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Die Zeitfalte

Die Zeitfalte

Titel: Die Zeitfalte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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erkennen, wie du mich erkennst, ohne mich erst anschauen zu müssen. Weil ich immer für dich da war; so wie er immer … «
    »Ja.« Charles schlug sich mit der Faust in die offene Hand. Er hatte sich endgültig entschieden. »Kommt! Wir gehen zum ZENTRALEN Zentralen Nachrichtendienst!«
    Calvin packte sie beide am Arm. »Erinnert ihr euch?« sagte er. »Als wir einander zum erstenmal trafen, habt ihr mich gefragt, warum ich in den Wald gekommen bin. Und ich habe gesagt: ›Das weiß ich gar nicht. Es war wie ein Zwang. Als hätte mich eine innere Stimme aufgefordert, ausgerechnet jetzt, ausgerechnet hierher zu kommen.‹ Erinnert ihr euch daran?«
    »Ja. Natürlich.«
    »Ich habe schon wieder so ein seltsames Gefühl. Nicht wie damals; ganz anders, ganz, ganz anders; aber dieses Gefühl sagt mir, daß uns in diesem Gebäude eine schreckliche Gefahr erwartet.«

Der Mann mit den roten Augen
    »W ir wußten, daß wir einer Gefahr entgegengehen«, sagte Charles Wallace. »Frau Wasdenn hat uns das nicht verheimlicht.«
    »Ja, aber sie hat auch gesagt, daß dich Schwereres erwartet als Meg und mich und daß du daher immer auf Nummer sicher gehen sollst. Und deshalb, mein Lieber, wirst du jetzt mit Meg brav hier heraußen warten, während ich mich drinnen erst einmal umschaue.«
    »Nein!«, widersprach Charles Wallace mit Bestimmtheit. »Frau Wasdenn hat uns aufgetragen, beisammenzubleiben und nichts auf eigene Faust zu unternehmen.«
    »Sie hat dir aufgetragen, nichts auf eigene Faust zu unternehmen!«
    »Nein!« Diesmal protestierte Meg, und sie ließ keine Widerrede gelten. »Charles hat recht, Calvin. Wir müssen beisammenbleiben. Stell dir vor, du kannst nicht mehr zurück, und wir müßten dich da drinnen überall suchen! Du lieber Himmel! Kommt. Und wenn es euch recht ist, halten wir einander fest.«
    Hand in Hand überquerten sie den Platz. Das riesige Gebäude des ZENTRALEN Zentralen Nachrichtendienstes hatte nur einen einzigen Eingang, aber der war dafür unmäßig groß: ein Tor, das bis ins dritte Obergeschoß reichte, breit wie ein ganzer Saal und aus einem stumpf-matten Metall, das beinahe aussah wie Bronze.
    »Sollen wir anklopfen?« fragte Meg und kicherte.
    Calvin betrachtete das Tor. »Keine Klinke, kein Türgriff, kein Riegel. Nichts dergleichen. Vielleicht gibt es einen Hintereingang.«
    »Ob wir nicht doch anklopfen?« sagte Charles. Er hob die Hand, aber noch ehe er das Tor berührte, teilte es sich überraschend in drei Segmente, die eben noch unsichtbar gewesen waren. Sie glitten nach oben und zur Seite und gaben den Blick in eine große Eingangshalle frei. Sie war fugenlos mit stumpf grünem Marmor ausgekleidet und an beiden Seiten von Marmorbänken gesäumt, auf denen – unbeweglich wie Statuen – Menschen saßen. Der grüne Abglanz des Marmors auf ihren Gesichtern ließ sie aussehen, als hätten sie es mit der Galle zu tun. Sobald das Tor sich öffnete, ruckten sie den Kindern die Köpfe entgegen, wandten sich dann aber gleich wieder ab und blieben in starrer Haltung sitzen.
    »Kommt weiter!« sagte Charles, und sie traten ein, immer noch Hand in Hand. Kaum waren sie über der Schwelle, glitt hinter ihnen das Tor geräuschlos zu.
    Die Kinder gingen auf die schmucklose Rückwand der Halle zu. Sie wirkte plötzlich körperlos, beinahe so, als könne man durch sie hindurchgehen. Charles betastete sie mit der Hand. »Sie ist fest und eiskalt.«
    Charles berührte sie ebenfalls. »Brr!« rief er aus.
    Meg hielt immer noch Charles an der linken und Calvin an der rechten Hand und spürte keine Lust loszulassen, um ihrerseits die Wand zu berühren.
    »Bitten wir doch jemanden um Auskunft«, schlug Charles vor, zog die beiden hinter sich her zu einer der Bänke und wandte sich an den erstbesten, der dort saß. »Verzeihung, würden Sie uns bitte sagen, wie alles hier abläuft?«
    Der Mann, den Charles angesprochen hatte, blickte die Kinder mißtrauisch an. »Wie alles hier abläuft?« wiederholte er.
    »Nun, wie können wir herausfinden, wer wofür zuständig ist?« präzisierte Charles.
    »Ihr legt eure Papiere der Maschine A vor. Das solltet ihr doch wissen«, sagte der Mann vorwurfsvoll.
    »Wo ist die Maschine A?« fragte Calvin.
    Der Mann wies zur kahlen Rückwand.
    »Aber dort ist doch nichts«, sagte Calvin, »nicht einmal eine Tür. Wie kommen wir da durch?«
    »Ihr steckt eure S-Papiere in den Schlitz B«, sagte der Mann. »Warum stellt ihr so dumme Fragen? Glaubt ihr denn, daß ich sie nicht

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