Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman
viele von ihnen Berber, die kein Arabisch sprachen. Aber die leidenschaftlichsten Kämpfer seien die Freiwilligen, sagte Ibrahim, die aus der gesamten islamischen Welt hierher kämen, ins »Land des Dschihad«, wie viele Muslime Spanien nannten. Es war nicht anders als bei den Kreuzfahrerheeren, die aus Freiwilligen aus der gesamten Christenheit bestanden. Ehrfürchtig stellte sich Peter die Energien zweier Kontinente umspannender Zivilisationen vor, die hier auf diesen Ort, diesen Punkt im Raum und in der Zeit konzentriert waren.
Die Karawane durfte ohne weiteren Zwischenfall nach Sevilla hinein.
Die Stadt war ausgedehnter als Córdoba und hatte ihre ruhmreiche Rivalin schon längst in den Schatten gestellt, indem sie zur Hauptstadt der Almohaden-Herrscher von al-Andalus geworden war. Und trotz der Eroberung Córdobas war dies nach wie vor keine christliche, sondern eine muslimische Stadt; nicht das Kreuz, sondern der Halbmond flatterte hoch über den Kuppeln und Minaretten, und die Gebetsrufe der Muezzins hatten nichts Klagendes.
Selbst hier gab es jedoch Spuren der christlichen Reconquista. Während Córdoba auf Peter entvölkert gewirkt hatte, kam ihm Sevilla überfüllt vor. Die Ortschaften und Städte des Südens hatten die Fluten derjenigen aufnehmen müssen, die vor dem langsamen Vormarsch der christlichen Heere flohen, und Subh sagte, sie glaube, dass sich die Einwohnerzahl der Stadt seit der Einnahme Córdobas gut und gern verdoppelt habe.
Und es war eine bedrohte Stadt. Sevilla hatte den natürlichen Vorteil, dass der Guadalquivir vom Meer bis zu dieser Stelle schiffbar war, aber damit ging auch eine gewisse Verwundbarkeit einher. Darum standen sich im Herzen der Stadt auf beiden Seiten des Flusses zwei gedrungene Türme gegenüber. Zwischen ihnen hing eine schwere Kette, die hochgezogen werden konnte, sodass sie den Fluss überspannte und gefährliche Schiffe an der Durchfahrt hinderte. Peter war begeistert von der brutalen Schlichtheit dieser Vorrichtung.
Als sie sich durch die Stadt schlängelten, erhaschte
er einen Blick auf den Hof der großen Moschee, wo sich Fakire, Imame und die Gläubigen drängten, die in den vielen Brunnen ihre rituellen Waschungen vornahmen. Es schien kaum vorstellbar, dass unter den Füßen dieses Gewimmels von Gläubigen uralte Pläne für tödliche Waffen verborgen liegen sollten, Pläne, die seit über hundert Jahren verloren und vergraben waren, während diese glänzende Moschee über ihnen aus dem Boden schoss.
Trotz der Übervölkerung war es Subh gelungen, sich ein Haus unweit der großen Moschee zu beschaffen. Es war kleiner als jenes in Córdoba, das sie hatte aufgeben müssen, verfügte aber über einen anständigen Innenhof und recht große Räume. Nachdem sie ihre Maultiertreiber bezahlt hatte, bezog sie mit Ibrahim und ein paar ihrer vielen Familienangehörigen dort Quartier.
Und sie gab Peter ein Zimmer. Erleichtert schälte er sich aus seiner Reisekleidung, überzeugt davon, dass er sein halbes Körpergewicht ins Fell dieses elenden, geduldigen Maulesels geschwitzt hatte. In dieser Nacht, in einem luftigen Raum und auf einer weichen Bettstatt, fern vom Eisengestank der Wüste, schlief er tiefer denn je seit seiner Kindheit.
XII
Joans verräucherte englische Räume waren in der Kühle des Abends kaum erträglicher als in der Hitze des Tages.
Und hier erfuhr Saladin nun die seltsame Wahrheit über seine Familie.
»Es ist eine verworrene Geschichte.« Thomas musterte Saladin und versuchte abzuschätzen, wie viel er verstand. »Eine Geschichte von Prophezeiungen – nicht von einer, sondern von dreien , einem ganzen Bündel.«
Joan skizzierte Saladin mit lebhaften, wirkungsvollen Pinselstrichen, wie Robert der Wolf vor über hundertfünfzig Jahren mit seinem Vater, Orm dem Wikinger, auf der Suche nach einem aus der Art geschlagenen Priester ins maurische Spanien gereist war.
»Sihtric war in den Besitz von Plänen für fantastische Waffen gelangt«, erzählte Thomas. »Diese Pläne hießen ›der Kodex von Aethelmaer‹, die Waffen ›Gottes Maschinen‹. Aber der Kodex war verdichtet und rätselhaft und enthielt Wörter, die niemand lesen konnte. Also ging Sihtric ins maurische Spanien …«
»Was? Warum?« Saladin klang empört. »Um diese Waffen den Kalifen auszuhändigen?«
»Damals gab es schon keine Kalifen mehr«, erwiderte
Thomas geduldig. »Aber nein, Sihtric hatte nicht die Absicht, den Mauren seine Waffen zu geben. Er wollte die
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