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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hervorgebracht hatte: einen ehemaligen Wesir aus Ägypten, al-Malik an-Nasir Salah ad-Din Yusuf, von den Christen Saladin genannt, der gegen Jerusalem marschierte. Selbst Richard Löwenherz war nicht stark genug, die Heilige Stadt zurückzuerobern. Gegenwärtig wurde Jerusalem gemäß einer Vereinbarung regiert, die von dem deutschen Kaiser Friedrich II., dem offiziellen König von Jerusalem, ausgehandelt worden war. Die Stadt erhielt keine neuen Befestigungsanlagen, und die Muslime durften bleiben; es
war ein schäbiger Kompromiss. Trotzdem waren einige der alten christlichen Familien, wie die von Joan, allmählich wieder in die Stadt zurückgekehrt, die sie über Generationen hinweg als ihre Heimat betrachtet hatten.
    So viel zum Krieg. Aber, fragte sich Thomas, was für Menschen waren diese Bewohner von Outremer?
    Der kleine Saladin war ein leidenschaftlicher Christ, das stand fest; hier an der Frontlinie der Christenheit konnte man ja auch eine verstärkte Religiosität erwarten. Aber mit seinen wallenden Gewändern und der dunklen Haut sah er eher aus wie ein Sarazene als wie ein Engländer, und Thomas hatte ihn ebenso mühelos arabische Sätze plappern hören, wie er sein gestelztes Englisch sprach. Thomas nahm an, dass seine Familie im Lauf der Generationen ein paar Infusionen sarazenischen Blutes erfahren hatte. Saladins Vorfahren stammten ursprünglich aus England, aber dank der generationenlangen Verpflanzung auf den Boden Palästinas waren er und seinesgleichen nun weder Engländer noch Palästinenser, sondern etwas anderes, etwas Neues in der Welt seit Roberts Zeiten.
    Und diese neuen Menschen von Outremer waren auf ganz andere Weise isoliert als etwa die normannischen Invasoren in England. König Williams Söhne hatten sich englische Frauen genommen; nach fast zweihundert Jahren waren sie vollständig assimiliert. Doch sowohl Normannen als auch Engländer waren Christen. In Outremer waren die Überbleibsel der Kreuzfahrerkönigreiche hingegen Inseln des Christentums
in einem islamischen Meer. Dies war Saladins Heimat, aber seine Familie würde hier immer fehl am Platz sein. Und Thomas spürte, dass Saladin es in einem tiefen Winkel seiner Seele auch wusste.
    Der Tag wurde wärmer, und die alte Stadt entwickelte sich zu einem steinernen Kessel voll heißer, trockener Luft. Thomas war dankbar, als Saladin Erbarmen mit ihm hatte und ihn in Joans relativ schattiges Haus zurückbrachte.

XI
    Während sie unablässig nach Südwesten ritten und sich Sevilla näherten, gelangte die Karawane schließlich in muslimisches Gebiet.
    Vor der Stadt stießen sie auf ein ausgedehntes maurisches Heerlager. Es war eine Stadt aus Zelten, Männern, Pferden, Mauleseln und Kamelen, in der Nähe des Flussufers errichtet; Halbmondfahnen hingen schlaff in der drückenden Luft. Waffen – Schilde, Armbrüste und Speere aus den Werkstätten Sevillas – waren zu riesigen Bergen aufgehäuft. Peter konnte das Dröhnen von Kriegstrommeln hören, ein unkoordiniertes, aber dennoch beunruhigendes Geräusch.
    Ein Trupp berittener Soldaten kam heraus, um die Karawane abzupassen, ein Offizier und eine kleine Eskorte hartäugiger Wüstenreiter. Der Offizier trug einen Mantel aus gestepptem Filz über einem Kettenpanzer, während die Reiter mit weißen Gewändern und Turban bekleidet waren; ihre Bewaffnung bestand aus Speeren und herzförmigen Schilden. Subh hatte einen Geleitbrief des Emirs in Sevilla bei sich. Nach einem Austausch von Geschenken – eine Tasche mit Gold von Subh, ein paar Wasserbehälter von den Soldaten – kehrte der Trupp ins Lager zurück.

    Die Maultiertreiber machten einen weiten Umweg vom Fluss, um den Soldaten auszuweichen, und Peter war erleichtert, denn selbst die am besten kontrollierten Soldaten neigten jederzeit zu Plünderung, Raub und Vergewaltigung. Aber er betrachtete das Lager, fasziniert vom Anblick eines echten maurischen Heeres. Seltsamerweise sah er keine Radfahrzeuge, doch neben den Maultieren gab es auch große Pferdeherden  – importiert von den Balearen, sagte Ibrahim, nur das Beste fürs Heer. Und aus der Masse der Pferde und Maultiere ragten die Hälse hochmütiger Kamele, die von Afrika herübergebracht worden waren.
    Der Kern des Heeres bestand aus Einberufenen aus den Provinzen von al-Andalus oder dessen Überresten  – Reitertruppen aus Granada zum Beispiel. Ibrahim zeigte auf Gruppen von Soldaten mit dunklen Gesichtern, »die stummen Soldaten«, wie er sie geringschätzig nannte,

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