Die Zeitdedektive 05 - Geheimnis um Tutanchamun
nicht gestürzt sein“, schloss Julian daraus. „Was ist dann wirklich passiert? Ist dir irgendetwas aufgefallen, Iti?“
Der Diener wand sich. Er schien große Angst zu haben.
„Ja, etwas war allerdings merkwürdig. Zumindest im Nachhinein …“
„Was war es?“, bedrängte Julian Iti.
Gerade als Iti antworten wollte, ertönte eine kräftige Stimme am Tor. Der Palastdiener blickte in diese Richtung und erstarrte. Die Freunde folgten seinem Blick und sahen einen großen, alten Mann in einem wallenden, weißen Gewand. In das Gewand war das Bild einer Frau mit einer Feder auf den Kopf eingewebt – Maat , die Göttin der Gerechtigkeit.
„Das ist Aja, der Wesir“, erklärte Iti ehrfurchtsvoll.
Mit einer einzigen Geste brachte Aja die Menge zum Schweigen.
„Geht wieder an eure Arbeit“, ordnete der Wesir kühl an, und alle gehorchten augenblicklich. Nun sah Aja zu Iti hinüber. Der Diener schien unter dem harten Blick zu schrumpfen. Schon machte Iti Anstalten, zum Palasttor zu gehen, aber Julian hielt ihn fest.
„Was war so merkwürdig, Iti? Sag es uns noch schnell, bitte.“
„Nein, ich kann nicht“, sagte Iti, wirkte aber unschlüssig.
„Was war es, Iti?“
Itis Augen weiteten sich vor Angst. Der Wesir kam geradewegs auf ihn zu. Und das schien ihn in Panik zu versetzen.
„Als ich nach dem Massieren noch einmal nach dem Pharao sah, huschte eine Gestalt aus dem Raum“, sagte Iti schnell. „Ich habe mir nichts dabei gedacht. Aber, jetzt …“
„Wer war das?“
Iti wollte gerade antworten, als Aja ihn erreichte.
„Bist du taub?“, herrschte der Wesir den Diener an. Sein Blick war eiskalt und seine Stimme schneidend wie ein Schwert. „Geh sofort an deine Arbeit, sonst lasse ich dich auspeitschen! Und was hast du hier überhaupt herumzutuscheln?“
Iti verbeugte sich tief. „Nichts, wir haben uns nur ein wenig … äh … unterhalten.“ Dann schlich er davon wie ein geprügelter Hund.
Ohne die Freunde auch nur eines Blickes zu würdigen, stolzierte Aja ebenfalls zum Palasttor zurück.
„Wir sehen uns heute Abend!“, rief Julian Iti nach.
Der Diener des toten Pharaos nickte andeutungsweise. Es war nur eine kleine Geste, aber sie war den scharfen Augen des Wesirs nicht entgangen.
„Wer kann diese Gestalt im Bäderbereich nur gewesen sein, von der Iti erzählt hat?“, überlegte Julian, sobald Aja außer Hörweite war. „Ob sie etwas mit Tutanchamuns Tod zu tun hat?“
Leon zupfte an seinem Ohrläppchen und dachte scharf nach. „Ich habe den Eindruck, dass zumindest Iti das glaubt. Wir müssen dringend mehr über diese geheimnisvolle Person in Erfahrung bringen. Heute Abend wird uns Iti bestimmt mehr erzählen. Dann ist dieser Wesir ja nicht dabei.“
„Hoffentlich haben wir Iti jetzt nicht in Schwierigkeiten gebracht“, überlegte Kim. „Der Wesir hat mitbekommen, dass wir uns noch einmal treffen wollen. Und Iti scheint ganz schön Angst vor ihm zu haben.“
Der Gott des Bösen
Der Gott des Bösen
Theben stand unter Schock. Die Nachricht vom Tod des Pharaos verbreitete sich schnell wie ein Wüstensturm. Das alltägliche Leben kam völlig zum Erliegen. Die Menschen versanken in einer seltsamen Starre und schienen unfähig, das Geschehene zu begreifen.
Angst mischte sich in die Trauer über den Tod des Herrschers. Der Tod eines Pharaos bedeutete immer Ungewissheit und Gefahr. Ein Volk ohne Herrscher, ohne Führung war verwundbar. Von den Hethitern im Osten oder den Nubiern im Süden des Landes am Nil ging eine ständige Bedrohung aus. Den ganzen Tag über versuchten die Freunde, Arbeit zu finden, doch fast immer ernteten sie nur Kopfschütteln. Niemand dachte in solch einer Zeit ans Arbeiten. Nur einmal hatten sie Glück, als sie beim Entladen eines Frachtkahnes helfen durften, der einem reichen Nubier gehörte. Ihr Lohn war ein spärliches Mittagessen, bestehend aus hartem Brot und einigen überreifen Früchten.
Nun ruhte die ganze Hoffnung der Freunde auf Iti. Gegen Abend gingen sie müde zu seinem kleinen Haus zurück. Als sie es erreichten, war es bereits dunkel. Leon klopfte an die Tür.
„He, Iti, wir sind es!“, rief er.
Doch er erhielt keine Antwort. Noch einmal klopfte Leon gegen das Holz, aber auch diesmal blieb es still.
„Er scheint nicht da zu sein“, sagte Leon enttäuscht. Wie seine Freunde war er müde. „Ob er noch im Palast ist?“
„Vielleicht ist er ja einkaufen gegangen. Oder er spielt eine Partie Dame mit jemandem, der so unvorsichtig ist,
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