Die Zeitdetektive 04 Das Teufelskraut
Bücher zu rauben!“
„Vielleicht hast du ihn auch verloren, als du niedergeschlagen wurdest“, sagte jemand.
„Nein, nein, das glaube ich nicht“, jammerte der Mönch. „Adalung wird toben, wenn er davon erfährt. Ich bin der Bibliothekar und es ist meine Aufgabe, über die Schätze in unserem Scriptorium zu wachen! Nun habe ich versagt!“
Leon zog Julian und Kim etwas zur Seite. „Wir sollten uns hier mal ein wenig umschauen. Vielleicht stoßen wir ja auf eine Spur – zum Beispiel einen Fußabdruck wie vor dem Geheimgang!“
Die Freunde suchten die nähere Umgebung des Tatortes ab.
„Mist, es ist zu dunkel“, stellte Kim fest. „Wir brauchen eine Fackel oder so etwas.“
„Nicht nötig“, rief Leon in diesem Moment triumphierend. „Seht mal, was ich hier habe!“ In seinen Händen baumelte ein matt glänzender Metallring mit vier Schlüsseln. „Das wird Clemens aber freuen!“
„Allerdings“, sagte Julian. „Wie hast du ihn nur trotz der Dunkelheit gesehen?“
Leon grinste breit.
„Ich habe ihn gar nicht gesehen – ich bin draufgetreten. Und da hat es geklirrt.“
„Egal wie, Hauptsache, diese Schlüssel sind wieder da!“, sagte Kim und wollte zu Clemens laufen.
„Warte!“, bat Leon. „Mit fällt gerade etwas auf.“
Julian und Kim schauten ihm über die Schulter.
„Fühlt doch mal“, rief Leon aufgeregt. „Dieser kleine Schlüssel hier ist voller Wachs.“
„Wachs?“
„Ja, spürst du es nicht?“
„Mhm“, machte Kim. „Was hat das zu bedeuten?“
„Ist doch logisch“, platzte es aus Leon heraus. „Der Täter hat einen Wachsabdruck vom Schlüssel angefertigt. Er will den Schlüssel nachmachen und dann in das Scriptorium eindringen!“
„Der Täter könnte auch den Geheimgang benutzen“, warf Julian ein. „Außerdem war die Tür zum Scriptorium offen.“
„Die schon“, entgegnete Leon. „Aber denk doch mal an die andere Tür – die war schließlich fest verschlossen!“
„Richtig!“, gab Julian zu. „Wir müssen verhindern, dass sich der Täter dort hineinschleicht. Lasst uns Clemens und am besten auch gleich Adalung alarmieren!“
„Oh nein!“, widersprach Leon. „Das würde ich nicht tun. Was ist, wenn Adalung der Täter ist oder mit ihm unter einer Decke steckt?“
„Aber Clemens können wir doch Bescheid sagen.“
Leon schüttelte den Kopf. „Nein, lieber nicht. Ich traue inzwischen niemandem mehr. Ich hab eine bessere Idee: Wir geben Clemens die Schlüssel zurück ohne ihm etwas von unserer Beobachtung zu sagen. Und dann legen wir uns heute Nacht wie geplant im Scriptorium auf die Lauer!“
Ermittlungen
in der Nacht
Um kurz vor Mitternacht öffnete sich die Tür des Geheimgangs. Die drei Zeitdetektive und die Katze schlichen in das verlassen daliegende Scriptorium. Kim schnappte sich Kija und bezog hinter einem der Schreibpulte Posten. Julian tat es ihr gleich. Leon kontrollierte zunächst die anderen beiden Türen. Die eine zum Korridor war wieder offen, die andere, kleinere Tür jedoch verschlossen.
Was liegt hinter dieser Tür?, fragte sich Leon. Er hoffte, in dieser Nacht die Antwort zu finden. Er vermutete, dass der kleine Schlüssel, der mit Wachs behaftet gewesen war, genau in das Schloss dieser Tür passen würde. Leon kroch hinter ein Regal mit Büchern, setzte sich auf den kalten Steinboden und starrte in das Dunkel. Nach einer Weile zog er die Knie an und legte seinen Kopf darauf. Er nahm sich fest vor, nicht einzuschlafen. Eine Zeit lang ging das gut, doch dann dämmerte Leon ganz allmählich hinüber in einen unruhigen Schlaf.
Es mochten zwei oder drei Stunden vergangen sein, als Leon wach wurde. Ein wohltönender Klang hatte sich in seine Träume geschlichen. Er lauschte. Das war Chorgesang aus vielen Männerkehlen. Leon rappelte sich auf und lief zu seinen Freunden. Auch sie waren eingenickt. Nur Kija schien hellwach zu sein. Aufgeregt sprang sie um Leons Beine herum, als wollte sie spielen. Leon weckte seine Freunde.
„Hört ihr das auch?“, fragte er sie.
„Ja“, murmelte Kim schlaftrunken. „Klingt irgendwie richtig festlich. Aber wieso singen die mitten in der Nacht?“
„Das wird ein Gottesdienst sein“, vermutete Julian. „Erinnere dich an das, was Quirinus uns im Kräutergarten sagte. Demnach treffen sich die Mönche doch alle paar Stunden zum Gebet in der Kirche – also auch nachts.“
Kim blies die Backen auf. „Ich glaube, damit hätte ich Probleme. Ich käme garantiert ständig zu spät. Aber diese Musik ist einfach
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