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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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glaubte.
    »Aber ihr müsst diesen Kodex bergen!«, rief Bacon.
    »Warum?«
    »Versteht ihr denn nicht? Wenn man diese Kriegsmaschinen  – Maschinen, die rollen, schwimmen und sogar fliegen – mit dem Schwarzpulver, dem Feuer Gottes kombinieren würde, könnte niemand einem standhalten. Stellt euch nur vor – ein Miniatur-Vesuv in jedem Pfeil …«
    Saladins Erfahrungen mit Explosionen waren begrenzt, aber er hatte einmal eine Schmiede in die Luft fliegen sehen. Er versuchte sich vorzustellen, wie solche Energien gezähmt und gegen das Fleisch von Feinden eingesetzt wurden.
    »Er hat recht«, sagte er widerstrebend. »Thomas, du hast uns erzählt, dass Sihtric mit den Maschinen, die er gebaut hat, unzufrieden war. Vielleicht liefert dieses Schwarzpulver die Schlagkraft, die ihnen immer gefehlt hat.«
    Thomas wirkte blass. »Sofern man gewährleisten kann, dass es die gewünschte Wirkung erzielt – aber was für eine schreckliche Vision der Zerstörung! Was für ein Mensch ist dieser Weber, dass er die Saat eines solchen Blutbads in unserer Zeit ausstreut?«
    Roger Bacon schien das nicht im Geringsten zu kümmern. Saladin sah, dass ihn nur eines trieb: seine Neugier, der Geruch frischen Wissens, der ihm in die Nase stieg. »Ihr müsst diese Entwürfe bergen.« Bacon sprach schnell. » Und ihr müsst sie mir bringen . Damit all das funktioniert, braucht ihr einen dominus experimentorum . Einen wie mich, oder einen Assistenten. Ich hätte auch schon eine Idee. Ein Arbeitsplan auf
Basis zweier erhebender Prinzipien. Erstens: Überprüfung der Entwürfe und der physikalischen Prinzipien, auf denen sie beruhen – Prinzipien, die der Menschheit bisher vielleicht unbekannt waren und deshalb ein immerwährendes Geschenk für die Wissenschaft sind. Zweitens: der Verwendungszweck dieses neuen Wissens, nämlich der Schutz der Christenheit und damit das geistliche Wohlergehen der gesamten Menschheit und Gottes Ruhm.«
    »Wenn man dich so reden hört, Bruder, könnte man meinen, du wärst aufgefordert worden, Kathedralen zu bauen statt Waffen«, sagte Thomas.
    »Es liegt keine Sünde darin, die Kraft des Geistes zu gebrauchen, um Waffen für einen gerechten Krieg zu bauen. Euer Weber muss ja ein Christ sein, sonst hätte er diese Maschinen nicht in die Hände von Christen gelegt. Wie könnte das nicht Gottes Werk sein?«
    »Ich weiß sehr wenig über den Weber, und du noch weniger«, sagte Thomas streng. »Du musst diese Arbeit unbedingt mit deinem Beichtvater besprechen, Bruder. Umfassend und regelmäßig.«
    »Ja, ja.« Bacon beugte sich zu Joan. Seine Augen glänzten wie die der Katze, in die er so viele Stunden gestarrt hatte, dachte Saladin.
    »Bring mir deine Pläne. Bei Gottes Knochen, es gibt keinen anderen Weg – in der Tat, die göttliche Vorsehung muss dich zu mir geführt haben. Gib mir deine Pläne«, sagte Roger Bacon, »dann baue ich dir Gottes Maschinen.«

XXIII
    1248 n. Chr.
    Der Wachposten brachte die beiden in Ibrahims Amtsstube: den Ankläger, einen Mann mittleren Alters, und die Angeklagte, ein furchtsam dreinschauendes Mädchen mit einem Säugling in den Armen.
    Ibn Shaprut saß stumm neben Ibrahim und zupfte an seiner schäbigen Robe. Der Arzt war ein großer, schwerer Mann; vor diesem schrecklichen Sommer der Belagerung war er noch viel schwerer gewesen. Jetzt passten ihm seine schmutzigen, häufig geflickten Kleider nicht mehr richtig, und Ibrahim dachte manchmal, dass nach dem Verschwinden der Fettschichten selbst die Haut lose um ihn herumhing. Ibrahim war jedoch froh über seine beständige Gesellschaft und seinen nüchternen Rat.
    Es war ein Augustnachmittag in Sevilla, einer belagerten Stadt, in der es so heiß war wie in einem Ofen. In der Ferne riefen die Muezzins zum Gebet. Ibrahim war zu beschäftigt für Gebete. Er versuchte sich auf den Fall zu konzentrieren.
    Der Ankläger war ein Mann namens Ali Gurdu. Etwa fünfzig Jahre alt, mit rundem Mondgesicht, wirkte er inmitten einer Hungersnot, die sogar bis in
den Palast des Emirs reichte, gut genährt und wohlhabend, obwohl der Schweiß der Augusthitze seinen Turban schmutzig gelb färbte. Der Mann betrachtete Ibn Shaprut misstrauisch. »Wer ist das? Ein Advokat? Ein Magistrat?«
    »Ich bin Arzt«, sagte Ibn Shaprut.
    »Was hat denn ein Arzt mit der Sache zu tun? Hier geht es schlicht und einfach um Diebstahl.«
    »Ich verlasse mich auf sein Urteil«, sagte Ibrahim, »also wirst du dich ihm gegenüber respektvoll verhalten, Ali

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