Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
Vom Netzwerk:
fordern.«
    »Ich bin mir meiner Respektlosigkeit bewusst«, meinte der alte Araberfürst, »doch ich glaube, Ihr irrt Euch, Basileos. Ja, der Prinz wird enttäuscht und wütend sein. Aber unter dem Einfluss eines so besonnenen Mannes wie General Meh-Adhar kann sich diese Wut verflüchtigen wie Morgennebel in der Sonne. Um seinen Zorn heraufzubeschwören, müsst Ihr ihn reizen bis aufs Blut, sodass er keiner Vernunft mehr zugänglich ist und sogar der General nicht mehr mäßigend auf ihn einzuwirken vermag.«
    Der Imperator dachte kurz über die Worte des Scheichs nach. »Ich verstehe … aber wie könnten wir das erreichen? Wie ihn in solchen Zorn versetzen?«
    »Basileos, Nadelstiche töten einen Elefanten nicht. Doch sie können ihn in blinde Raserei versetzen, sodass er dem Abgrund entgegenrennt. Lasst meine Männer die Nadeln sein.«
      
    Er hatte all seine Beredsamkeit aufgeboten, um den Prinzen umzustimmen, wohl wissend, dass er damit sein Leben riskierte. Hinter Meh-Adhar standen die Gardesoldaten, und sie hätten ihn auf einen einzigen Wink Ardashirs hin mit ihren Lanzen durchbohrt. Doch diese Gefahr nahm er auf sich, solange sich damit wenigstens eine vage Chance verband, dem Prinzen die Erlaubnis zum Abzug des Heeres abzuringen.
    Und das Wunder war geschehen, die Furchtlosigkeit des Generals begann, Früchte zu tragen. Er hatte den Wankelmut des Prinzen nutzen können. Es war ihm gelungen, den Thronfolger zu überzeugen, dass ein sofortiger Weitermarsch und die schnelle Eroberung Ägyptens mit seinen Reichtümern ihm weitaus mehr Ruhm einbringen würden als eine Schlacht an den Ufern eines Salzsees inmitten der Wüste. Der General atmete innerlich auf, doch just in diesem Augenblick machte ein Ruf des Spähers weiter oben am Hang alle seine Hoffnungen zunichte.
    Sofort richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Römer. Sie hatten Gassen in ihren Reihen gebildet, aus denen nun zahlreiche Berittene in wehenden, weiten Gewändern hervorquollen und sich schnell auf die Perser zubewegten. Ihre Kleidung und ihr grell kollernder Kampfruf wiesen sie eindeutig als Araber aus, die sich äußerlich in nichts von jenen unterschieden, die in den unter persischer Herrschaft stehenden Gebieten Arabiens zum Kriegsdienst gezwungen wurden. Meh-Adhar konnte sich nicht erklären, was dort vorging. Diese Attacke erschien ihm sinnlos, denn auch die Römer hätten wissen müssen, dass für diese leicht bewaffneten Reiter nicht die geringste Aussicht bestand, die eisenstarrenden Reihen zu durchbrechen; sie würden aufgespießt von den Lanzen der Unsterblichen den Tod finden.
    »General!«, sagte Ardashir ärgerlich. »Was geht dort vor? Meintet Ihr nicht eben noch, die Römer würden nicht angreifen?«
    »Eine Verzweiflungstat, Hoheit. Es sind Araber, und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass diese Leute oft ohne Befehl handeln«, antwortete Meh-Adhar. Doch er war von seinen Worten nicht überzeugt; ihm schien, dass hinter diesem Ausfall eine Absicht steckte. Ihm kam der Gedanke, dass diese Attacke möglicherweise ein ganz bestimmten Zweck verfolgte. Die Banner des Heeres verkündeten weithin sichtbar, dass Prinz Ardashir den Oberbefehl innehatte. Was, wenn jemandem aufseiten der Römer der Charakter des Prinzen bekannt war und man nun auf seine Reizbarkeit spekulierte?
    »Rasch!«, befahl er einem der wartenden Meldereiter. »Zu General Kavad. Die parthischen Bogenschützen sollen auf die Araber schießen, schnell!«
    Die Ordonnanz riss ihr Pferd herum und ritt unverzüglich los. Doch es war bereits zu spät, denn inzwischen waren die Reiter nur noch knapp hundert Schritt von den persischen Linien entfernt, wo die Soldaten in Erwartung des Zusammenstoßes die Schilde in Stellung brachten und die Lanzen senkten.
    Aber die Araber zogen nicht ihre Krummschwerter, um sich in die Speere der Unsterblichen zu stürzen. Stattdessen ergriffen sie im vollen Galopp ihre Bögen, zogen Pfeile aus den Köchern und hielten, ihre Pferde freihändig nur mit den Beinen lenkend, auf die Krieger des Shahinshah zu. Und dann, nur zwanzig Schritt vor den Persern, machten sie kehrt und schossen ihre Pfeile aus der Bewegung des Wendens heraus ab. Die Geschosse hagelten aus nächster Nähe in die dichten Reihen der Perser, und wenn auch viele an den Helmen und Kettenpanzern abprallten, so bohrte sich doch ein großer Teil von ihnen in Fleisch. Schreie gellten, Männer stürzten zu Boden. Dutzende, Hunderte fielen alleine in der vordersten Linie, ihre

Weitere Kostenlose Bücher