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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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vielleicht auch nicht. Aber es scheint auf jeden Fall zu beweisen, dass die Zeit durch die Willenskraft eines Handelnden – sei es nun ein Mensch oder ein Gott – überbrückt werden kann .«
    »Genau.« Thomas’ wässrige Augen glänzten und er nickte zustimmend.
    »Nun, damit ist klar, was wir jetzt tun müssen. Wie sich zeigt, ist es mehr als plausibel, dass der Kodex echt ist.«
    »Hast du eurer Cousine in Córdoba noch nicht auf ihren Brief geantwortet?«
    »In dem Punkt war ich mir nicht so recht im Klaren.
Immerhin ist Subh Muslimin. Dennoch brauchen wir den Kodex.«
    »Erwägst du, selbst nach Sevilla zu reisen?«, fragte Thomas behutsam.
    »Natürlich! Ich werde diese Moschee mit meinen bloßen Händen umgraben, wenn es sein muss.«
    »Aber die Truppen der Kastilier rücken auf die Stadt vor. Sie könnte bald belagert werden.«
    »Umso mehr ein Grund, sich zu sputen, bevor irgendein kleiner Gauner zufällig auf die Pläne stößt – oder, noch schlimmer, Subh selbst.« Ihre Augen waren kalt. »Ich bin jetzt sicher, dass dies unsere Gelegenheit ist, unserer Familie wieder eine Zukunft zu geben. Wir müssen sie ergreifen, ohne zu zögern.«
    Saladin verdrängte freudig die seltsamen Mysterien des in permanenter Veränderung begriffenen Zeitteppichs und stürzte sich auf den Kern dieser neuen Mission. »Wir reisen nach al-Andalus?« Er ballte die Hände zu Fäusten. »Dort gibt es viele Muslime. Ich werde das Kreuz nehmen!«
    Joan strich ihm liebevoll über die Wange. »So ist es recht, mein Sohn.« Sie stand auf. »Wir haben viel zu tun.« In forschem Tempo ging sie hinaus, redete dabei pausenlos weiter, erwog die nächsten Schritte und schmiedete langfristige Pläne.
    Thomas eilte ihr nach. »Und dann ist da natürlich noch das Problem deines Rätsels: Roberts Fetzen mit der Geheimschrift, der vielleicht – oder vielleicht auch nicht – etwas mit diesem Ausdruck in Subhs Brief zu tun hat – Incendium Dei . Zufälligerweise habe ich
von einem jungen Mann gehört, der uns vielleicht helfen könnte, einem anderen Franziskaner, einem intelligenten jungen Philosophen aus Oxford, der sich mit seinen radikalen Anschauungen gerade einen Namen macht. Er heißt Roger Bacon …«

XVI
    1247 n. Chr.
    An der Schiffbrücke gab es Ärger. Eine misstrauische Menge, ein Spionageverdächtiger, fast ein Krawall  – und die Gefahr einer echten Katastrophe für Sevilla, falls die einzige Brücke über den Guadalquivir beschädigt werden sollte.
    Ein schwitzender, nervöser Soldat brachte Ibrahim diese Nachricht. Ibrahim rief Abdul, einen Hauptmann der Palastwache, und befahl ihm, eine Einheit zusammenzustellen. Dann verließ er im Laufschritt seine Amtsstube, ohne abzuwarten, ob Abdul und dessen Soldaten ihm folgten.
    Vom Palast des Emirs gelangte man am schnellsten zur Brücke, wenn man geradewegs zum Fluss hinunter und dann am Ufer entlangging, und diesen Weg schlug er nun ein. Trotzdem kam er nur mit Mühe voran, denn jede freie Fläche, jede Straße war mit Flüchtlingen und deren Habseligkeiten übersät. Ibrahim musste durch diese Menge waten wie durch ein Meer. Am Fluss war es fast genauso schlimm, aber die dort stationierten Soldaten hielten einen Uferweg frei, und sobald das Wasser in Sichtweite war, kam Ibrahim schneller voran.

    Es war ein strahlender Frühlingstag, stellte er geistesabwesend fest. Das Wasser des Flusses glitzerte hübsch, und die Orangenbäume blühten. Aber dieses Jahr würden die Hungernden die Früchte nicht lange genug an den Zweigen hängen lassen, dass sie reifen konnten.
    Es war nicht schwer, die Quelle des Aufruhrs zu finden. Der Mob hatte seinen Mann am Kopfende der Schiffbrücke gefangen. Das zerlumpte, bereits blutende Opfer, dessen Kopf sich unter einer Kapuze verbarg, war ein paar Schritte auf die Brücke zurückgewichen.
    »Überlass es mir, sie auseinanderzutreiben, Herr.« Abdul, ein Veteran der Belagerungen von Córdoba und Valencia, war ein harter, tüchtiger Mann von ungefähr fünfunddreißig Jahren. Er trug eine schwarze Klappe, um die leere Augenhöhle zu verbergen; ein christlicher Pfeil hatte ihm sein rechtes Auge geraubt. »Ein Angriff wird reichen.«
    Ibrahim hätte Abdul sein Leben anvertraut. Aber Abdul dachte in den schlichten, direkten Kategorien eines Soldaten. Ibrahims Aufgabe bestand darin, den größeren Zusammenhang zu sehen. »Wir dürfen die Brücke nicht in Gefahr bringen«, sagte er. Sevilla besaß nur zwei Hauptverkehrsadern zur größeren

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