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Die Zeitfalte

Die Zeitfalte

Titel: Die Zeitfalte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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beantworten kann? Hier solltet ihr solche Späße bleiben lassen, sonst müßt ihr noch einmal durch die Programmierung, und das wollt ihr doch bestimmt nicht.«
    »Wir sind hier fremd«, erklärte Calvin. »Deshalb kennen wir uns nicht aus. Würden Sie uns bitte sagen, wer Sie sind?«
    »Ich bediene eine Buchstabiermaschine der Kategorie Eins für die zweiten Schulklassen.«
    »Und weshalb sind Sie jetzt hier?«
    »Um zu melden, daß ein Buchstabe klemmt. Wenn die Maschine nicht von einem Öler der Gruppe F geschmiert wird, besteht die Gefahr einer Denkstockung.«
    »Gestockte Eier – meinetwegen«, scherzte Charles Wallace, »aber: gestockte Gedanken? Was soll das?«
    Calvin warf Charles einen warnenden Blick zu und schüttelte kaum merklich den Kopf. Meg aber ermutigte ihren jüngeren Bruder durch einen kurzen Händedruck. Sie hatte begriffen, daß Charles Wallace nicht vorlaut oder unhöflich sein wollte, sondern bloß noch immer im dunkeln tappte.
    Der Mann blickte Charles scharf an. »Ich fürchte, ich werde euch melden müssen. Ich habe nichts gegen Kinder, das widerspräche ja meinem Beruf, und ich bereite ihnen nicht gern Schwierigkeiten. Aber ich möchte nicht euretwegen eine Umprogrammierung riskieren müssen. Also werde ich euch melden.«
    »Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee!« sagte Charles. »Wem melden Sie uns denn?«
    »Bei wem«, korrigierte er Mann.
    »Also gut, bei wem. Tut mir leid. Das kommt davon, daß ich noch nicht in die zweite Schulklasse gehe.«
    »Wenn er doch nicht gleich so selbstsicher täte!« dachte Meg. Besorgt blickte sie Charles von der Seite an und preßte seine Hand immer fester, bis er unwillig versuchte, seine Finger freizubekommen. – Er müsse sich vor seinem Hochmut hüten, hatte Frau Wasdenn gesagt. »Bitte, bitte, paß auf!« flehte sie ihn stumm an. – Ob auch Calvin begriff, daß die ganze Hochnäsigkeit, die Charles scheinbar zeigte, nichts anderes war als waghalsiger Mut?
    Der Mann erhob sich und ging den Kindern voran. Seine Bewegungen waren ruckartig, als sei er steif vom langen Sitzen. »Ich hoffe, man wird es euch nicht gleich krummnehmen!« brummte er, während er sie zur leeren Rückwand der Halle führte. »Aber ich wurde schon einmal umprogrammiert, und das hat mir gereicht. Und ich möchte nicht, daß ES mich zu sich rufen läßt. ES hat mich noch nie zu sich gerufen, und ich will mich keineswegs dieser Gefahr aussetzen.«
    Schon wieder: ES. Wer – was war dieses ES?
    Der Mann nahm aus seiner Tasche eine Mappe, die mit Kärtchen in allen Farben vollgestopft war. Suchend blätterte er sie durch und zog schließlich eines heraus. »Ich mußte in letzter Zeit sehr viele Meldungen machen«, sagte er, wie zur Erklärung. »Wahrscheinlich sollte ich doch ein Gesuch um eine Mehrzuteilung von A- 21 -Karten einreichen.«
    Er preßte das Kärtchen gegen die Wand. Es glitt durch den Marmor, als hätte er es verschluckt, und verschwand.
    »Ihr werdet wahrscheinlich einige Tage eingesperrt«, sagte der Mann. »Aber man wird euch schon nicht allzu hart anpacken; ihr seid ja noch jung. Entspannt euch, widersetzt euch nicht und kämpft nicht dagegen an; dann ist alles nur halb so schlimm.«
    Er nickte ihnen zu und ging wieder an seinen Platz. Die Kinder blieben allein vor der kahlen Wand zurück.
    Plötzlich war sie verschwunden, und sie standen vor einem riesigen Saal, in dem sich zahllose Computer befanden. Nicht alle waren in Betrieb, aber bei den meisten flackerten Lämpchen auf oder schnurrten die Bandspulen, die als Datenträger dienten. Meg kannte sich ein wenig aus; ihr Vater hatte oft mit Computern gearbeitet und Meg gelegentlich in das Forschungszentrum mitgenommen. Bei einer Maschine wurde soeben die Magnetplatte gewechselt. Eine andere druckte endlose Papierbahnen aus. Das Bedienungspersonal, in weißen Arbeitsmänteln, eilte geschäftig hin und her und ließ sich von den Kindern nicht stören.
    Calvin brummte etwas.
    »Was meinst du?« fragte Meg.
    »›Ihr habt nichts zu fürchten als eure Angst‹«, sagte er. »Das habe ich einmal irgendwo gehört. Aber es nützt nichts. Ich fürchte mich in Grund und Boden.«
    »Ich auch«, gestand Meg und packte ihn noch fester an der Hand. »Wir müssen aber trotzdem weiter«.
    Sie betraten die Computerzentrale. Obwohl der Saal sich weit nach beiden Seiten ausdehnte, wirkte er noch tiefer als breit. So weit das Auge reichte gab es hier nichts als endlose Reihen von Computerschränken.
    Die drei gingen

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