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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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erhalten.«
    Der König blickte ihn verblüfft an, und der Oberkämmerer glaubte, für den Bruchteil eines Augenblicks den Ausdruck des Schreckens auf seinem Gesicht gesehen zu haben: »Das heißt … Ihr wisst nun, wie Ihr …«
    »Beinahe. Es besteht Grund zur Hoffnung, dass wie mit diesem neuen Wissen die Leute finden, derer wir bedürfen.«
    Karls Züge entspannten sich wieder. »Wie meint Ihr das?«
    »Es hat den Anschein, als besäßen die Priester der Abotriten die Fähigkeiten, die wir benötigen und die wir bei den Sachsen vergeblich gesucht haben. Euer Heer steht kriegsbereit im Sachsenland, es bräuchte nur die Elbe zu überqueren, um …«
    Der König schüttelte den Kopf, noch bevor Einhard zu Ende gesprochen hatte. »Krieg gegen die Abotriten? Nein, das kann ich nicht entscheiden, ohne mich zuvor mit Wibodus beraten zu haben. Ich werde ihn später, wenn ich mich erfrischt habe, zu mir rufen lassen.«
    Einhard ahnte, was sich hinter den Worten des Königs verbarg, nämlich dass sein Interesse an der Verwirklichung des Wahren Willens deutlich geschwunden war, sofern es überhaupt noch vorhanden genannt werden konnte. Und dass es bedrohlich danach aussah, als würde Wibodus die Oberhand gewinnen. Dunkle Gewitterwolken begannen, sich Unheil verkündend am Horizont zusammenzuballen.
    »Ich werde Euch wissen lassen, wie ich mich entschieden habe«, sagte Karl auf eine Weise, die unmissverständlich ausdrückte, dass er das Gespräch nicht fortzusetzen wünschte. Ohne ein weiteres Wort machte er kehrt und ging.
    Einhard blieb an der Säule stehen. Er wusste, dass nun alle seine Bemühungen, dem göttlichen Auftrag gerecht zu werden, zu Staub zu zerfallen drohten, und diese unvorbereitet über ihn hereingebrochene Bedrohung lähmte seinen Körper. Sein Geist jedoch arbeitete fieberhaft, um die Situation zu überblicken und zu ergründen, was sein nächster Schritt sein müsste, wollte er nicht noch mehr Boden unter den Füßen verlieren. Doch momentan war der einzige Vorteil, den er auf seiner Seite wusste, dass die Scara mit ihren neuen Elitetruppen, den schweren Panzerreitern und den mit Gewehren bewaffneten berittenen dragonarii, unter seinem Befehl stand, sodass Wibodus nicht über sie verfügen konnte. Da diese Einheiten das Fundament der Kriegsplanungen darstellten, würde der General auf die Kooperation des Oberkämmerers angewiesen sein, und durch diese Einschränkung ließ sich der Beginn des Feldzugs verzögern, vielleicht sogar verhindern.
    Er klopfte in Gedanken versunken mit den Fingern auf der Säule und begann, einen Weg zur Lösung seiner Probleme in Erwägung zu ziehen, an den alleine schon zu denken er bislang Skrupel gehabt hatte.
        
     

25
     
    Bardowick
Im nördlichen Sachsen
     
    Je weiter sich Andreas und Franklin vom Rhein entfernt hatten und je tiefer sie der Heerweg nach Sachsen hineingeführt hatte, desto häufiger waren sie auf Spuren eines immer noch schwelenden und häufig aufflammenden Kampfes zwischen Eroberern und Eroberten getroffen. Zuweilen lagen am Straßenrand die verkohlten Überreste zahlreicher Ochsenkarren, wo einer der Wagenzüge mit Nachschub in einen Hinterhalt geraten war. Dann wieder tauchten die Ruinen eines sächsischen Dorfes auf, von den Franken zerstört, weil seine Bewohner die Aufständischen unterstützt hatten. Die nicaeischen Priester, die den Sachsen das Heidentum austreiben sollten, trauten sich nur mit militärischem Schutz aus den befestigten Stützpunkten, um Zwangstaufen vorzunehmen und Sachsen aufzuspüren, die heimlich die bei Todesstrafe verbotenen heidnischen Riten praktizierten. Auch Franklin und Andreas hatten sich bemüht, am Ende eines jeden Tages vor Anbruch der Dunkelheit eine der fränkischen Garnisonen entlang des Heerwegs zu erreichen, um dort im Schutz der Palisaden die Nacht verbringen zu können. Sie waren gut vorangekommen und hatten bald Bardowick erreicht, eine wichtige Festung nahe der Elbe, dem Grenzfluss zu Abotritien.
    Früh am Morgen verließen sie Bardowick in Richtung des Stroms und passierten dabei den großen Appellplatz vor den Toren des Lagers, wo gerade die gesamte Garnison, eine volle Tausendschaft, zum Gottesdienst angetreten war. Mit den Helmen unter den Armen hörten die Soldaten die Worte des Priesters, der bei einem faltbaren Feldaltar vor ihnen stand und dröhnend rief: »… seid ihr hier als Soldaten Gottes! Eure geheiligte Aufgabe ist es, das Heidentum zu vernichten, die Götzenbilder zu zerschlagen,

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