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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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während er die Worte ausstieß, wurde er sich bewusst, dass er den Imperator Occidentalis, seinen Herrscher, wie einen gewöhnlichen Soldaten angeschrien hatte. Er hielt den Atem an, doch es war zu spät.
    »General Siegericus«, sagte Rufus Scorpio mit tödlicher Eiseskälte, »Ihr seid Eures Kommandos und Ranges enthoben.«
      
    Es war natürlich ein Befehl. Aber dennoch erinnerte die Art und Weise, wie der Imperator Marcus Aventinius aufgefordert hatte, wieder das Kommando des rechten Flügels zu übernehmen und hinsichtlich des weiteren Vorgehens seine Meinung zu äußern, eher an einen reuigen Sünder, der vor den Priester trat, um die Absolution zu erbitten. Angesichts dessen wäre es naheliegend für den General gewesen, ein Gefühl der Genugtuung zu empfinden; doch Aventinius war viel zu sehr davon in Anspruch genommen zu überlegen, wie sich der bereits entstandene Schaden noch begrenzen ließ. Den persönlichen Triumph hob er sich für den Moment auf, wenn feststand, dass die persische Gefahr abgewendet war. Und sollte dieser Moment nicht kommen, würde es ohnehin keinen Anlass geben zu triumphieren.
    »Die Lage ist ernst, Imperator. Und ich weiß nicht, welchen Rat ich Euch geben soll, denn unter Umständen gibt es gar keine richtige Taktik. Nur eine falsche und eine weniger falsche.«
    Um Ruhe zu haben, hatten die beiden Männer sich ein wenig vom Lager entfernt, wo in der kühlen Morgendämmerung bereits lärmende Vorbereitungen zum Aufbruch getroffen wurden. Die Legionen machten sich marschbereit, mit tausendfach eingeübter Routine wurden Zelte und Palisaden abgebaut. Bis auf zwei Prätorianer, die ihnen in angemessenem Abstand folgten, waren der Kaiser und sein Feldherr alleine.
    »General Aventinius, ich denke, dass wir uns in einer Situation befinden, in der nur noch Nichtstun wirklich falsch sein könnte. Imperator Konstantin weiß, dass wir am Lacus Asphaltites die Perser aufzuhalten versuchen werden. Er will versuchen, sein Fußvolk zurückzulassen und die Reiterei unter Verzicht auf Rüstungen und Tross auf schnellstem Wege uns zu Hilfe kommen lassen. Aber es wird dennoch dauern, bis seine Kavallerie hier sein kann. Gelingt es uns, die Perser bis dahin zu binden, haben wir schon einen Erfolg zu verzeichnen.«
    Aventinius zog mit der Schuhspitze eine Schlangenlinie in den steinigen Sand.
    »Ja, sicher … obwohl leichte Kavallerie und Cataphracte ohne Rüstungen alleine wohl zu wenig sein werden. Doch es ist ein Anfang. Die Frage ist, wie können wir die Perser zum Halten zwingen? Ich muss gestehen, dass General Siegericus’ Vorschlag auch mir als einzig erfolgversprechende Möglichkeit erscheint. Die Stärke des Gegners, seine Masse, gegen ihn verwenden, seine Unbeweglichkeit ausnutzen, überraschend das ungeschützte Ende seiner langen Kolonne attackieren, um ein Chaos hervorzurufen … das ist sinnvoll, wenigstens auf diesem Gelände. Aber wenn wir ihn einholen wollen, müssen wir schneller vorankommen, koste es, was es wolle. Die Befehlshaber der Griechen sollen ihre Männer gnadenlos antreiben, ihre Klagen dürfen uns nicht kümmern. Wir brauchen jeden Mann, wenn es so weit ist. Was aber viel schwerer wiegt …«
    Er verwischte die in den Sand gezeichnete Linie mit der eisenbeschlagenen Sohle seines Soldatenstiefels und fuhr fort: »Wir dürfen nicht riskieren, dass Meh-Adhar erfährt, wie sehr wir ihm auf den Fersen sind, denn dann würden wir sofort jede Chance verlieren, ihn zu überraschen. Er hat mit Sicherheit auch Späher, denn wie sonst hätte er von unserer Anwesenheit erfahren und diesen Plan entwickeln können. Aber er setzt sie wohl nur zur Aufklärung der vor ihm liegenden Marschroute ein, sonst hätten unsere arabischen Kundschafter sie längst in der Umgebung unseres Heeres ausgemacht. Wie dem auch sei, selbst unsere vortrefflichen arabischen Späher könnten durch Zufall entdeckt werden, was Meh-Adhar alarmieren würde. Das müssen wir um jeden Preis vermeiden, deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als darauf zu verzichten, unsere Aufklärer auszuschicken.«
    »Wir müssten blind marschieren …« sagte Rufus Scorpio. »Das ist sehr gefährlich. Ein Blinder tritt leicht in Schlaglöcher und stürzt. Aber Ihr habt natürlich recht, wir dürfen nichts unternehmen, was Meh-Adhar hilft, unsere Absichten zu erkennen.«
    »Beten wir, dass wir seine Absichten richtig erkannt haben«, sagte Marcus Aventinius und schaute nach Osten. Über den schroffen Höhenzügen, hinter

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