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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Hofes, und Sihtric sagte, es gefalle ihm so.
    »Es gibt nämlich Geheimnisse in diesem Raum«, erklärte er. »Geheimnisse, die ich mit niemandem geteilt habe – schon gar nicht mit dem Wesir. Du willst wissen, warum ich hier bleibe, warum ich unter Mauren lebe, die von Allah sprechen, und unter Christen, die des Lateinischen nicht mächtig sind? Warum ich mich ohne große Gegenwehr in eine schädliche Beziehung mit einer Schlange wie dem Wesir verstrickt habe …« Er warf einen verstohlenen Blick zur verdunkelten Decke hinauf, als fordere er Gott heraus. »Weißt du, Orm, ich habe einen Riss im Zeitteppich gefunden.
Noch einen, einen dritten oder vierten, zusätzlich zu den schon vorhandenen Rissen, dem Menologium der Isolde, dem Kodex und dem Testament deiner armen Gemahlin. Und durch diesen Riss habe ich das Grauen gesehen. Aber dieses Grauen hat in mir ein über alle Maßen ehrgeiziges Ziel reifen lassen, Orm. Es ist nichts anderes als der endgültige Sieg über den Islam und die Bewahrung der Christenheit bis in die ferne Zukunft. Welches höhere Ziel könnte es geben? Ist es gerechtfertigt, wenn man seine Seele verkauft, um ein solches Ziel zu erreichen?«
    Seit dem Vorfall mit Ghalib und dem Wasserrad war ein Monat vergangen. Ein Monat, in dem Orm weitere unangenehme Einzelheiten über Sihtrics dubiosen Werdegang in Córdoba erfahren hatte. Und jetzt, sagte Sihtric, werde er ihm die ganze Wahrheit erzählen. Orm war sich nicht sicher, ob er sie hören wollte. Ein Schauer überlief ihn, und er verspürte eine unerfindliche Angst. »Du hast schon immer in Rätseln gesprochen, Priester.«
    »Die ganze Angelegenheit ist ein Rätsel, oder nicht? Aber das war sie ja schon von Anfang an.«
    Sihtric stand auf und ging zur Wand hinüber. Er zerrte eine Kiste weg, auf der sich Bücher stapelten, zog einen schäbigen Wandbehang beiseite und enthüllte Fliesen mit einem geometrischen Kleeblattmuster in Schwarz und Weiß, das sich immer wiederholte und den ganzen Wandbereich bedeckte. Sihtric grub die Finger in eine Fuge und zog mit einiger Anstrengung eine Fliese von der Wand. »Ich habe die Angewohnheit,
an den Fingernägeln zu knabbern«, sagte er. »Das erschwert die Sache.« Nun öffnete sich eine an Scharnieren hängende, mit Fliesen getarnte Klappe, und dahinter sah man eine eiserne Tür. Sihtric holte einen Schlüssel aus seiner Robe, entriegelte die Tür, und sie schwang auf und gab den Blick auf ein Fach in der Wand frei. Sihtric stöberte in der dunklen Nische herum, die, wie Orm sah, voller Bücher, Schriftrollen und Haufen von Pergamenten aus Kalbs- und Schafshäuten war. Es roch muffig, nach Fäulnis und Alter.
    Sihtric holte eine flache Holzschachtel aus dem Wandfach. Er stellte sie auf einen Tisch, löste die Verschnürung aus Kupferdraht und öffnete die Schachtel, wie man ein Buch aufklappt. Lederscharniere knarzten leise, und ein Geruch wie von verdorbenem Fleisch erfüllte den Raum.
    Im Innern der Schachtel befand sich ein Holzrahmen, auf den ein Pergament gespannt war – aus Kalbsleder, wie es schien. Orm sah genauer hin. Das Pergament war beschriftet; die Wörter schienen mit schwarzer Tinte eingestochen zu sein. Die kleinen, eng beieinanderstehenden Buchstaben waren ordentlich aufgereiht, hatten sich jedoch beim Spannen des Pergaments verzogen, und an einigen Stellen hatte das Leder Narben und primitiv geflickte Löcher. Sonst war nichts in der Schachtel.
    Mit leiser Furcht streckte Orm die Hand aus und berührte das Pergament. Es war trocken und rau. »Was ist das, Kalbsleder?«

    Sihtric wollte es nicht sagen. »Als ich dieses Objekt gefunden habe, steckte es zusammengerollt in einem hölzernen Zylinder, denn es war als heilige Reliquie aufbewahrt worden. Es ist alt – mindestens dreihundert Jahre.«
    »Und dann hast du es auf diesen Rahmen gespannt.«
    »Mit unendlicher Vorsicht, ja. Aber ich konnte nicht verhindern, dass sich die Buchstaben ein wenig verzerrt haben.«
    Orm sah sich die ersten paar Zeilen genauer an. »Ist das Lateinisch? ›Mein Name ist al-Hafredi, wie die Schreiber es buchstabieren; meine Angehörigen haben mich unter dem Namen Alfred gekannt. Der lebendig ist und tot war, in alle Ewigkeit …‹ Ich verstehe nicht. Ein Rätsel? Aber der Name. Al-Hafredi ist ein maurischer Name. Aber Alfred …«
    »… ist natürlich englisch. Der Name unseres größten Königs.«
    »Dieser Mann hat also unter den Mauren gelebt«, sagte Orm. »Sein Name, Alfred, wurde auf maurische

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