Die Zeitdetektive 04 Das Teufelskraut
bist, Julian. Wenn du mir jetzt noch verrätst, wo dieser seltsame Mönch hingelaufen ist, bei dem es sich vermutlich um den Abt höchstpersönlich handelt, dann steigst du noch weiter in meiner Achtung.“
„Sehr lustig“, antwortete Julian, grinste aber ebenfalls. Plötzlich hatte er eine Idee und lief zu dem Wandteppich. Er hob ihn an einer Ecke hoch und rief: „Bitte sehr!“
Kim und Leon eilten herbei und staunten.
„Und noch eine Tür“, stieß Kim hervor und drückte die Klinke hinunter. Die Tür war verschlossen.
„Na großartig“, seufzte Kim. „Dann endet unsere Verfolgung hier wohl. Zu schade, dass wir nicht erkannt haben, wer sich unter der Kutte verbarg.“
„Ja, wirklich schade. Ich glaube, wir waren nah dran“, meinte Julian. „Aber es nützt nichts … wir müssen die Suche vorerst einmal abbrechen. Lasst uns gehen, ich bin auch ziemlich müde.“
Mit diesen Worten strebte er dem Ausgang der Krypta zu. Als er die Finger zum Türgriff ausstreckte, vernahm er ein alarmierendes Geräusch. Ein Kratzen und ein leises Quietschen. Julian wusste in diesem Moment, dass jemand die Tür abgeschlossen hatte! Verzweifelt rüttelte er an der Klinke, aber es war sinnlos.
„Was ist denn los? Klemmt das Ding?“, wollte Leon wissen.
„Klemmen?“ Julian tippte sich an die Stirn. „Die Tür ist abgeschlossen worden!“
„Wie bitte?“
„Seht selbst“, meinte Julian nur und ließ sich mutlos auf den Boden sinken.
„Jetzt sind wir in einer Grabkammer gefangen“, sagte Kim. Plötzlich begann sie zu frieren. Sie wusste nicht, ob ihr wirklich kalt war. Vielleicht lag es auch an der Müdigkeit, vielleicht aber auch an den Toten, von denen sie hier in der Krypta umgeben war.
Die Fackel flackerte und zog Kims Aufmerksamkeit auf sich. Sie war wirklich schon ziemlich weit heruntergebrannt. Wie lange würde ihr Licht noch die Gruft erhellen? Eine Stunde, eine halbe? Oder auch nur noch zehn Minuten?
Kim verdrängte die Angst aus ihrem Herzen. Von den Toten drohte keine Gefahr – wohl aber von dem Mann, der gerade den Schlüssel herumgedreht hatte. Was hatte er vor? Kim fühlte sich hilflos und klein, und das machte sie wütend.
„Verdammter Mistkerl!“, zischte sie und wollte mit den Fäusten an die Tür trommeln.
Im letzten Moment stoppte Leon das wütende Mädchen. „Hör auf!“, warnte er. „Du wirst uns verraten.“
„Und wenn schon!“, gab Kim zurück. „Willst du etwa hier versauern?“
„Nein, aber vielleicht finden wir doch noch eine Möglichkeit, hier unentdeckt herauszukommen“, antwortete Leon.
„Unentdeckt?“, höhnte Kim. „Und wer hat dann diese Tür abgesperrt? Der heilige Geist?“
Leon schüttelte den Kopf. „Denk doch mal nach! Der Kerl, der uns hier eingeschlossen hat, ist vermutlich der Täter. Er wird kaum zu seinen Brüdern rennen und sie alarmieren. Denn dann müsste er ihnen erklären, was er selbst mitten in der Nacht in der Krypta gemacht hat.“
Kim rieb ihr Kinn. „Klingt nicht blöd“, gab sie zu. „Also haben wir noch eine Chance …“
Jetzt mischte sich auch Julian in die Diskussion ein. „Es gibt noch eine weitere Möglichkeit. Der Mönch besorgt sich Pfeil und Bogen und kehrt zurück, um uns zu töten.“
Kim wurde blass um die Nasenspitze. „Nein, nein“, sagte sie schnell, nahm Kija auf den Arm und drückte sie an sich. Der Katzenkörper war angenehm warm. „Das wird er bestimmt nicht tun. Viel zu riskant, immerhin sind wir zu dritt.“ Sie warf einen Blick auf das Tier in ihren Armen. „Zu viert, wollte ich natürlich sagen.“
Leon teilte ihre Meinung. „Ich vermute, dass der Kerl irgendwie gemerkt hat, dass wir ihn verfolgt haben. Er schlüpfte durch die Tür hinter dem Wandvorhang, lief wieder zum Eingang der Krypta und verschloss ihn.“
„Und in ein paar Stunden wird uns jemand hier finden“, führte Kim Leons Gedanken weiter. „Dann sind wir geliefert. Denn was haben wir nachts in der Krypta verloren? Garantiert wird Adalung behaupten, dass wir etwas stehlen wollten. Adalung wird uns in den Kerker stecken, falls es hier so etwas überhaupt gibt. Vielleicht haben wir ja Glück und werden nur aus dem Kloster geworfen.“
„So oder so ist Adalung, sollte er der Täter sein, am Ziel. Denn uns ist er los“, meinte Julian betrübt. „Und wir werden diesen Fall niemals lösen.“
Leon straffte energisch die Schultern. „Wir dürfen nicht so schnell aufgeben“, rief er entschlossen. „Wir müssen hier irgendwie herauskommen. Schon öfter haben
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