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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Du bist der einzige Christ in dieser Muslim-Karawane. Selbst die Maultiertreiber sind Muslime. Nur du, an einem Ort, wo du nicht hingehörst, weit weg von daheim. Ich glaube, es ist eine bestimmte Art von Schwäche, die einen Mann dazu treibt, die Gesellschaft von Fremden zu suchen. Weshalb bist du hier, christlicher Peter?«
    »Um der Wissenschaft willen.«
    Ibrahim räusperte sich und spuckte aus. »Du hättest deiner Wissenschaft frönen können, ohne London zu verlassen. Hast du eine Gemahlin in London? Eine Frau, die du liebst?«
    »Keine Gemahlin, keine Geliebte.«
    »Einen Jungen …«
    »Ich habe kein Interesse an Jungen, Ibrahim.«
    »Wovor bist du dann auf der Flucht?«
    »Vor gar nichts. Ich reise voller Hoffnung. Ich folge einem losen Faden in einem Wandteppich und lasse mich von ihm führen, wohin er will. Deine Mutter versteht das, denke ich.« Ibrahims inquisitorische Art ging Peter allmählich ein wenig auf die Nerven. »Warum sollten Christen und Muslime das Abenteuer des Lebens nicht gemeinsam bestehen? In Toledo treffen sich christliche und muslimische Gelehrte tagtäglich und arbeiten zusammen.«
    »Unter den Fahnen eines christlichen Königs.«
    »Mag sein. Aber zur Zeit des Kalifats sind christliche
Gelehrte genauso in Scharen nach Córdoba gekommen.«
    »Es gab allerdings keine Assimilation«, erwiderte Ibrahim. »Vor fünfhundert Jahren sind die maurischen Heere nach Norden marschiert. Ganz Spanien wurde islamisch, und die Christen lebten in einem maurischen Land. Jetzt kommen die Christen aus dem Norden zurück, und die Muslime werden in einem christlichen Land überleben müssen, so wie meine Familie in Córdoba. Aber so lange sie auch zusammenleben, Muslime und Christen werden sich nicht vermischen, ebenso wenig wie Wasser und Öl, ganz gleich, ob nun das Öl oder das Wasser überwiegt.«
    Peter erwog, ihm zu widersprechen. Aber die Beweise dafür umgaben ihn zu allen Seiten, die stoppeligen Überbleibsel des Krieges, die wie abgebrochene Zähne aus dem Boden ragten. »Na schön. Aber wir sind hier, Ibrahim, und reiten Seite an Seite. Wir brauchen uns nicht zu streiten, oder?«
    Ibrahim musterte ihn. Seine Augen waren so hell wie der Himmel. »Vielleicht nicht. Aber achte darauf, dass dein Blick am Hinterteil des Maultiers vor dir klebt statt an dem meiner Mutter.« Und er galoppierte davon, um sich wieder zu seinen Freunden zu gesellen.

X
    Am Morgen wachte Thomas früh auf. Er konnte kaum glauben, dass er wirklich hier war. Aber noch bevor er aus dem Bett stieg, verrieten ihm die klagenden Muezzinrufe, dass diese heiligste aller Städte nicht oder zumindest nicht ganz den Christen gehörte.
    Saladin kam zu ihm. »Wir sollten unseren Rundgang machen, solange der Tag noch jung ist. Ich glaube kaum, dass du die Mittagshitze angenehm finden wirst.«
    Also frühstückte Thomas, absolvierte eilig seine Gebete und folgte Saladin in die Stadt.
    Jerusalem war außergewöhnlich, überwältigend, verblüffend, ein Straßenlabyrinth, ein historisches Potpourri. Auf dem Tempelberg glänzte die goldene Kappe des Felsendoms, als hätte man die Sonne auf die Erde geholt; die silbrige al-Aksa-Moschee neben ihr war hell und luftig, ein Traum in Stein. Die Muslime nannten den Berg al-Haram ash-Sharif : das edle Heiligtum. Im Vergleich zu den Juden und Christen waren die Muslime relativ neu in Jerusalem, aber selbst sie lebten bereits seit Jahrhunderten hier.
    In der Stadt wimmelte es natürlich nur so von Kirchen. Einige, errichtet von den Kreuzfahrerkönigen
Jerusalems, waren ziemlich modern, mit Kreuzrippengewölben und Spitzbogen, und hätten jeder Stadt der westlichen Christenheit zur Ehre gereicht. Andere waren älter, gedrungener und monumentaler. Das waren römische Kirchen, vielfach erst in den langen Jahrhunderten nach dem Abzug der Legionen aus Britannien gebaut. Thomas strich fasziniert in diesen Bauwerken umher.
    Doch während er redete und analysierte und spekulierte, sprach Saladin kaum ein Wort. Ihm bedeutete die Geschichte wenig, dachte Thomas. Jerusalem war nur eine Arena für den Krieg, der seiner Überzeugung nach sein Leben beherrschen würde, wie er das Leben seiner Vorfahren seit Robert beherrscht hatte – Robert, der mit dem wie ein feuriger Wind durch das Heilige Land fegenden Ersten Kreuzzug an diesen Ort gekommen war.
    Die von den Kreuzfahrern hier gegründeten christlichen Staaten hatten drei Generationen überdauert, bis das Schicksal einen großen muslimischen Befehlshaber

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