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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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bis zur Stadt durchgeschlagen und die Schiffbrücke gerammt hatte. Nach Jahren des Drucks war die Stadt also endlich eingeschlossen. Sobald der Frühling dann in den üblichen glutheißen Sommer übergegangen war, hatten Krankheiten, Hunger und – am schlimmsten – Wassermangel in der Stadt um sich gegriffen. Fernando schien sich damit begnügen zu wollen, bis zum Ende abzuwarten, obwohl seine eigenen Männer vor Durst und Fieber umfielen. Einmal hatte es gerüchteweise geheißen, aus Granada käme eine Entsatzstreitmacht. Aber der Herrscher der dortigen
taifa , Muhammad Abu Alahmar, war in erster Linie darauf bedacht, seine eigene Position zu sichern; er ergab sich König Fernando und beteiligte sich sogar an der Belagerung seiner Muslimbrüder und -schwestern in Sevilla.
    Manchmal fragte Ibrahim sich grimmig, wie es wohl wäre, wenn die Belagerung nie mehr aufhörte. Würden er und seinesgleichen gezwungen sein, den Tod einer ganzen Stadt bis zum letzten Mann, zum letzten Kind, zum letzten Hund und zur letzten Katze zu verwalten?
    Doch heute musste er sich zunächst einmal mit Ali Gurdu und dieser Kind-Mutter Obona befassen. Ratsuchend warf er einen Blick auf Ibn Shapruts strenges Gesicht.
    »Hier ist meine Entscheidung. Ali Gurdu, du bist in gewissem Maße nützlich. Männer wie du verleihen der Rationierung mit ihren kleinen Gaunereien und ihrer Gier tatsächlich Nachdruck. Du verhökerst deinen Vorrat Stück für Stück. Würdest du alles verschenken, gäbe es einen Aufstand, alles wäre binnen eines Tages weg, und wir wären viel schlechter dran.«
    »Ihr braucht mich, nicht wahr?«, meinte Ali Gurdu höhnisch.
    »Aber alles hat seine Grenzen. Wir sind nicht wie die Christen. Trotz unserer Notlage sind wir zivilisierte Menschen. Und wenn ich feststelle, dass du diese Grenzen noch einmal überschreitest, beschlagnahme ich deine restlichen Vorräte und bestrafe dich, wie ich es für richtig befinde.« Er beugte sich vor. »Sei
vorsichtig, Ali Gurdu. Wenn der Belagerungszustand aufgehoben wird, sieht die Sache für Männer wie dich ganz anders aus.«
    Aber in Ibrahims Augen lag die schlimmste Ironie darin, dass Ali Gurdu im Falle der Eroberung der Stadt durch die Christen vielleicht schon genug Geld aus dem Elend der anderen geschlagen hatte, um sich den Weg in die Sicherheit zu erkaufen.
    »Und was ist mit ihr?«, fragte Ali Gurdu.
    Ibrahim warf dem armen Mädchen einen Blick zu. »Was würde es irgendjemandem nützen, wenn dieses Kind bestraft würde?«
    »Sie ist eine Diebin!«
    Ibrahim wandte sich an das Mädchen. »Ja, er hat recht. Du musst dem Mann seinen Schaden ersetzen.«
    »Wie soll ich das machen?«
    »Fang eine Ratte«, sagte Ibrahim. »Und geh nicht mehr zu ihm, wenn du das nächste Mal Hunger hast. Probier es bei diesen Leuten. Die sind netter.« Er nahm seinen Holzstift, kritzelte eine Adresse auf einen alten Papierfetzen und gab ihn ihr. »Jetzt geht mir aus den Augen, alle beide.«
    Er strich seine Notizen über den Fall durch und legte das Pergament beiseite. Dann strand er auf, streckte sich und blickte zum Fenster hinaus. Der Himmel sah wie ein Backofen aus. Er sehnte sich nach der beglückenden Kühle des Abends – wenigstens hob die Natur ihre Belagerung einmal am Tag auf. Aber Ibrahims eigener langer Tag war noch nicht zu Ende.
    »Na schön. Das war’s. Wer kommt als Nächstes?«

XXIV
    Auf der ausgedörrten Ebene vor den Mauern Sevillas erwachte Saladin in seinem Lederzelt.
    Hanse war während der Nacht gestorben, am Fieber natürlich. Hustend und kotzend war er eingeschlafen. Jetzt war er ein formloser, regloser Klumpen unter seinem schweißgetränkten Umhang.
    Und Saladin hatte im Zelt neben einem Toten geschlafen. In jähem Entsetzen stürzte er keuchend hinaus an die frische Luft.
    Die Sonne stand noch tief am Himmel, aber Saladin spürte bereits ihre Hitze auf seinem Gesicht. Das christliche Heerlager erstreckte sich überall um ihn herum. Pferde trotteten apathisch zwischen den Zeltreihen einher, und Wimpel mit Kreuzen hingen schlaff über einem Land, das schon längst alles Essbaren beraubt war.
    Im Innern Sevillas riefen die Muezzins. Staub stieg von dem ausgetrockneten Boden auf und streute das rosafarbene Tageslicht, das von den Stadtmauern reflektiert wurde.
    In der Nähe des Zeltes saß Michael im Schneidersitz vor den Überresten des nächtlichen Feuers, an einen Haufen Waffen und Kettenpanzer gelehnt. Er nippte
an einem Becher Wasser und aß trockenen Reis. »Ist gar

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