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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nicht so schlecht für so ein Soldatenleben«, sagte Michael in seinem rauen Ladenbesitzerlatein. »Gar nicht so schlecht.«
    Saladin ließ sich schwer neben ihm zu Boden sinken. »Was meinst du mit ›nicht so schlecht‹? Hanse ist tot . Ist das sein Reis?«
    Michael vertilgte grinsend den letzten Rest. »Tja, er wird ihn jetzt nicht mehr brauchen, oder?«
    Saladin griff nach der Feldflasche, die den Rest des gestrigen Wassers enthielt. Es war kaum noch etwas übrig. Er ärgerte sich unsinnigerweise darüber, dass ein Drittel davon auf einen mittlerweile Toten verschwendet worden war.
    Sie saßen schweigend nebeneinander.
    Als er das Kreuz genommen hatte – er trug es selbst jetzt stolz auf seinem Ärmel – und freiwillig in Fernandos Heer eingetreten war, hatte sich Saladin einer Truppe angeschlossen, die aus Angehörigen vieler Nationen bestand; die vom Papst gewährten Kreuzfahrerprivilegien  – und die Aussicht, ein paar Muslimschädel einzuschlagen und dadurch Schwung ins Leben zu bringen – hatten christliche Krieger aus ganz Europa hierher gelockt, Leute wie Michael aus England und den blonden, nicht sehr robusten Hanse aus der Grafschaft Holland.
    Es war seltsam gewesen für Saladin, den maurischen Heeren entgegenzutreten, den Elitekriegern mit ihrer leichten, wattierten Rüstung, den hartäugigen Reitern aus der Wüste. Sie hatten keine große Ähnlichkeit mit
den sarazenischen Soldaten, die er in Outremer erlebt hatte. Bruder Thomas hatte ihm erzählt, die spanischen Mauren hätten die Traditionen ihrer Vorgänger übernommen; in ihrer Kavallerie und ihren Farben fänden sich Anklänge der poströmischen Visigoten.
    Doch nun gab es schon seit Monaten keine ernsthaften Kämpfe mehr, seit dem Frühling, als die Belagerung begonnen hatte. Auch in Fernandos Truppen hatte es seither Tote gegeben, einen steten Strom von Todesopfern durch Wassermangel, Unfälle und insbesondere die Seuchen, die durch das polyglotte Heer liefen. Für die Feldherren spiele das keine sonderlich große Rolle, sagte Michael. Es gebe immer neue Freiwillige, die bereit seien, sich einem kurz vor dem Sieg stehenden Heer anzuschließen; sie kämen aus ganz Spanien, ja sogar aus allen christlichen Ländern hierher. Und ein kluger Feldherr rechne stets mit der Wahrscheinlichkeit, einen gewissen Teil seiner Streitmacht durch Krankheiten einzubüßen. Man berücksichtigte das in seinen Plänen, sagte Michael.
    Es war eigentlich keine Überraschung, dass Hanse als Erster von ihnen dreien seiner Krankheit erlegen war, denn er hatte in der spanischen Sonne förmlich geschmort. Michaels Haut hingegen war dunkel geworden, sein Gesicht ledrig. Saladin fragte sich, ob er eine Spur trojanisches Blut in den Adern hatte, denn es hieß, Trojaner hätten England als Erste besiedelt.
    »Er hat davon gesprochen, sich König Ludwig anzuschließen«, sagte Michael jetzt. »Hanse, meine ich.« König Ludwig von Frankreich galt allgemein als
der frommste und erfahrenste Kreuzritterkönig seit Richard Löwenherz. »Ludwig fährt demnächst nach Zypern und dann weiter nach Ägypten.«
    »Das hätte er tun sollen«, sagte Saladin. »Wäre besser gewesen, als hier Monat für Monat in seinem eigenen Dreck zu hocken.«
    »Kann sein. Tja, der arme Kerl hat was verpasst.«
    »Was denn?«
    »Die Stadt, wenn wir reinkommen. Die haben’s echt drauf, diese Sarazeninnen.«
    »Das sind Mauren, keine Sarazenen.«
    »Die Huren des Emirs sind die Besten, wenn man eine zu fassen kriegt, über die nicht schon die anderen drübergestiegen sind. Die haben’s echt drauf.« Er lachte träge. »Falls der Emir seine Weiber nicht längst aufgefressen hat. Versuch mal, eine Hure zu finden, der sie nicht schon ein Stück aus den Titten gebissen haben, haha!«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, die Mauren fressen kleine Kinder.«
    »Weiß doch jeder. Aber die haben sie inzwischen schon längst alle verschlungen, Kumpel.«
    Tatsächlich war Michael in seinem ganzen Leben noch nie einem Muslim begegnet, abgesehen von ein paar Mudéjar-Bauern, die südlich von Córdoba vor dem herannahenden christlichen Heer geflohen waren. Auch den Islam kannte er nur dem Namen nach. Und doch war er hier und nahm an einem weltweiten Krieg gegen ihn teil.
    Saladin hatte gelernt, solche Gedanken nicht laut zu
äußern. Es war schon schwierig genug für ihn gewesen, von diesen westlichen Christen akzeptiert zu werden, auch ohne als Maurensympathisant dazustehen.
    Ihr Feldwebel kam vorbei, ein

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