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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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eine Atmosphäre von drangvoller Enge, alles
wirkte schäbig, und Thomas sah, dass einige der Gebäude aus zerbrochenen und uralten Steinen zusammengebaut waren. Das Alter lastete wie ein schweres Gewicht auf der Stadt.
    Der Weg zu Joans Haus führte durch eine schmale Gasse zu einem Innenhof, um den sich hohe Häuser scharten. Joan bewirtete ihn in einem großen, offenen Raum, der mit einem dicken Teppich und schweren Wandbehängen ausgestattet war. Die Fenster – bloße Schlitze – waren so klein, dass trotz der Intensität des Lichts draußen Öllampen brannten. Es war ein Raum, der einem englischen Herrenhaus alle Ehre gemacht hätte, dachte er. Aber er war hier nicht in England, wo man danach strebte, die Wärme im Haus zu halten; in dem verräucherten Raum war es heiß und stickig, und ihm trat der Schweiß auf die Stirn. Es war eine unpassende, starrköpfige Architektur.
    Joan schenkte ihm mit Wasser verdünnten Wein ein. »Du scheinst das Reisen nicht gewohnt zu sein, Bruder«, sagte sie.
    »Ja, leider. Ich reise lieber in der Fantasie, in den Seiten meiner Bücher, als diesen müden Kadaver über Land und Meer zu schleppen.«
    »Und doch hast du einen so weiten Weg zurückgelegt wie Baldwin und jene, die zuerst das Kreuz genommen haben.«
    »Die Kreuzfahrer waren bei ihrer Ankunft kampfbereit. Sie wollten Königreiche errichten! Ich habe kaum genug Kraft, um mir ein Bett zu machen.«
    »Oh, das ist schon für dich bereitet«, sagte Joan.
»Und wir erwarten zwar nicht, dass du die Stadt für uns eroberst, aber ansehen musst du sie dir. Ich möchte, dass Saladin dich herumführt. Nein, ich bestehe darauf.«
    Saladin nickte mit missmutiger und widerwilliger Miene.
    Joans Englisch war gestelzt, und einen Akzent wie ihren hatte er noch nie gehört. Sie war eine schlanke Frau mit hübschem, ovalem Gesicht und blasser, sehr englischer Gesichtsfarbe – anders als ihr Sohn, der mit seiner braunen Haut im Halbdunkel dieser absurden Halle so gut wie unsichtbar war. Die Mutter wirkte hier fehl am Platz, eine Blume des Nordens, die eigentlich in der Sonnenglut hätte welken müssen. Dennoch schien es ihr gut zu gehen, obwohl sie ihren Gatten und ihren Vater verloren hatte, bevor sie zwanzig gewesen war.
    Dies war ein schwieriger Ort, rief er sich ins Gedächtnis; die christliche Kultur von Outremer war eine exotische Pflanze, die in dieser fremden Erde fast anderthalb Jahrhunderte lang überlebt hatte. Er musste einen klaren Kopf behalten.
    »Ich freue mich, dich endlich kennenzulernen«, sagte er. »Ich habe mit deinem Gatten korrespondiert, und sogar schon mit deinem Vater, bevor er eure Geschäfte deinem Gatten übergeben hat.«
    Joan lächelte ihrem Sohn zu. »Demnach hat Bruder Thomas den Interessen unserer Familie schon generationenlang gedient.«
    »Bei deinen Worten fühle ich mich alt«, sagte Thomas.
»Aber umgekehrt haben die großzügigen Legate deiner Familie die gute Arbeit meines Ordens ebenso lange unterstützt.«
    »Dann profitieren wir beide davon.«
    Den Jungen schien das alles nicht sonderlich zu interessieren. »Meine Mutter sagt, du seist gekommen, um uns einen Brief zu bringen.«
    »Unter anderem.« Thomas langte in sein Gewand und holte eine Brieftasche aus Schweinsleder hervor. Er gab sie Joan. »Er ist von deiner Cousine in Córdoba, wie ich bereits angedeutet hatte. Sie heißt Subh und ist eine hochgestellte Dame dieser Stadt.«
    Sie nahm ein Pergament heraus – ordentlich gefaltet, aber mit gebrochenem Siegel – und las eine einzelne unterstrichene Zeile. »Incendium Dei . Was sie wohl damit meint?« Sie hielt den Brief an ihre kleine Nase. »Ich würde mir gern einbilden, ich könnte die Orangen Spaniens in der Tinte riechen. Robert der Wolf hat kaum von seiner Zeit in Spanien gesprochen, aber die Orangenbäume hat er erwähnt. Solche Einzelheiten bleiben beim Erzählen erhalten.«
    Thomas lächelte. »Wahrscheinlich riecht das Schriftstück jetzt eher nach dem Meer. Ich habe noch eine weitere Neuigkeit für dich. Die Mongolen.«
    »Sie dringen immer weiter nach Europa vor, nicht wahr?«, fragte Joan.
    Thomas schüttelte den Kopf. »Sie haben vor den Toren Wiens kehrtgemacht.«
    »Nein!«
    »Es war gerade erst in diesem Sommer. Nach dem
Tod des Großkhans Ugedai sind die mongolischen Feldherren unverzüglich in ihre Hauptstadt zurückgekehrt. Bei ihnen ist es nämlich Brauch, sich dort zu versammeln, um über die Nachfolge zu diskutieren.«
    »Davon steht aber nichts in al-Hafredis

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