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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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sich mit jedem dissonanten Schreien aus dem Munde des Thronfolgers weiter verfestigte.
    »Hoheit«, antwortete er, ohne auch nur im Geringsten auf die absurden Vorwürfe einzugehen, »wir müssen die Truppen schnellstens neu ordnen. Ihr habt gesehen, welche Ergebnisse ein Angriff auf die Römer zeitigt. Ich schlage sofortigen Abzug und Weitermarsch vor.«
    »Das habe ich von Euch nicht anders erwartet!«, zischte der Prinz. »Ja, Ihr werdet das Heer neu formieren. Und zwar zum Angriff! Wir werden diese dreckigen Christen, die sich hinter ihren Schilden verstecken, erdrücken! Nehmt alle unsere Fußtruppen, alle! Habt Ihr das verstanden? Und ich verbiete, Gnade zu gewähren! Ich will sie alle tot sehen!«
    Meh-Adhar wollte widersprechen. Die Ballung einer derartigen Menschenmasse, träge und kaum lenkbar, auf dem arg begrenzten Raum dieses Schlachtfeldes war nutzlos, sogar gefährlich. Doch er hielt sich zurück, weil er wusste, dass er sein Leben nicht riskieren durfte. Nicht jetzt, da er das Letzte war, was noch zwischen seinen Soldaten und dem Wahnsinn Ardashirs stand. Wenn diese Schlacht wirklich geführt werden musste, dann durfte er nicht zulassen, dass ein tobender Irrer den alleinigen Befehl innehatte. Meh-Adhar war sich der Paradoxität der Lage wohl bewusst: Er, der General, musste am Leben bleiben, um bei diesem Kampf so viele Leben wie möglich bewahren zu können. Seine Gegner waren nun nicht mehr die Römer.
    Der wahre Feind hieß Ardashir.
      
    »Nein, sie ziehen sich nicht zurück«, sagte Aventinius und setzte den Accederus ab. »Aber das hatte ja auch keiner von uns wirklich erwartet. Sie werden wiederkommen.«
    »Für mich hat es den Anschein, dass sie sich neu gruppieren«, meinte Rufus Scorpio, und Staurakios pflichtete ihm bei.
    »Ganz bestimmt sogar, basileos. Der Angriff eben wurde nur von beschränkten Kräften durchgeführt. Ich bin mir sicher, dass wir uns bei ihrem nächsten Versuch einem weit größeren Teil des persischen Heeres gegenübersehen werden, wenn nicht sogar ihrer ganzen Armee.«
    »Wie kommt Ihr darauf?«, fragte Victor, nachdem er einen Schluck verdünnten Essigs aus der Feldflasche genommen hatte. »Auf diesem Terrain ist bloße Masse doch kaum von Nutzen. Warum sollte Meh-Adhar derartig unvernünftig handeln?«
    »Weil es sicherlich nicht Meh-Adhar ist, der einen erneuten Angriff veranlassen wird«, antwortete der Oströmer. »Ich bin nun mehr als zuvor der Ansicht, dass Prinz Ardashir ganz erheblich für das persische Vorgehen verantwortlich ist.«
    »Sei es, wie es wolle«, meinte der Kaiser, »wir müssen uns darauf vorbereiten, uns zu verteidigen, ganz gleich, wer auf persischer Seite den Befehl innehat. Bislang waren unsere Verluste wie durch ein Wunder sehr gering, doch das haben wir nur dem Zufall zu verdanken. Noch einmal wird uns ein solches Glück nicht widerfahren.«
    Die Bewegungen im Perserheer wurden aufmerksam verfolgt, während die Sonne immer höher stieg. Der Morgen ging in den Vormittag über, und die Hitze begann, sich bemerkbar zu machen. Nicht der kleinste Schatten bot sich den Legionären, sie mussten die Glut regungslos in ihren Rüstungen ertragen. Hinzu kam die unermessliche Anspannung aller Sinne, und immer häufiger geschah es, dass Männer ohnmächtig zusammenbrachen.
      
    Meh-Adhar beobachtete die Aufstellung der Truppen, aber zugleich versuchte er, eine Lösung für sein Dilemma zu finden.
        Ich kann den Angriff nicht verhindern, dachte er. Wie kann ich dann das Blutbad verhindern? Die Römer werden nicht zurückweichen, wir werden ihre Verteidigung nicht durchstoßen können. Es ist, als würden wir offenen Auges gegen eine Wand anrennen. Wir werden uns selbst den Schädel spalten, wenn wir einen Gegner angreifen, der in der besten denkbaren Verteidigungsposition ist. Die Römer werden dabei große Verluste erleiden, aber sie wissen genau, dass sie standhalten können, solange wir keine andere Wahl haben, als sie frontal anzugreifen. Und letztendlich wird unser Blutzoll weitaus furchtbarer sein als der ihrige. Ich kann doch nicht untätig zusehen, wie die Armee, die mir anvertraut wurde, sich sinnlos aufreibt. Aber wie könnte ich das verhindern?
    Unvermittelt sah der General einen Hoffnungsschimmer, als er durch Zufall einen Blick auf die römische Front warf. Die Reihen der Soldaten boten ein einheitliches Bild, sie hatten ihre großen, rechteckigen Schilde abgesetzt, und wo ihre Körper nicht von den geschuppten Brustpanzern

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