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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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verschluckt.
        
     

24
     
    Trevera
Im Palast Karls
     
    Die beiden Männer standen regungslos vor dem Tisch und spürten fast körperlich, wie sich die Augen des Oberkämmerers in ihr Inneres bohrten. Legat Petrus Miles und der Adjutant des Kommandanten von Aachen waren durch Zufall gleichzeitig eingetroffen, als Einhard gerade sein Mittagsmahl, das im Wesentlichen aus dunklem Brot und einigen Früchten bestand, zu sich nahm. Doch die Botschaften, die sie ihm brachten, ließen seinen ohnehin geringen Appetit gänzlich verschwinden.
    »Wenn das stimmt«, sagte er sehr leise und schneidend, »dann sollten sich die Verantwortlichen schon jetzt auf die Konsequenzen einstellen.«
    »Es ist leider eine Tatsache, Exzellenz«, antwortete der Adjutant und versuchte vergeblich, den Blicken des Oberkämmerers auszuweichen. »Zwei Wachen, die vorgestern morgen nicht von ihrem Patrouillengang zurückgekehrt waren und schon als Deserteure betrachtet wurden, sind gestern früh aufgefunden worden. Jemand hatte sie, vermutlich mittels Zauberei, betäubt und ihnen die Uniformen abgenommen. Daher vermutet der Hauptmann …«
    »Er vermutet?«, rief Einhard in einer ungewohnten Aufwallung von Zorn aus und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Es gibt nichts zu vermuten! Ihr habt doch gehört, was der Legat berichtet hat. Ein Römer kennt das Geheimnis unserer neuen Waffen! Und das gleich nach diesen Vorfällen in Aachen, das ist kein Zufall. Es ist unfassbar!«
    Einhard atmete tief ein, und stützte den Kopf mit geschlossenen Augen in die Hände, um nachzudenken.
    Von Petrus Miles hatte er erfahren müssen, dass ein junger Ostgote auf Reisen, den er vor Kurzem als Gast in seinem Hause gehabt hatte, offenbar ein Spion des Imperiums war. Als der Gesandte eine Stunde zuvor nach Hause gekommen war, fand er dort ein Schreiben vor, das während seiner Abwesenheit hinterlegt worden war. Darin wurde er von eben jenem Römer, einem gewissen Andreas Sigurdius, dringend gebeten, einen beiliegenden Brief mit dem schnellsten verfügbaren Kurier Marcellus Sator, dem Präfekten des Föderatenbüros in Rom, überbringen zu lassen; es beträfe die Sicherheit des Imperiums. Misstrauisch hatte Miles daraufhin den Brief selber gelesen und war dann zum Oberkämmerer geeilt, um ihn vom Inhalt in Kenntnis zu setzen.
    Ohne den Kopf zu heben, sagte Einhard zum Soldaten: »Ihr werdet dafür sorgen, dass umgehend dreißig Mann zum ›Roten Drachen‹ geschickt werden. Wenn dieser Sigurdius noch dort ist, soll er festgenommen und sofort zu mir gebracht werden. Die Wachen an den Stadttoren sollen alle kontrollieren, die Trier zu verlassen versuchen. Lasst uns hoffen, dass er noch in der Stadt ist und wir seiner habhaft werden.«
    Denn wer weiß, ob er nicht mehr herausgefunden hat, als der Brief verrät, setzte Einhard in Gedanken hinzu, ehe er fortfuhr: »Ihr habt Eure Befehle! Worauf wartet Ihr, beeilt Euch!«
    Der Adjutant salutierte und verließ schnell den Raum, erleichtert, dass er nicht das sprichwörtliche Schicksal des Überbringers schlechter Botschaften erleiden musste. Petrus Miles blieb unbeweglich stehen und wagte kaum zu atmen.
    Endlich hob Einhard den Kopf, schaute dem Gesandten stechend in die Augen und sagte mit vernichtendem Tadel: »Legat, Ihr habt mich bitter enttäuscht.«
    »Bitte, Exzellenz …«
    »Keine Ausflüchte! Ihr habt selbst gesagt, dass der Ostgote an jenem Abend bei Euch Interesse an Aachen bekundet hatte. Warum habt Ihr mich nicht umgehend informiert? Kein normaler Reisender könnte das bedeutungslose Aquae Granni sehen wollen, das hätte Euren Verdacht erregen müssen. Ich hätte den Mann überwachen lassen, und sobald er sich verraten hätte, wäre es ihm ergangen wie den oströmischen Spionen. Dann befänden wir uns jetzt nicht in dieser gefährlichen Situation, denn ich bin mir völlig sicher, dass er und ein unbekannter Komplize es waren, die sich vorgestern in Aachen eingeschlichen hatten.«
    Der Legat blickte beschämt zu Boden wie ein Kind, das man beim Stehlen eines Apfels ertappt hatte und das nun mit der unausweichlichen Bestrafung rechnete.
    »Nein, Legat, diesmal habt Ihr Eure Arbeit schlecht verrichtet. Geht heim und hofft, dass meine Männer den Römer fassen, ehe er das Land verlassen kann.« Mit einer knappen Handbewegung bedeutete er dem Gesandten, sich zu entfernen, und Petrus Miles verließ wortlos das Zimmer.
    Einhard rollte nachdenklich eine Weintraube zwischen den Fingern und überlegte.
    Eine

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