden arbeiteten die beiden Männer weiter an ihrem gemeinsamen Projekt, Aethelmaers Entwürfen.
    »Der Wesir und ich – nur wir beide – haben viel Zeit miteinander verbracht, und diese Gelegenheit habe ich genutzt«, sagte Sihtric. »Ich habe sein Interesse an der Arbeit geweckt. Ich habe mich bemüht, sein Freund zu werden. Und ich habe angefangen, ihm Geschenke mitzubringen.«
    »Was für Geschenke?«
    »Wein«, sagte der Wesir unverblümt.
    Wein, der nach muslimischem Brauch und Gesetz verboten war, aber in den in al-Andalus nach wie vor
erlaubten christlichen Klöstern hergestellt und von Sihtric

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