Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman
Profil zweifellos ähnliche Vorteile genießen. Aber das vermute ich nur. Ich weiß es nicht.
Wir kommen nur langsam voran, Ibrahim. Aber das hast du ja selbst gesehen, bevor du dich so abrupt von dem Projekt abgewendet hast. Die Skizzen sind unvollständig. Viele sind Kritzeleien, die dem Gehilfen, der sie angefertigt hat, viel mehr sagen würden als uns, denn für uns waren sie ja nicht gedacht. Wir müssen so vieles erraten – Maße, Gewichte, Baustoffe, Übersetzungsstufen. Sehr oft verlangen wir Unmögliches von unseren Handwerkern: stählerne Zahnräder von unvorstellbarer Feinheit und Genauigkeit, Holzräder von fugenloser Perfektion. Manchmal haben wir einfach nicht die richtigen Materialien. Und was noch schwieriger ist, wir müssen überhaupt erst einmal den Verwendungszweck der Maschinen erraten.«
Ibrahim sah sich die Zeichnungen erneut an. »Sieht aus, als wären diese Strichmännchen vollständig von ihrem Fisch-Boot umschlossen.«
»Ganz recht. Siehst du, sie bedienen ihre Ruder und Paddel durch abgedichtete Öffnungen im Rumpf, der aus einer dünnen Metallhülle zu bestehen scheint. Wir verwenden gehämmertes Kupfer. Manche von uns vermuten, dass das Schiff verschlossen sein könnte,
damit es nicht nur auf der Wasseroberfläche fahren kann, sondern auch darunter .«
»Wie soll das gehen?«
»Willst du wirklich die Einzelheiten wissen? Schau, hier sind Schwimmblasen. Wenn man die mit Wasser füllt, könnten sie das Fahrzeug sinken lassen, und wenn man das Wasser herauspumpt, bleibt es vielleicht in einer bestimmten Tiefe stehen. Damit hätte die Fischform jedenfalls ihren Sinn, nicht wahr? Und denk dir nur, was für Vorteile das böte, Ibrahim. Ein Boot, das völlig unsichtbar unter der feindlichen Flotte schwimmen und von unten angreifen könnte.«
Ibrahim warf das Pergament beiseite. »Das ist eine solche Zeitverschwendung. Wie auch damals schon.«
»Vielleicht denkt der Emir anders, wenn wir ihm unsere Waffen vorführen.«
»Und wann wird das sein?«
Peter rutschte unbehaglich auf seinem Sitzkissen herum. »Wir haben eine ganze Reihe halb fertiger Projekte … Wir sind noch nicht so weit.«
»Allah schütze uns, aber die christlichen Heere sind nah. Das wird doch wohl sogar einem Bücherwurm wie dir nicht entgangen sein.«
»Natürlich nicht. Wir arbeiten alle so hart und so schnell, wie wir können.«
»Und was sagt dein Gewissen dazu, Peter? Bereitet es dir als Christen keine Probleme, Muslime zu bewaffnen?«
»Ich sehe mich in erster Linie als Gelehrten und dann erst als Christen. Und dies ist ein wissenschaftliches
Projekt, was immer es sonst noch sein mag. Ich bin neugierig , Ibrahim. Wie auch immer, wenn unsere Waffen Fernando abschrecken, verhindern sie vielleicht den Krieg, statt ihn auszulösen. Hast du es schon mal aus diesem Blickwinkel betrachtet? In gewissem Sinn sind wir uns ähnlich, nicht wahr, Ibrahim? Auf unsere unterschiedliche Art und Weise streben wir beide danach, die Menschen vor Schaden zu bewahren.«
Für Ibrahim waren das lediglich rhetorische Kunstgriffe, und er schwieg. Der nachdenkliche junge Mann, den er vor fünf Jahren kennengelernt hatte, wurde von Ehrgeiz und einer Form von Gier zerfressen – keiner Gier nach Reichtum, sondern nach der Bewältigung einer Aufgabe und der daraus erwachsenden Anerkennung. In seiner Zeit am Hof hatte er das auch schon bei anderen Gelehrten erlebt. Solche Männer würden alles tun, um sich von ihresgleichen abzuheben.
Peter beobachtete ihn. »Wirklich, du fehlst uns, Ibrahim. Weißt du, als ich dir zum ersten Mal begegnet bin, habe ich dich für einen echten Holzkopf gehalten. Für ein selbstgerechtes Muskelpaket.«
»Damals war ich noch keine zwanzig Jahre alt!«
»Jetzt bist du fünf Jahre älter, und nun kommen deine wahren Qualitäten zum Vorschein. Du bist kein Soldat, auch wenn du diesen Krummsäbel an der Hüfte trägst. Du bist weit mehr als das. Du besitzt eine Reihe von Fähigkeiten, die deine Mutter sinnvoll zu nutzen wüsste – Organisationstalent, Führungskraft. Du solltest mit Subh Frieden schließen. Sie vermisst dich.«
»Meine Beziehung zu meiner Mutter geht dich nichts
an. Das muss ich schon mit mir selbst abmachen. Und ich glaube, dass ich meine Fähigkeiten hier sinnvoll nutze. In der Stadt herrscht der Ausnahmezustand. Auch das wird selbst dir nicht entgangen sein …«
Die Krise in Sevilla dauerte nunmehr schon fast ein Jahrzehnt an, seit Córdobas Fall. Die Stadt wurde von Flüchtlingen
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