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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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und wieder zurück, eilten zwischen hohen Mauern hindurch und über leere Flächen. Robert wusste bald selbst nicht mehr, wo er sich befand, obwohl die Nachmittagssonne wie ein konstantes Leuchtfeuer am Himmel hing.

    Und es dauerte nicht lange, dann hatten sie den Wächter des Wesirs endgültig abgehängt.
    Sie führte ihn zu einem zerstörten Innenhof. Die Teiche, deren stehendes Wasser schon lange nicht mehr abfließen konnte, waren von Algen überwuchert, drahtige kleine Büsche schoben sich durch Risse in den Pflastersteinen, und die Palmen waren den Schnitten der Gärtner entwachsen und verwildert. Die Mauern waren verbrannt, die Räume zum Himmel offen. Einige der Bogen standen jedoch noch und dienten weiterhin als Durchgänge zu diesem geheimen Garten.
    Zusammen mit Moraima diesen Hof zu betreten, war für Robert eine Erfüllung jener überhitzten, bruchstückhaften Fantasien, die ihn seit seiner Ankunft in Córdoba plagten.
    Sie fanden eine Steinbank und setzten sich. Ein kleiner, aufgescheuchter Vogel flatterte davon. Irgendwo erklang eine Gitarre, und eine dünne Stimme sang ein trauriges Lied.
    »Mir gefällt es hier«, sagte Moraima. »Obwohl seit fünfzig Jahren niemand mehr hier gewesen ist. Mir gefällt der Gedanke, dass ein Ort schön sein kann, auch wenn die Menschen verschwunden sind, dass alles weitergeht, nachdem unser ganzes Tamtam und Trara vorbei ist. Selbst wenn nicht mehr von uns bleibt als das hier – ein hübscher Ort, wo die Vögel nisten können  –, ist es vielleicht schon genug.«
    Er nahm ihre Hand. Sie fühlte sich wirklich an wie ein Vogel, die dünnen, zerbrechlichen Knochen, die warme Haut. »Das ist ein melancholischer Gedanke.«
    Sie lächelte geheimnisvoll. »Aber du hast gesehen, wie ich lebe. Sie behaupten, sie lieben mich, alle beide.«
    »Sihtric und Ibn Tufayl.«
    »Vater und Großvater. Ich denke manchmal, sie benutzen mich nur, um einander zu verletzen. Und manchmal – es ist schrecklich –, manchmal denke ich, dass sie mich überhaupt nicht lieben. Dass sie mir die Schuld am Tod meiner Mutter geben, die sie beide mehr geliebt haben, als sie mich lieben.«
    Er wollte sie trösten, wollte ihr versichern, dass das nicht stimmen konnte. Aber der Priester und der Wesir waren komplizierte, hässliche, aneinandergekettete Kreaturen, die sich jeweils von der Schwäche und dem Schmerz des anderen nährten. Woher sollte er wissen, ob sie Moraima wirklich liebten oder nicht? Kein Wunder, dass sie von einer Welt ohne Menschen träumte.
    »Ich habe gehört, was sie wollen, Moraima. Aber was willst du ? Was für ein Leben?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie aufrichtig. »Ich kann es mir nicht vorstellen. Die Dinge sind zu schwierig. Aber  …«
    »Ja?«
    »Es fühlt sich nicht schwierig an, wenn ich bei dir bin.«
    Sein Herz klopfte heftig. »Wenn die anderen nicht wären – mein Vater, deiner, der Wesir –, wenn alles anders wäre …«
    »Wenn Jesus und Mohammed nicht existiert hätten? Was bringen solche Gespräche? Die Dinge sind,
wie sie sind; man kann die Vergangenheit nicht ändern.«
    Aber ihr Vater schien zu glauben, dass man die Vergangenheit sehr wohl ändern konnte, dachte er. »Trotzdem. Wenn es nur um uns beide ginge, könnten wir miteinander leben?«
    »Das können wir nicht wissen, und wir werden es auch nie erfahren«, sagte sie mit fester Stimme. »Denn dazu wird es nicht kommen, nicht wahr? Wir haben nur diesen Moment.« Ihr Gesicht war vor seinem, weich gezeichnet von der Nähe, mit riesigen Augen, und die Farben des wilden Gartens spiegelten sich auf ihrer glatten Haut. »Wie alle anderen Menschen auch.«
    »Dann sollten wir ihn nutzen.«
    Ihre Lippen berührten sich. Ihr Atem war wie der Windhauch der Wüste. »Es macht mir nicht mal etwas aus«, flüsterte sie ihm in den Mund, »dass du so schlecht riechst.«
    Sie küssten sich erneut, und ihm war, als beträte er durch einen weiteren Torbogen einen noch wundervolleren Ort.

XIX
    Orm und Sihtric saßen auf Sitzkissen im »Studierzimmer«, wie der Priester seinen Raum in einem Winkel des Palastkomplexes nannte. Es war ein Nest aus Regalen, in denen sich Bücher und Pergamente häuften, und in der Luft hing der Geruch von Lampenöl und Kerzenruß. Der Raum war in schlechtem Zustand, die Decke von einem alten Feuer geschwärzt, und die Wandbehänge waren muffig und ausgefranst; dieser Teil der Palastruine war nur unzureichend wiederhergestellt worden. Aber der Raum lag weit abseits vom Getriebe des

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