Die Zeitfalle
einen letzten Blick auf den Unteroffizier und seine rätselhafte Gefährtin, hob seine Hand und wandte sich dem schwarzen Kreis zu. Einen Augenblick später schnellte er sich mit einem sauberen Hechtsprung durch den Kreis, fiel durch leere Dunkelheit und landete hart in kaltem Sand, bevor die Beklemmung, die er beim Absprung gefühlt hatte, zur Angst werden konnte. Er wälzte sich herum und saß aufrecht, fröstelnd in der kalten Nachtluft. Die vertrauten Sternmassen der paladorischen Nacht glitzerten über ihm, aber seine Aufmerksamkeit galt dem Kreis, aus dem er gekommen war. Von dieser Seite und in diesem Zeitalter war er eine Scheibe aus brillantem, grünlichem Licht, die wie eine strahlende Erscheinung über dem Wüstenboden hing. Er sah, wie sie zur Größe eines Tellers schrumpfte und weiter abnahm, bis nur noch ein Punkt blendender Helligkeit übrigblieb. Luft pfiff mit durch die Öffnung, als sie zu einem Stern wurde und schließlich verschwand.
Als seine Augen sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, machte er in der Nähe Leutnant Kelvins liegende Gestalt aus, stand auf und stapfte durch den Sand hinüber. Kelvin hatte sein Bein abgebunden und einen Notverband um seinen amputierten Knöchel gewickelt.
»Kann ich Ihnen helfen?« fragte Surgenor.
Kelvin stöhnte. »Ich habe das Schiff verständigt«, sagte er schwach, ohne sich zu bewegen. »Sie sollten bald hier sein. Wo sind die anderen?«
»Noch drüben.« Ein Teil seines Verstandes sagte Surgenor, daß McErlain und die paladorische Frau seit Jahrmillionen tot seien, aber ein anderer sah sie noch lebendig, weil Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wie eins waren. »Sie können es nicht schaffen.«
»Das bedeutet ... sie sind seit langer Zeit tot.«
»So könnte man sagen.«
»Mein Gott«, flüsterte Kelvin. »Welch eine Art, zu sterben! Es ist, als hätten sie nie gelebt.«
»Nicht ganz«, sagte Surgenor. Er hatte eine unvernünftige Hoffnung, daß die Paladorier irgendwie erfahren würden, was McErlain für eine Angehörige ihrer Rasse getan hatte. Dies könnte der Beginn einer fruchtbaren Beziehung sein ...
Kelvin stöhnte in der Dunkelheit. »Es wird Zeit, daß wir von diesem Planeten wegkommen.«
Surgenor nickte. Die Vorstellung, wieder an Bord der Sarafand zu sein und neuen, fernen Zielen entgegenzueilen, war ihm willkommene Verlockung, aber noch für lange, lange Zeit sollte das Bild des schwindenden hellen Kreises vor seinem inneren Auge stehen.
McErlain regte sich matt im Halbdunkel der Höhle. Er versuchte zu rufen, aber der Blutandrang in seiner Lunge hatte so zugenommen, daß er nur ein schwaches, trockenes Rasseln hervorbrachte. Die kleine graue Gestalt in der Höhlenöffnung bewegte sich nicht, sondern starrte weiterhin geduldig hinaus zu den regentriefenden Laubvorhängen des Urwalds. Selbst nach all den Jahren gab es keine Möglichkeit zu wissen, ob sie ihn gehört hatte oder nicht. Er ließ seinen Kopf auf das Lager zurücksinken und schloß die Augen, und als das Fieber und seine Schwäche zunahmen, versuchte er sich mit dem Gedanken an sein Sterben abzufinden.
Alles in allem – er konnte zufrieden sein. Er war sogar geneigt, rückblickend zu sagen, daß er glücklich gewesen sei. Die paladorische Frau war so unzugänglich und verschlossen geblieben wie jedes Mitglied einer jeden fremden Rasse, die der Menschheit jemals begegnet war, aber sie war bei ihm geblieben und hatte seine Hilfe angenommen. Er konnte schwören, daß er etwas wie Dankbarkeit in ihren Augen gesehen hatte, als er ihr durch die schwierige Periode der Geburt und ihrer anschließenden Krankheit geholfen hatte. Das hatte ihm gutgetan. Dann hatte es Zeiten gegeben, wo er krank gewesen war. Bei seiner unaufhörlichen Suche nach geeigneter Nahrung für sie und die Kinder hatte er zuweilen die falschen Früchte, Pflanzen, Wurzeln und Samen probiert und sich vergiftet. In solchen Zeiten der Krankheit war sie niemals weit von seiner Seite gewichen.
Am erfreulichsten von allem war die Tatsache, daß die paladorische Frau und ihresgleichen sehr fruchtbar waren. Die Vierlinge von jener ersten Geburt waren jetzt junge Erwachsene und hatten viele weitere Kinder hervorgebracht. Während er im Lauf der Jahre ihre Vermehrung beobachtet hatte, war in ihm eine allmähliche Veränderung vor sich gegangen. Das Krebsgeschwür der Schuld, das seit dem Georgetown -Zwischenfall in ihm gefressen hatte, war nach und nach zur Ruhe gekommen und hatte aufgehört, sein Leben
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