Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman
ist?«
»Ach, um Allahs willen.«
Aber der Mob begann wieder zu grollen. So lächerlich die eigentliche Ursache auch sein mochte, die Situation war gefährlich.
Ibrahim nickte Abdul zu. »Hauptmann. Nehmt diesen Mann fest.«
Abdul gab leise Befehle. Zwei seiner Soldaten betraten die Brücke, um den »Spion« zu ergreifen. Er leistete keinen Widerstand, als sie ihn an den Armen packten. Die anderen nahmen energisch neben Ibrahim Aufstellung und bildeten eine Barriere zwischen der Menge und ihrem Opfer. Sie ließen ihre Säbel jedoch in der Scheide.
Ibrahim hob erneut die Arme. »Ihr seht, wir haben den Mann festgenommen. Wenn er ein Spion ist, werden wir bald die Wahrheit herausfinden und die erforderlichen Maßnahmen ergreifen. Ihr braucht ihn also nicht mehr zu verfolgen. Geht nach Hause – zurück zu euren Gebeten. Aber ihr da mit den Fackeln«, sagte er mit einem Anflug von Befehlston, »löscht sie vorher im Fluss. Es sind zu viele Menschen in der Stadt, als dass wir ein Feuer riskieren könnten.«
Er wandte sich ab, ohne abzuwarten, ob sie gehorchten, sagte aber leise zu Abdul: »Sorgt dafür, dass sie meinen Befehl befolgen.« Dann wandte er sich an den Gefangenen. »Und du«, sagte er, »befindest dich in meiner Obhut.« Er gab ihm das Pergament mit den Fisch-Schiff-Zeichnungen zurück.
Der Mann nahm es an sich. »Danke.«
Obwohl seine Stimme rau war, glaubte Ibrahim, den
Akzent zu erkennen. Er trat vor und zog dem Mann behutsam, weil er keine Verletzungen verschlimmern wollte, die Kapuze herunter. Sein Haar war hellblond.
»Peter!«
»Hallo, Ibrahim.« Der englische Gelehrte grinste, dann zuckte er zusammen, als seine zerschlagenen Lippen aufplatzten.
XVII
Der Palast war ebenso überfüllt wie der Rest der Stadt; wer die Möglichkeit hatte, beim Emir Unterschlupf zu finden, nutzte sie. Aber Ibrahim fand einen leeren Raum, wo er Peters Wunden von einem Arzt behandeln ließ. Er befahl einem Mädchen, Peter zu den Bädern zu führen, und ließ ihm einen neuen Satz Kleider als Ersatz für die von der aufgebrachten Menge zerrissenen bringen.
Als Ibrahim am späten Nachmittag zu ihm kam, war Peter ein neuer Mensch. Er saß auf einem Haufen Sitzkissen und schaute durch den Türbogen ins Licht hinaus. Man hatte ihm die Haare geschnitten, die Bartstoppeln rasiert und das Blut abgewaschen. Außer dem Glanz der Salbe, die auf seine blauen Flecken und aufgeplatzten Lippen aufgetragen worden war, und der mit ein paar ordentlichen kleinen Stichen vernähten Stirnwunde ließ nichts mehr erkennen, dass er Prügel bezogen hatte. Aber er war gealtert, seit Ibrahim ihn zum letzten Mal gesehen hatte; er war jetzt Ende zwanzig und ein wenig dicker um den Hals, seine Gesichtshaut war nicht mehr so frisch, und in seinem goldenes Haar zeigten sich hier und da ein paar graue Strähnen.
Das zerknitterte Pergament mit den Schiffsbildern lag auf einem niedrigen Tisch.
Ibrahim setzte sich, und Peter bot ihm Orangentee an. »Ich muss mich bei dir bedanken«, begann er. »Du hast mir das Leben gerettet.«
»Das hätte ich für jeden getan. Es ist meine Aufgabe.«
»Die du sehr gut machst, wie jeder sagt …«
»Wärst du nach England heimgekehrt, wärst du gar nicht erst in Gefahr geraten.«
»Warum sollte ich? Hier ist es viel interessanter. Weißt du, ich glaube, unsere letzte Begegnung liegt vier Jahre zurück. Du hast ein Jahr gebraucht, um dich mit deiner Mutter zu zerstreiten, soweit ich mich erinnere«, sagte er trocken.
»Und du arbeitest immer noch an diesem Unsinn, nach all der Zeit.« Ibrahim hob das Pergament auf. »Gottes Maschinen.«
»Vier Jahre sind nicht lange«, sagte Peter. »Nicht für ein solches Projekt. Du hast keine Ahnung, wie viel Boden bereitet werden muss, bevor man auch nur einen einzigen Schritt machen kann.«
»Warum ein Fisch?«
»Verzeihung?«
»Warum sollte man ein Boot in Fischform bauen?«
»Weil es in den Skizzen so dargestellt ist. Wir arbeiten noch immer auf Grundlage der Sihtric-Entwürfe.« Er meinte die Skizzen, die er in den Aufzeichnungen von Sihtrics Gehilfen gefunden hatte. Es war lange her, dass Ibrahim den archaischen Namen dieses schon vor
langer Zeit gestorbenen Priesters gehört hatte. »Aber ich kann natürlich auch noch tiefer greifende Vermutungen über das Warum anstellen«, fuhr Peter fort. »Ein Fisch fühlt sich im Wasser wohl, nicht wahr? Seine geschmeidige Gestalt gleitet einfach durch diese rätselhafte Substanz. Nun, dann wird ein Boot mit demselben
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