Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman
englischer Grobian namens George, dessen Vater einst mit Richard Löwenherz gekämpft hatte – das behauptete er zumindest. Er hatte eine große Wasserflasche dabei, und ein bewaffneter Soldat gab ihm Rückendeckung, damit nichts gestohlen wurde. »Tagesration für euch zwei Arschlöcher«, sagte er und goss ihnen das Wasser in ihre Flaschen. Er blickte sich um. »Wo ist das andere Arschloch? Spielt er gerade an sich rum?«
»Er ist tot«, sagte Saladin. »Er ist ein totes Arschloch.«
»Was, die Krankheit?«
»Glaub schon.«
»Na gut. Bringt ihn da rüber.« Er zeigte auf eine Stelle nahe am Fuß der Stadtmauern, wo sich Einheiten des Heeres versammelten.
»Warum?«, fragte Saladin.
»Neue Befehle. Der Hauptmann sagt, wir sollen alle toten Arschlöcher mit dem Katapult über die Mauer schießen. Damit die Mauren auch was davon haben.«
Michael lachte. »Wahrscheinlich essen sie ihn auf. Armer alter Hanse. Hat einen weiten Weg zurückgelegt, um am Schluss von einer halb verhungerten Sarazenenhure gefressen zu werden.«
»Na los, macht schon«, sagte der Feldwebel und ging weiter.
Sie mussten Hanse zu zweit aus dem Zelt schleppen; Michael packte ihn an den Schultern, Saladin an den Füßen. Hanses Gedärm hatte sich vor seinem Tod entleert. Sein Kittel war von Kotze verkrustet, und helle Scheiße tropfte aus seiner Hose, als sie ihn hochhoben. Was für eine Wasserverschwendung, dachte Saladin. Er versuchte, weder Hanses Haut noch die Exkremente zu berühren.
»Ist gar nicht so schlecht«, sagte Michael und grunzte, während er sich mit ihm abmühte.
XXV
Subh besuchte Ibrahim jeden Nachmittag im Palast. Sie befanden sich in einer belagerten Stadt; Ibrahim wollte die Gewissheit haben, dass seine Mutter wohlauf war, und bestand darauf, sie täglich zu sehen. Da er zu beschäftigt war, um zu ihr zu gehen, kam sie zu ihm.
An diesem Tag traf er sie zusammen mit Peter an. Sie saßen in einem gut ausgestatteten Raum, der auf einen großen Innenhof hinausging und in dem es trotz der Backofenhitze der Stadt angenehm kühl war. Abgesehen vom fehlenden Plätschern des Brunnens – die Brunnen waren alle schon seit Monaten trocken – war der Raum genauso wie in den vergangenen Jahrhunderten, und das Licht, das vom reich verzierten Mauerwerk zurückgeworfen wurde, spielte über Subhs cremeweiche Haut. Sie sah aus, als hätten ihr die langen Monate der Belagerung überhaupt nichts ausgemacht. »Wie schön es hier ist«, sagte sie. »Was meinst du, was passiert, wenn die Christen die Stadt einnehmen, Ibrahim? Werden sie den Palast zerstören? Wird all dies verloren sein?«
»Ich glaube nicht«, sagte Ibrahim. »Sie sind Christen, aber keine völligen Barbaren. Wie ich höre, hat
Fernando bereits Mudéjar-Kunsthandwerker in Lohn und Brot genommen. Vielleicht werden sie den Palast weiterhin nutzen. Vielleicht renovieren sie ihn oder bauen ihn sogar aus. Wo sonst in Sevilla könnte ein König residieren?«
Peter nickte. »Er ist schöner als alles, was Christen bauen könnten.«
Die Art, wie er seine eigene Kultur herabsetzte, stieß Ibrahim ein wenig ab. In den sechs Jahren seit ihrer ersten Begegnung war Peter wahrhaftig ein Geschöpf seiner Mutter geworden; er hatte sich ihrer stärkeren Persönlichkeit untergeordnet.
»Aber vielleicht missbilligen die Christen unsere Dekadenz«, wandte Subh ein. »Sie können streng sein, diese Christen. Und wir mögen unseren Luxus! Wo wir gerade davon sprechen, du solltest dir ein bisschen mehr gönnen, Ibrahim. Du siehst aus wie ein Gespenst. Ich habe dir schon mal gesagt, du solltest eure albernen Regeln ignorieren und essen, so viel du brauchst.«
»Ich kann mich doch nicht über die Rationierung hinwegsetzen, die ich selbst durchführe.«
Sie schnaubte. »Die breite Masse kann sterben, und niemand wird sie vermissen. Aber du bist wichtig und verdienst es, am Leben erhalten zu werden.«
»So wie du wohl wichtig bist, Mutter«, sagte er. »Und dein christliches Hündchen hier.«
Peter war entrüstet. »Das nehme ich dir übel. Ich brauchte gar nicht hier zu sein. Ich könnte einfach hinausgehen und mich Fernandos Truppen stellen.
Wenn ich meinen Turban abnähme, sähe ich wieder wie ein Christ aus.«
»Warum bist du dann hier?«
Peter lächelte. »Wie könnte ich gehen, wo das Projekt so kurz vor seiner Vollendung steht?«
»Ah. Eure geheimnisvollen Maschinen.«
»In der Beziehung haben wir ein paar Neuigkeiten, Ibrahim«, sagte Subh. »Etwas, was dich von deiner
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