Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
aus den verlorenen Städten im Norden überschwemmt. Da die Bauern das Umland der Stadt verlassen hatten und der Handelsverkehr auf dem Fluss unterbrochen war, herrschte beständige Knappheit an Nahrungsmitteln. Hin und wieder führte die schlechte Hygiene zu einem Ausbruch von Cholera, Typhus oder einer anderen schrecklichen Krankheit. Gerüchte, dass Fernandos Truppen im Hitzedunst am Horizont gesehen worden seien, gingen in regelmäßigen Abständen in der von Furcht erfüllten Stadt um und lösten Panik und Tumulte aus.
    Als Ibrahim in den Amtsräumen des Wesirs im Palast des Emirs vorstellig geworden war und angeboten hatte, nach besten Kräften zu helfen, war er sogleich mit Aufgaben überhäuft worden. Er stellte fest, dass er nicht nur fähig, sondern sogar unerwartet gut darin war, Lösungen für neuartige Probleme zu finden und in die Tat umzusetzen. Vielleicht hatte er etwas von den Qualitäten seiner Achtung gebietenden Mutter geerbt. Seine Befugnisse wuchsen ebenso rasch wie die Ausmaße der Probleme, deren Lösung man ihm anvertraute.
    Etwas an der Arbeit befriedigte ein tiefes spirituelles Bedürfnis in seinem Innern. Er hielt nach wie vor an
der Lehren der Almohaden fest, der al-muwahhidun , Bekenner der Einheit Gottes. Er hatte das Gefühl, dass er mit seiner geduldigen Arbeit verletztes Leben heilte; diese Tätigkeit diente Gottes Einheit mehr als all das Töten, dachte er.
    »Aber wie lange kann das noch so weitergehen, Ibrahim?«, fragte Peter. »Diese Stadt ist einer gewaltigen Belastung ausgesetzt. König Fernando braucht nicht einmal anzugreifen; der stetige Druck, den er ausübt, trägt ihm langsam den Sieg ein. Du verwaltest hier doch nur den Niedergang der Stadt.«
    »Nicht notwendigerweise.«
    »Doch, notwendigerweise. Das ist die Wahrheit. Aber wenn sich die Waffenpläne deiner Mutter auszahlen sollten – wenn auch nur einer davon verwirklicht würde –, könnte sich die ganze Situation ändern.«
    Ibrahim schnaubte. »Wenn ein Wunder geschähe? Wenn Saladin wieder zum Leben erwachen und uns zum Sieg führen würde?«
    »Wir brauchen kein Wunder. Die Maschinen deiner Mutter nehmen Gestalt an, Ibrahim, sie manifestieren sich in Stahl, Leder und Holz, nur ein kurzes Stück Weges von diesem Raum entfernt. Meinst du nicht, dass es deine Pflicht ist, mit mir zu kommen und dir anzusehen, worüber wir verfügen – deine Pflicht als Beamter des Emirats und als Sohn?«
    Ibrahim starrte ihn an. In der Ferne hörte er zornige Schreie, das Splittern von Glas, raue militärische Befehle: die Geräusche einer zerfallenden Zivilisation. Er spürte, wie seine Entschlossenheit ins Wanken geriet.

XVIII
    Thomas Busshe suchte Saladin in Nordengland auf, wo er drei Jahre nach seiner Ankunft in Britannien abgetaucht war. Wie Saladin bald erfuhr, kam Thomas, um ihm zu sagen, dass seine Mutter ihn brauche und dass er so schnell wie möglich nach London zurückkommen müsse.
    Der Mönch verbrachte eine Nacht im Herrenhaus. Es war das Heim von Saladins Brotherrn, einem kleinen Ritter namens Percival. Ganz früh am nächsten Morgen traf Saladin Thomas bei einem Spaziergang durch das Dorf. Man sah Thomas sein Alter an, dachte Saladin. Er hatte Schatten unter den Augen und wirkte steif nach seinen Stunden auf der Metbank mit Percival. Aber er war auf den Beinen. »Das ist der gnadenlose Rhythmus des Mönchslebens«, erklärte er. »Den kriegt man einfach nicht aus dem Blut.«
    Sie gingen im Dorf umher. Es war ein armseliger Ort, eine Straße, an der lang gestreckte Grassodenhütten standen, umgeben von weitläufigem Ackerland. Das kleine, robuste Pfarrhaus war aus passablen Hausteinen erbaut, die, wie Saladin Thomas erzählte, aus dem Hadrianswall geraubt worden waren. Thomas schien diese Verwandlung der Arbeit längst toter Zenturionen
in die Häuser der Lebenden für eine erquickliche Idee zu halten.
    Sie stießen auf eine Gruppe von Männern, die gerade zu ihrem Tagewerk aufbrachen. Sie nickten Saladin nicht warm, aber durchaus höflich zu. Es waren Holzfäller, hagere Männer mit bleichen Gesichtern, die Schultern gegen die Kühle der taufeuchten Luft hochgezogen. Einige hinkten leicht. Sie hatten Beile, Äxte und Sägen dabei und trugen schmutzige, farblose Kleidung – Kniehosen, Strümpfe, Hemden, Jacken; Saladin wusste, dass die meisten von ihnen keine anderen Kleidungsstücke als diese besaßen. Während sie dahinstapften, sangen sie ein so schmutziges Lied, dass Saladin hoffte, ihr starker, mit

Weitere Kostenlose Bücher