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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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bedeckt wurden, leuchtete trotz des Staubs weithin sichtbar das traditionelle Rot ihrer Tuniken. Nur am äußersten östlichen Ende, im Gebiet des Seeufers, war dem nicht so. Dort dominierten weißes Tuch und hohe Ovalschilde. Der General war sich sicher, dass auf diesen Schilden das Christusemblem prangte. Das Aussehen der oströmischen Truppen war ihm wohlbekannt. Und er wusste auch, dass die Griechen wahre Meister des Reiterkrieges waren, ihr Fußvolk sich jedoch bei Weitem nicht mit dem des Westreiches messen konnte. Scheinbar war der römische Feldherr ähnlicher Meinung, hatte er doch die Oströmer dort platziert, wo der schlammige Grund einen Angriff unwahrscheinlich machte. Diese Schwierigkeit galt es in Kauf zu nehmen, denn wenn überhaupt, so bot sich hier die einzige Möglichkeit, die römische Verteidigung zu durchbrechen. Wollten sie dann nicht von der Flanke her in die Zange genommen werden, blieb den Römern gar nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen. Damit wäre ein endloses Anstürmen gegen die Wand der Legionen vermieden und man könnte den Marsch nach Ägypten bald fortsetzen. Ardashir würde gewiss ungnädig reagieren, da es ihm so versagt bleiben würde, alle Römer tot zu sehen. Und das war ein Grund mehr für Meh-Adhar, diesen Plan umgehend in die Tat umzusetzen.
    Er versuchte, sich ins Gedächtnis zurückzurufen, wie die Oströmer bei der Attacke der Eisenmänner reagiert hatten. Aber er musste sich eingestehen, dass er sein Augenmerk zu sehr auf das Zentrum des Geschehens gerichtet hatte, und es blieb keine Zeit, Berichte anzufordern. Der Prinz war gerade damit beschäftigt, sich Wein reichen zu lassen, um dem von Staub und Schreien rauen Hals Linderung zu verschaffen. Die Gelegenheit war also günstig, um eigenmächtig einige zusätzliche Befehle zu erteilen.
    Er gab Bahram die Anweisung, die Truppen so zu formieren, dass die Griechen mit besonderer Wucht vom Angriff getroffen würden.
      
    Chiliarchos Gypos, der als Verbindungsoffizier zu den oströmischen Befehlshabern fungierte, kam herbeigeritten und brachte sein Pferd unmittelbar vor dem Imperator und seinen Generalen zum Stillstand.
    »Vergebt mir die Störung, basileos und Exzellenzen. Aber unter den Oströmern herrscht große Besorgnis.«
    »Wieso? Die griechischen Einheiten haben die Lage bislang gut gemeistert. Ein weiteres Mal werden die Perser nicht den Fehler machen, im zähen Matsch des Ufers anzugreifen«, erwiderte General Victor.
    »Das ist es nicht, Exzellenz. Die meisten der Soldaten kannten bisher nur den Dienst in städtischen Garnisonen, ihr Pflichten beschränkten sich in der Hauptsache auf Polizeiaufgaben, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. Niemand weiß, wie sie sich unter dem Druck einer langen Schlacht verhalten werden, selbst wenn sie nicht im Mittelpunkt der Kämpfe stehen.«
    Victor wandte ein, dass auch die Legionen seit den Tagen des Arabischen Aufstandes keine wirkliche Schlacht mehr gesehen hatten, sondern nur die endlosen Ärgernisse mit den Beduinen kannten, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bei denen kleine weströmische Kontingente das Imperium Orientalis bei Unannehmlichkeiten mit Unruhestiftern in den unwegsamen Grenzregionen Moesias oder Armenias unterstützt hatten. Doch diesen Einwand wollte strategos Staurakios, der das Gespräch verfolgt hatte, nicht gelten lassen.
    »Verzeiht, wenn auch ich mich dazu äußere, General Victor. Doch ich bin der Auffassung, dass Ihr irrt. Wie ich weiß, üben sich Eure Legionen häufig in Manövern, bei denen sie mit Gefechtssituationen vertraut gemacht werden. Aber bei uns ist das nicht so. Nur wenige der Oströmer in diesem Heer haben überhaupt Kampferfahrung, die übrigen hatten bis vor einer Stunde nicht die geringste Ahnung, was sie in einer Schlacht erwartet. Wie sie also bei einem massiven, andauernden Infanterieangriff reagieren werden, weiß Gott der Allmächtige alleine.«
    Es stand somit fest, dass die Sorgen der oströmischen Truppenführer durchaus begründet waren. Dennoch entschloss man sich, nichts zu ändern, denn die Griechen hatten bereits den sichersten und am wenigsten gefährdeten Platz der Schlachtlinie inne. Sie gänzlich zurückzuziehen war nicht möglich, da man zur Auffüllung der entstehenden Lücke die Reihen an anderer Stelle hätte schwächen müssen. Es blieb also nichts anderes übrig, als die augenblickliche Aufstellung beizubehalten.
    Kaum, dass Dionysos Gypos wieder fortgeritten war, um den oströmischen

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