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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Wolke aus weißem Rauch stieg von dem Turm empor.
    Überall im Lager standen Männer auf und zeigten
hin. Im matten Licht sahen sie hager und ausgemergelt aus, Tote, die eine Totenstadt belagerten.
    Erst eine ganze Weile nach dem Lichtblitz drang ein dumpfer, gedämpfter Laut an Saladins Ohren, wie der Donner eines fernen Gewitters.
    »Was war das?«, fragte Thomas.
    »Gehen wir hin und finden wir’s heraus«, sagte Saladin.
    »Ich hole dir dein Maultier, Bruder«, sagte Michael. »Sofern es noch nicht in einem Kochtopf gelandet ist.«

XXVII
    Das Donnermaul war auf einer Aussichtsplattform auf einem Turm in der Stadtmauer aufgestellt worden. Peter und Subh hatten Ibrahim hinaufgeführt, damit er es sich ansah.
    Das Donnermaul war ein Kupferrohr, das in der Sonne glänzte. Seine Mündung ragte über die Zinnen hinaus und zeigte auf das weitläufige Lager der Christen. Ein Kohlenbecken umschloss das hintere Ende des Rohrs, und als Ibrahim eintraf, brannte bereits ein so heißes Feuer, dass dieser Teil des Zylinders rot glühend war. Zwei von Peters Gelehrten kümmerten sich um das Kohlenbecken; sie stocherten nervös im Feuer.
    Subh sah voller selbstgefälligem Stolz zu.
    Ibrahim ging vorsichtig um das Donnermaul herum. »Ganz schöner Aufwand, das Ding hier heraufzuschleppen«, sagte er.
    »O ja«, sagte seine Mutter. »Allein das war schon ein Wunder.«
    »Tja, ich hoffe, die Anstrengung lohnt sich.« Doch als er die Apparatur nun betrachtete, zweifelte er daran. In den schimmernden Schatten des alten römischen Wasserbehälters hatten Peters Maschinen geheimnisvoll,
mächtig, ja sogar magisch gewirkt. Hier jedoch sahen das schlanke Kupferrohr und das Kohlenbecken absurd aus, ein Spielzeug neben der massiven steinernen Realität der Mauern. »Weiß der Emir Bescheid?«
    »Du bist seine Augen und Ohren«, sagte Subh leise. »Wenn alles nach Plan läuft, wenn christliche Soldaten wie Weizenhalme in einem Sturm verstreut werden, kannst du ihm erzählen, was wir getan haben.«
    Ibrahim sah Peter an. Dieser Hinweis auf das bevorstehende Gemetzel an Christen löste keinerlei Reaktion bei ihm aus. Besessen von seinen Maschinen und Ambitionen, war der in Subhs Bann stehende Mann völlig gewissenlos, sah Ibrahim; er war eine verlorene Seele.
    Peter nickte den Gelehrten zu. »Fangen wir an.«
    Die beiden näherten sich dem Donnermaul mit einem schweren Wassereimer, den sie gemeinsam trugen. Ibrahim sah, dass sie das Wasser in eine Art Trichter schütten würden, der über dem Kohlenbecken angebracht war.
    »All dieses Wasser stammt aus irgendwelchen Rationen«, protestierte Ibrahim matt.
    »Dies wird der Rationierung ein Ende bereiten«, erwiderte Subh.
    Peter zeigte hin. »Das Wasser, das dort hineingegossen wird, läuft geradewegs in den heißen Lauf. Dort wird es sofort in Dampf umgewandelt. Und wie du weißt, braucht Dampf mehr Raum als Wasser. Der Dampf wird also mit Getöse durch das Rohr jagen
und den Eisenklumpen über die Mauern schießen, wie ein Mensch eine Erbse ausspuckt, indem er sie mit seinem Atem vorantreibt; er wird ihn mitten in die christlichen Reihen spucken. Was die Schussweite anbelangt, bin ich zuversichtlich. Wir haben kleinere Modelle erprobt; die Berechnungen sind einfach.«
    »Es wird wie ein Wunder erscheinen«, sagte Subh. »Die Explosion des Dampfes, das Brüllen, mit dem er aus dem Donnermaul schießt – und die Eisenkugel selbst, eine Masse, schwerer als ein Mensch, die meilenweit durch die Luft fliegt. Wahrhaftig ein Maul des Donners.«
    »Aber dieses hier habt ihr noch nicht erprobt«, sagte Ibrahim.
    »Nur kleinere Modelle. Was hätten wir unter den Bedingungen des Belagerungszustands anderes tun können?«
    »Und wie könnte man seine Funktionsfähigkeit besser beweisen«, sagte Subh seidig, »als an lebendigen Christen?«
    Peter richtete sich auf. »Los«, sagte er zu den Gelehrten.
    Die beiden geduckten Gestalten kippten ihren riesigen Eimer aus. Das Wasser gurgelte in den Trichter und durch ein Stück Kupferrohr, das es durch die Kohlen des Beckens direkt in den Zylinder führte. Das Donnermaul erbebte. Und in diesem letzten Moment packte Ibrahim seine Mutter am Arm und zog sie zurück, brachte seinen Körper zwischen sie und die Maschine.

    Ibrahim bekam einen Schlag in den Rücken, wie von einer riesigen heißen Faust; er wurde nach vorn geschleudert. Ein ungeheurer Lärm bohrte sich schmerzhaft in seinen Kopf. Für einen kurzen Augenblick spülte brennend heißer Dampf über ihn

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