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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Weise wiedergegeben. So wie der Name unseres Führers Ibn Hafsun eine Verfälschung des alten Familiennamens Alfonso war.«
    »Du hättest Gelehrter werden sollen.«
    »Mach dich nicht über mich lustig«, sagte Orm milde. »Wie auch immer, meine Bildung reicht nicht aus, um auch den Rest zu enträtseln. ›Der lebendig ist und tot war, in alle Ewigkeit.‹ Es ist nicht mal ein Satz. Was bedeutet das?«

    »Darin liegt das Geheimnis. Das Manuskript ist nicht in einem Code abgefasst. Aber es enthält solche Fragmente. Ich stand auch vor einem Rätsel, bis mir klar wurde, dass dieser Mann, ein Christ, der unter den Mauren lebte, offenkundig zu anderen Christen sprechen wollte, und zwar so, dass seine maurischen Herren es nicht verstanden. Also, Heide, welches literarische Werk kennen alle Christen?«
    »Die Bibel.«
    »Richtig. Und ich habe erkannt, dass wir in diesem Satz ein Fragment der Bibel vor uns haben, ein verdichtetes und eingeschobenes Zitat.«
    »Was für ein Zitat?«
    »Aus der Offenbarung des Johannes.« Er schloss die Augen. »›Ich bin der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig in alle Ewigkeit.‹ Lebendig, tot, in alle Ewigkeit. Verstehst du?«
    »Wenn du es sagst.«
    »Die Zitate stammen aus dem Alten und dem Neuen Testament. Mit viel Geduld habe ich sie alle enträtselt. Dazu muss man schon Christ sein. Die Muslime studieren zwar die Bibel – sie nennen sie ›das Heilige Buch‹-, aber kein muslimischer Gelehrter wird die Bibel so gut kennen wie ein Christ. Natürlich sind es eher Anspielungen als wortwörtliche Zitate. Die eigentliche Herausforderung bestand darin herauszufinden, welche Geschichte al-Hafredi erzählen wollte.«
    »Aber du hast es geschafft.«
    »O ja. Im Lauf der Zeit.«
    »Dann erzähl mir, was du herausgefunden hast.«

    »Ironischerweise war es ein persönlicher Auftrag des Wesirs, der mich auf diesen Weg gebracht hat …«
    Nach der fitnah versuchten die miteinander verschmelzenden und konkurrierenden taifas mit großem Einsatz das Geistesleben zu entwickeln, weil sie darin eine Möglichkeit sahen, die Vorherrschaft übereinander zu gewinnen; in gewissem Sinn blühte es sogar von Neuem auf, als die monopolistische Macht eines korrupten Kalifats zusammenbrach. Und Sevilla sollte dabei nicht ins Hintertreffen geraten. Ibn Tufayl genoss die Unterstützung seines Emirs und verfügte über die Mittel zur Förderung wissenschaftlicher Projekte.
    »Unter anderem beschloss Ibn Tufayl, dass eine neue Geschichte von al-Andalus geschrieben werden sollte, beginnend mit jenem Tag vor dreihundert Jahren, als Tariq seine Heere aus Arabern und Berbern über die Meerenge führte, bis hin zur Gegenwart. Es sollte der erste bedeutsame historische Überblick seit über einem Jahrhundert sein, seit der Zeit eines gewissen Ahmad ar-Razi.«
    »Und er hat dir den Auftrag erteilt, ihn zu verfassen.«
    »Es gehörte zu den Bedingungen, unter denen er meine Arbeit an Gottes Maschinen finanziert hat. Ich glaube, Ibn Tufayl fand es reizvoll, einen Christen an der Geschichte des größten Feindes der Christenheit arbeiten zu lassen. Aber ich habe diese Aufgabe gern übernommen, weil sie eine Rechtfertigung für mich darstellte, mich durch den Berg des Wissens zu graben, das die Muslime in den Jahrhunderten des Kalifats
angehäuft hatten. Wissen, Orm, Wissen, die allergrößte Macht. Man weiß nie, wohin es führt! Und so gelangten der Wesir und ich zu einer beiderseitig zufriedenstellenden Vereinbarung.
    Die Arbeit ging reibungslos vonstatten. Aber ich wurde bald auf ein großes Rätsel aufmerksam.«
    »Was für ein Rätsel?«
    »Wie es kommt, dass ich als Christ und nicht als Muslim geboren bin«, sagte Sihtric. »Warum ich in England aufgewachsen bin und Englisch spreche. Weshalb das Christentum überhaupt noch existiert .«

XX
    Die große Ausweitung des islamischen Herrschaftsraumes hatte binnen einer Generation nach Mohammeds Tod begonnen. Sie war notwendig geworden, weil die ersten Kalifen – wie römische Feldherrn – schon sehr bald zu Plünderungen greifen mussten, um ihr Überleben zu sichern. »Es hieß erobern oder untergehen«, sagte Sihtric. So brachen die Damaszenerheere aus Arabien hervor, fegten über Nordafrika hinweg westwärts und stürmten über die Säulen des Herkules und durch das gotische Königreich Spanien.
    Und nachdem al-Andalus unter der Herrschaft vom Kalifat in Damaskus ernannter Statthalter stand, zogen die plündernden Heere weiter nach Norden. Sie

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