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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Imperators mit Krista von Toletum gesehen hatte, wenn sie sich nur beruhigen würde.
    Claudia würdigte diese Bestechungsversuche keines Wortes – was nicht hieß, dass sie dieses Versprechen nicht in Erinnerung behielt – und wandte sich ihrem Verlobten zu. »Du wirst doch bald zurück sein, Andreas, nicht wahr?«
    Aus dem Munde jeder anderen Frau wäre dieser Satz in dieser Situation ein weinerliches Flehen gewesen. Bei Claudia hingegen klang es wie eine Aufforderung.
    »Das hängt nicht von mir ab, Claudia. Nicht einmal dein Vater weiß, wie lange es dauern wird, bis wir alle Aufzeichnungen zusammenhaben. Es gibt viele kleine Dörfer im Hochland von Hispania …«
    »… mit vielen hübschen blonden Westgotinnen, nicht wahr?«
    Andreas zuckte zusammen und wollte sich bereits verteidigen, aber dann merkte er am Tonfall, dass Claudia ihn mit diesem Satz nur aufziehen wollte. Außerdem lächelte sie jetzt, und das war das sichere Zeichen, dass sie die Verschiebung der Hochzeit akzeptiert hatte. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, dass aus Marcellus’ Gesicht die Erleichterung sprach.
    Der Abschied von Claudia nahm noch eine Weile in Anspruch, und als der letzte Kuss ausgetauscht war, begleitete der Präfekt Andreas zu seinem wartenden Pferd. Er sagte kein Wort, während sie durch die weitläufigen Gärten der Villa gingen, und Andreas wagte nicht, das Schweigen zu durchbrechen.
    Schließlich erreichten sie einen Platz am Rande des Gartens, der mit weißem, feinem Kies bestreut war und in dessen Mitte ein altersgrauer Marmorbrunnen stand. Aus dem Mund eines mit Grünspan überzogenen Satyrkopfes aus Bronze fiel ein weicher Wasserstrahl plätschernd ins Wasser. Beim Anblick des Wasserspeiers hielt der Präfekt einen Moment inne. »Weißt du, wie alt dieser Brunnen ist?«
    Andreas, den diese Frage überraschte, wollte verneinen, aber Marcellus redete schon weiter, ohne eine Antwort abzuwarten. »Fast achthundert Jahre. Achthundert Jahre, halte dir diese unglaubliche Zeitspanne vor Augen. Und durch alle diese Jahrhunderte zieht sich lückenlos die Reihe der Imperatoren. Unter ihnen waren Genies und Dummköpfe, Philosophen und Wahnsinnige, Helden und Tyrannen, Heiden und Christen. Aber ganz gleich, wer sie waren, ihre bloße Existenz ist wichtig. Denn solange es einen Kaiser gibt, heißt das automatisch, dass es auch ein Imperium gibt.«
    Er machte eine Pause, und nach einem Moment des Wartens sagte Andreas vorsichtig: »Verzeiht mir, Marcellus … aber ich glaube, ich verstehe nicht, was Ihr mir damit sagen wollt.«
    »Das ist meine Schuld. Statt mich klar und deutlich auszudrücken, habe ich versucht, mich in die Rhetorik zu flüchten. Als ob meine düsteren Gedanken dadurch angenehmer würden! Andreas, ich habe ein sehr, sehr schlechtes Gefühl. Seit den finstersten Jahren, in denen das Westreich vor dem Untergang stand, war Rom nicht in einer potentiell so gefährlichen Lage. Und keiner will es wahrhaben, es ist ein Trauerspiel. Die Generale und der Kaiser sind in Gedanken bereits in Persien, den Frankenkönig nehmen sie überhaupt nicht wahr. Vielleicht überschätze ich die Bedeutung meiner Entscheidungen, aber … ich habe eine Vorahnung, dass es jetzt an dir liegt, ob Rufus VIII. der letzte der Caesaren sein wird …«
    Ein Bediensteter führte das Pferd heran, und Andreas stieg wortlos in den Sattel.
    »Gott möge mit dir sein«, sagte Marcellus leise, fast flüsternd.
    Andreas nickte ernst und ritt dann durch das große Tor, ohne noch einmal zurückzublicken.
        
     

2
     
    Trevera
Im Palast Karls
     
    Wibodus schnaubte verächtlich und beugte sich über den Tisch, wobei er sich mit den Fäusten aufstützte. Sein massiger Körper wirkte bedrohlich wie eine schwere, dunkle Gewitterwolke, aus der jederzeit der erste Blitz fahren konnte.
    »Und ich sage, das ist grober Unfug! Der König mag vielleicht auf Euer Geschwätz hören, aber mich könnt Ihr mit diesen Hirngespinsten nicht beeindrucken! Wir sollten Eure wirren Pläne vergessen und zuschlagen, sobald die Gelegenheit günstig ist!«
    Seine dröhnende Stimme, die wie ein Unheil verkündender Donner grollte, ließ seine Gestalt noch furchterregender wirken. Er war nicht ungewöhnlich groß, aber wer ihn sah, glaubte ohne Weiteres die Gerüchte, nach denen er mit bloßen Händen Schwerter verbog. Der Blick seiner blauen Augen unter den buschigen dunklen Brauen war wie ein Messerstich, und er war durch eine breite, wulstige Narbe entstellt, die

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