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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Sassanidenreich seit fünf Jahrhunderten Rom wieder und wieder in Angst und Schrecken versetzt hatte und die einmal sogar bis zum Bosporus, in Sichtweite Konstantinopels vorgedrungen waren. In der Zeit der großen Kriege mit den Perserkönigen hatte das Imperium Orientalis nur ihrem alles niederwalzenden Ansturm widerstehen können, indem es die Cataphracte schuf, die den Eisenmännern als Einzige auf dem Schlachtfeld gewachsen waren. Doch hier, am Ufer des Lacus Asphaltites, würde nichts dem eisernen Sturm Einhalt gebieten können.
    Als einziger unter den römischen Offizieren blieb der Grieche Staurakios ruhig und sagte laut und deutlich, sodass es alle Umstehenden hören konnten: »Die Perser haben einen großen Fehler begangen.«
    »Wieso das?«, fragte Victor verständnislos. »Das sind die Eisenmänner! Als Oströmer solltet Ihr ihre Stärke kennen.«
    »Ihre Stärke und ihre Schwächen. Das sind die Erfahrungen, die wir in vielen Hundert Jahren sammeln konnten, und in diesem Falle denke ich: Wer immer diesen Angriff befohlen hat, ist ein Narr. Die Reiterei wird auf dem von Felsbrocken übersäten Gelände nicht ihre volle Geschwindigkeit erreichen können, und in Ufernähe wird der zähe Schlamm sie bremsen. Und dann werden sie das Flussbett zu durchqueren haben, was sie des mühsam erreichten Schwungs wieder beraubt. Die Wirkung der Eisenmänner beruht darauf, dass sie mit unglaublicher Wucht die Linien ihrer Gegner durchbrechen, Lücken für die nachfolgende Infanterie hineinreißen und Panik hervorrufen. Doch auf dem kurzen verbleibenden Raum zwischen dem Flussbett und uns werden sie kaum noch beschleunigen können.«
    Marcus Aventinius schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Ich war blind! Schnell, gebt Befehl an unsere Bogenschützen und Armbrustträger. Sie sollen sofort vor unseren Linien Aufstellung nehmen. Sobald die erste Welle der Panzerreiter die Böschung des Flussbettes heraufkommt, sollen sie gezielt schießen. Die Bogenschützen auf die unbedeckten Teile der Pferde, die Armbrüste auf die Männer, weil die Bolzen Rüstungen durchschlagen können. Danach sollen sie sich auf der Stelle zurückziehen!«
    Die Ordonnanzen liefen und ritten los, um die Anordnungen zu überbringen. Es blieb wenig Zeit, denn inzwischen hatten sich die Eisenmänner vor die langsamer vorrückende Infanterie gesetzt und ihre Angriffsformation gebildet, vier gewaltige Blöcke, die nebeneinander nahezu die gesamte Breite der Ebene einnahmen. Sie steigerten ihre Geschwindigkeit und mit unglaublichem Lärm kamen sie näher. Das Klirren der Rüstungen, das Donnern der Hufe, das Brüllen der Pferde vermengte sich zu einer infernalischen Musik, die von den Bergen zurückgeworfen wurde und die Luft erstarren ließ.
    »Herr im Himmel«, sagte Rufus Scorpio kaum hörbar. Die blanke Furcht lag über dem Heer der Römer, verfestigt zu einer Dunstglocke aus dem Angstschweiß Zehntausender und beißendem Uringeruch, denn nicht wenige der Legionäre hatten im Angesicht der Eisenlawine ungewollt Wasser gelassen. Trotzdem wurden General Aventinius’ Befehle umgehend ausgeführt und zwischen den hohen Schilden taten sich Lücken auf, durch welche die Schützen heraustraten.
    Die vordersten Panzerreiter hatten nun das trockene Flussbett erreicht und stiegen hinab in die Senke. Sie mussten ihr Tempo verringern, und es kam zu Stockungen und Unordnung, da die ihnen folgenden Reiter zunächst mit unverminderter Geschwindigkeit nachdrängten. Sie konnten die gegenüberliegende Böschung nur im schleichend langsamen Schritt ersteigen, dadurch aber staute sich die gesamte Masse der Kavallerie hinter ihnen. Am Seeufer sah es noch schlimmer aus, da hier der Schlamm die Reiterei schon vorher hatte zurückfallen lassen.
    Die erste Welle der Eisenmänner kam mit zum Angriff gesenkten Lanzen aus der Senke herauf. Und beinahe im gleichen Augenblick schnellten die Pfeile und Bolzen mit verheerender Wirkung durch die Luft. Getroffene Pferde fielen mit röhrenden Schreien zu Boden und begruben ihre Reiter unter sich; Soldaten stürzten aus den Sätteln und schlugen mit metallischem Krachen auf die Steine. Tiere, die von den Geschossen nur verletzt worden waren, tobten vor Schmerzen, sodass ihre Reiter die Kontrolle über sie verloren und in die Lanzen der nachrückenden Kavalleristen gerissen wurden.
    Die römischen Schützen zogen sich sofort wieder in den Schutz der Schilde zurück, die sich hinter ihnen umgehend wieder zu einer undurchdringlichen

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