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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Vorhersage.«
    »In Wahrheit ist das Dokument unklar. Vielleicht weiß ich im Lauf des Jahres mehr; ich habe vor, mich mit dem Abgesandten des Papstes zu treffen, der zum Zeitpunkt des Rückzugs am mongolischen Hof weilte. Wir müssen darüber reden, welche Auswirkungen das hat.«
    »Natürlich.«
    Saladin blickte von Thomas zu seiner Mutter. »Ist euch klar, dass ich keine Ahnung habe, wovon ihr redet? Maurische Verwandte in Córdoba? Die Mongolen vor Wien? Was hat das alles mit uns hier in Jerusalem zu tun?«
    »Das ist eine verworrene Geschichte«, sagte Joan. »Sie geht auf Robert und seine seltsamen Abenteuer zurück. Du wirst alles erfahren, Saladin.«
    »Lieber nicht«, erwiderte der Junge brüsk.
    Thomas hatte schon andere junge Krieger wie diesen getroffen, die das Schwert über das Buch stellten. Er betrachtete es als Bestandteil seiner ihm von Gott übertragenen Aufgabe, solche Denkweisen zu korrigieren; er glaubte nicht, dass Gott unwissende Soldaten haben wollte. Und in diesem Fall war es von elementarer Bedeutung, dass Saladin verstand. »Es ist deine Pflicht, dir das anzuhören.«

    »Ach wirklich.« Saladin stand abrupt auf. »Ich habe zu tun. Komm zu mir, wenn du deinen Rundgang über die Mauer machen möchtest, Bruder Thomas. Mutter.« Er nickte Joan zu und ging hinaus.
    »Ich möchte mich entschuldigen«, seufzte Joan. »Aber so ist er immer.«
    »Ich spüre, dass er ein gutes Herz hat.«
    »Und eine starke Seele«, sagte sie. »Er wird das Richtige tun.« Sie warf erneut einen Blick auf den Brief aus Córdoba. »Obwohl ich bete, dass es uns allen gelingt, das zu tun.«

IX
    Auf dem Weg nach Südwesten am Ufer des Guadalquivir entlang verließ Subhs Karawane allmählich das Umland von Córdoba mit seinen ausgedehnten Bauernhöfen, Gemüsegärtnereien und Orangenhainen. Die Landschaft erweiterte sich zu einer gewaltigen Ebene, und ein geisterhafter Hitzeschimmer verbarg den Horizont. Es war ein trockenes, offenes, karges Land, übersät von Festungsruinen, die den Rümpfen havarierter Schiffe glichen.
    Peter glaubte, dass man sich hier draußen, in einem Land, das so riesig, flach und konturlos war wie ein Ozean, ziemlich leicht verirren konnte. Aber nicht lange, nachdem sie die Stadt verlassen hatten, trafen sie auf eine andere Maultierkarawane, die in der Gegenrichtung unterwegs war. Die Treiber grüßten sich lautstark. In diesem Sandmeer waren sie die Steuermänner und Kapitäne, die das Land mit ihren unablässigen Reisen zusammenhielten. Und sie sangen, klagende, muezzinartige Melodien mit derben Texten in einem ungeschliffenen Arabisch. Die Lieder waren nicht unbedingt lang, hatten jedoch ein offenes Ende, und ein Treiber nach dem anderen fügte der ohnehin schon komplizierten Saga einen Vers hinzu. Die Refrains
waren so bezwingend, die Melodien so schlicht, dass es unmöglich war, nicht mit einzustimmen, und der stetige Rhythmus der Lieder stand im Einklang mit dem Getrappel der Maultierhufe.
    Peter merkte, dass er die stoische Einfachheit eines solchen Lebens bewunderte. Er beneidete die Maultiertreiber um ihre sehnige Kraft und darum, dass sie sich auf dem schaukelnden Rücken ihrer Mulis wohlzufühlen schienen. In ein solch mönchisches Einerlei eingebunden zu sein, zu lernen, wenigstens eine Sache außergewöhnlich gut zu machen, wäre an sich schon eine Form der Andacht. Aber er wusste, dass er ein solch elementares Dasein niemals ertragen könnte, nicht, wenn es Städte voller Bücher gab, die darauf warteten, gelesen zu werden, ein Universum von Philosophien, über die man nachdenken konnte.
    Und er war nicht so naiv, das Leben der Maultiertreiber zu idealisieren. Sie waren allesamt bis an die Zähne bewaffnet mit Messern, Schwertern und Knüppeln, und keine der Karawanen war so klein, dass sie einem Angriff der Piraten dieses Wüstenmeeres schutzlos ausgeliefert gewesen wäre. Die sich ständig verschiebende Grenze zwischen der Christenheit und dem Islam machte es gefährlich, dieses Land zu bereisen, und jedermann wusste, dass die stets nach Süden strömenden Flüchtlinge aus den verlorenen maurischen Städten leichte Beute für Mörder, Vergewaltiger und Diebe waren. Subh hatte wohlweislich Vorkehrungen getroffen, damit ihre Gruppe nicht von einer solchen Katastrophe ereilt wurde.

    Am zweiten Tag ritt Subhs Sohn, Ibrahim, eine Weile neben Peter her. Von seinem hübschen Ross blickte er auf Peter hinab, der auf dem Rücken seines widerspenstigen alten Maulesels dahinschaukelte.

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